Drive

Die zwei Gesichter des 5er BMW

Hält der neue 5er, was BMW verspricht?
„Business Athlete“ nennt BMW seinen allerneuesten 5er, der am 11. Februar 2017 auf den Markt kommen wird. Und diese Bezeichnung beschreibt ihn perfekt, denn wer im neuen 5er sitzt, bekommt das Beste aus zwei Welten geboten. Oder doch nur einen Kompromiss?

Text: Jakob Stantejsky

In Portugal hat BMW während der vergangenen Wochen die Zelte aufgeschlagen, um Motorjournalisten aus der ganzen Welt das erste Mal den neuen 5er fahren zu lassen. Heute sind wir mit an der Reihe. Direkt am Flughafen bekommen wir den Schlüssel für den 530d xDrive ausgehändigt, der schon in der Garage stehend giftig wirkt. Die Formensprache ist noch einmal aggressiver und sportlicher geworden, das Ding schaut einfach geil aus! Bis zum Abendessen ist jetzt also Zeit zum Spielen. Und das kann man ruhig wörtlich nehmen, denn auf der Autobahn machen wir uns zuerst mal daran, all die verschiedenen Knöpfe und Assistenten auszuprobieren. Der BMW spielt bezüglich Multimedia und Extras wirklich alle Stückerl, die einem nur einfallen können.
Besonders interessiert uns der Spurwechselassistent: Ab 70 km/h soll ein leichter Druck auf den Blinkhebel für wenige Sekunden genügen, damit der Wagen – nur bei freier Nebenspur natürlich – selbstständig die Fahrbahn wechselt. Gekoppelt mit dem Tempomaten, der auf Wunsch die momentan vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit automatisch übernimmt, bedeutet das: Wir müssen nur eine Hand leicht ans Lenkrad legen, den Rest macht der 5er ganz allein. Spurwechsel, Geschwindigkeit anpassen, all das bedarf nur noch minimaler Fingergesten. Wir wären aber keine investigativen Journalisten, würden wir dem Ganzen nicht ordentlich auf den Zahn fühlen. Und tatsächlich, mit ein bisschen Geduld schaffen wir es, dass das System Fehler begeht. So werden etwa manchmal falsche Geschwindigkeitsbegrenzungen übernommen oder der Spurwechselassistent bugsiert uns munter über den Pannenstreifen inklusive Sperrlinie fast bis in den Graben.
Das Fazit lautet also: Der neue 5er kann sehr viel alleine, doch blind vertrauen sollte man ihm doch wieder nicht. Dennoch hat BMW das autonome Fahren mit diesem Auto so gut hingekriegt wie quasi niemand zuvor. Es steht einem frei, in diesem Fahrzeug wie ein König zu sitzen, den Bürokram zu erledigen und überlegen durch die Landschaft zu schweben. Dennoch, wenn wir schlussendlich eh zumindest aufpassen müssen, lenken wir lieber gleich selbst und nützen die Kraft des Wagens aus. Womit wir bei seinem zweiten Gesicht wären.
Runter also von der Autobahn und rauf auf die wunderschönen Küstenstraßen Portugals. Hier jagt eine scharfe Kurve die andere, es ist (zumindest im Dezember) kaum Verkehr und die Aussicht ist atemberaubend. Perfekte Bedingungen also, um den 5er seine athletische Seite ausspielen zu lassen. Der Wagen klebt auf der Straße wie angeschraubt, auch wenn die Fliehkräfte uns Insassen schon in die Böschung zerren wollen. Die Beschleunigung drückt uns tief in den Sitz und lässt eine Horde Endorphine von der Leine. Mit quietschenden Reifen geht es rauf, runter, nach rechts und links. Der Sound des Motors stachelt uns mit seinem rennwagenähnlichen Brüllen nur noch mehr an. Kurz gesagt: Der neue 5er ist ein Sportler der Extraklasse und stellt die Freude am Fahren trotz aller Spielereien an die erste Stelle. Er macht einfach Spaß.
Um die obige Frage also zu beantworten: Nein, der 5er BMW ist kein Kompromiss. Die Münchner haben es tatsächlich geschafft, diesen „Business Athlete“ zu erschaffen, der vom E-Mail-Schreiben bis zur Raserei immer der ideale Partner ist. Komfort, Technologie und Fahrspaß sind in jeder Faser des Wagens zuhause und stehen sich dabei nie im Weg. Wir sind mal so frei und prophezeien: der 5er wird seinen Triumphzug auch mit der neuen Generation fortsetzen. Und allen Benzinbrüdern können wir Dank der Erfahrung des zweiten Testtages ausrichten: Der 540i kann das auch – alles.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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