Ein Z im Kornfeld
von Gregor Josel
Nismo – ein Name, der sich in Europa bisher noch nicht besonders großer Bekanntheit erfreut. Was bei Mercedes AMG oder bei BMW die M GmbH, das ist beim japanischen Hersteller Nissan „Nismo“. Nismo ist vor allem in den USA und in Asien eine fixe Größe in Sachen Motorsport. Die Kompetenz der Nismo-Ingenieure spiegelt sich dort in zahlreichen Rennerfolgen wieder. Seit Kurzem hat Nissan seine Nismo-Sparte auch in Europa im Programm. Nach dem Einstieg mit dem Juke Nismo hat Nissan seit Kurzem mit dem 370Z Nismo nun auch das erste reine Sportwagenmodell der Neo-Marke im Portfolio
Wer klassisches Understatement liebt, der ist mit dem 370Z Nismo allerdings auf dem Holzweg. Den puristischen Look seines ungetunten Pendants hat der Nismo abgelegt. Dieser Nismo kleckert nicht, er klotzt! Die bulligen, aerodynamischen Teile der Frontverkleidung, die massiven 19-Zoll Felgen und der unübersehbare Heckspoiluer, der jedoch optisch nur kurzzeitig von den beiden riesigen Auspuff-Endrohren ablenken kann – all das sind Assets, die man nicht mögen muss, aber durchaus lieben kann, so man sich gewiss ist, den einen oder anderen Blick damit auf sich zu ziehen. Motorisch hat man sich beim Nismo in Zurückhaltung geübt, denn der Nismo wurde „nur“ um 16 PS stärker als das Standard-Modell und leistet somit nun 344 PS, die den Sportwagen mit gewohnt nachhaltigem Druck beschleunigen.
Der Sound ist allemal ein Hochgenuss und man kann das Gasgeben einfach nicht lassen.
Viel Alcantara, viel Sporthaptik. So lässt sichs trefflich Kurvenwetzen.Retro-Optik aus den feschen Siebzigern macht den Z ein wenig räudig. Das drückt sich durchaus auch im Fahrverhalten aus.
Die satten 371 Nm Drehmoment sind bei 5.200 Touren vollends verfügbar, der Z Nismo erlaubt sich die Erhabenheit eines klassischen V6-Triebwerks ohne großartig auf ein, zwei Turbolader zurückzugreifen. Er ist wie er ist: Ein klassischer Sportler mit satter Leistung. Lenkung und Fahrwerk verlangen durchaus etwas Arbeit hinterm Steuer. Die Leichtfüßigkeit eines vergleichbaren Germanen-Sportler vermisst man beim Nismo. Das hat allerdings in weiterer Folge auch viele Vorteile. Denn hat man den Z im Kurvengewühl mal auf Linie gebracht, dann bringt ihn von dort auch nichts mehr so schnell weg. Mit stoischer Ruhe und Gelassenheit pflügt der 370Z Nismo nach erfolgter Richtungsgebung durch die Kurven ohne auch nur ein einziges Mal seine Souverenität in Frage gestellt zu bekommen. Man fühlt sich irgendwie wie auf der Carrera-Bahn, wenn die G-Kräfte den Körper in Richtung Kurvenrand zerren und der Nismo seine Radien erhaben durch die Kurven zieht.
Der Sound ist allemal ein Hochgenuss und man kann das Gasgeben einfach nicht lassen. Apropos Gasgeben: Auch hierbei wartet de Nismo mit einer neuen Spielerei auf. Die sogenannte „Synchro Rev Control“ erledigt die Drehzahlanpassung beim Runterschalten (vulgo Zwischengas) für den Fahrer. Grundsätzlich ein interessantes Feature, dass aber gerade zum Machismo des 370Z Nismo nicht so ganz passen will. Jedenfalls kann man das Ding ja auch ganz einfach aussschalten, wenn man der Meinung ist, das Zwischengas besser als die Elektronik im Griff zu haben.
Was das Fahrwerk des Nismo betrifft, hat man hier eindeutig zum Rennstrecken-Trim tendiert – was für einen Sportwagen lobenswert ist, jedoch eine vollumfängliche Alltagstauglichkeit etwas einschränkt. Grundsätzlich ist der Nismo ein echter Sportler, bei dem das Preis/Leistungsverhältnis stimmig ist. Zumindest in Deutschland, denn dort ist der Nismo um wohlfeile 44.900 Euro zu haben. Bei uns muss man dazu noch diverse Phantasie-Steuern und Abgaben hinzurechnen und kommt somit auf einen Einstiegspreis von relativ satten 64.900 Euro.