40 Jahre nach der Erstversion der Legende läuft der stärkste serienmäßige VW Golf GTI aller Zeiten als Clubsport zu Höchstform auf. Mit Niederquerschnitt-Sommerlutschger ohne Profü.
Wem der freilich nicht ganz wahrheitsgetreue Dialekt-Reim aus dem Vorspann bekannt vorkommt, der hat um 1996 Ö3 gehört. 20 Jahre ist es also her, dass die formidable Wiener Hip-Hop- Kombo „Fünfhaus Posse“ mit ihrem Hit „Golf“ dem legendären Sport-Vehikel huldigte, gekrönt durch einstellige Chartsplatzierungen, immerhin: „Du foast an Goif GTI Turbo 16 Ventü, mit Niederquerschnitt-Sommerlutschger ohne Profü.“Dann da capo. Und Coda: „Auf der Südost an Manta staub’n, Oida, VW GOLF GTI CLUBSPORT des is a G’füh!“
Schon damals hatte der Text Wahrheitsmankos, nicht nur was die Gummierung betraf. Denn der von den Fünfhäuslern besungene Zweier-GTI war nie mit Turbo-Motor erhältlich gewesen. Und der zu jener Zeit auch schon wieder ausgemusterte G60-Lader war auch mehr mit einem Kompressor denn mit einem Turbo zu vergleichen gewesen.
Doch fangen wir von vorne an. Wer fuhr einen Einser-GTI? Der Döblinger Jungspund? Die fadisierte Generaldirektorsgattin? Oder der von der Midlifecrisis überfallene mittlere Angestellte? Wir wissen es nicht mehr, heute sind die ersten Teile mit 1,5-Liter-Motor jedenfalls hochgesuchte Youngtimer. Den Zweier hatten zunächst gut situierte Yuppies wie vorzeigesportliche Turnlehrer (Letztere immer mit den schicken, P-gestanzten Pirelli-Felgen), und als die betuchten Pros schließlich zum 16V (138 PS) oder gar zum G60 wechselten, verkam der Basis- 1800er mit seinen biederen, aber durchzugsstarken 112 PS zum gern verschandelten Jungschlurf-Gefährt. Remus-Auspuff und eine g’scheite Soundanlage mussten sein, die Karton-Hutablage eignete sich dimensionsmäßig bestens für den MDF-verstärkten Einbau von JBL-595-Lautsprechern. Und wenn dann alles herrlich wummerte und knarzte, wurde das letzte Ersparte in einen Satz BBS-Räder investiert. Am End‘ gar in Gold.
Schon mit dem 3er-GTI war der echte Spirit irgendwie dahin, den Job der Yuppieschleuder hatte längst der VR6 geerbt. Der 4er zerspragelte die reine Lehre schließlich endgültig mit dem nicht unwitzigen, aber auch sehr ungenuinen R32. Für alternde GTI-Fans wie den Schreiber dieser Zeilen wäre heute ein 5er – schon mit DSG, aber auch mit fünf Türen – die erste Wahl, der netten Kultiviertheit, aber auch der schönen Wählscheibenräder wegen. Zudem reichen dessen 200 PS allemal für kultivierte Fortbewegung.
Dennoch halten wir nun bei Generation sieben, octo ante portas. Zum 40er hat der Golf eine Jubiläumsversion geschenkt bekommen, sie nennt sich Clubsport und leistet mit 265 PS gerade mal um 90 Pferde mehr als der Basis-VR6 von 1992, dafür aber sicher mit ganz viel mehr Gewicht. Damit es trotzdem für einen Hunderter-
Sprint in unter sechs Sekunden reicht, hat der stärkste GTI aller Zeiten – nicht zu verwechseln mit den diversen R-Golfs – eine spannende Overboost-Funktion: Stemmt man das Gaspedal ordentlich in die Ölwanne, hat die Fuhre kurz 290 PS.
Anders als alle bisherigen Jubiläums-Modelle (zum 20er war dies schmählicherweise sogar ein 110 PS-TDI gewesen) hat der Clubsport keinen Golfball mehr als Schalthebel – derlei tragen nun, warum auch immer, die sportlichen S-Tronic-Audis zur Abendgarderobe. Egal – das Sechsgang-DSG ist im Schalten wirklich eine Größe, per Wippe wichtigmachen will sich hier niemand mehr. Für die Kür hat VW sogar eine zweisitzige Clubsport- S-Version mit Käfig, 20-Zöllern und 310 PS aufgelegt, jedoch nicht im freien Handel. Der muss sich zum Sonderpreis von 41.890 Euro aufwärts mit höchstens 290 PS begnügen, nun aber wirklich mit Turbo-16-Ventü (dem 2,0-TSI-Motor).
Irgendwie macht uns einer wie der Clubsport ja auch Hoffnung. Denn anders als es 5HP in „Golf“ prophezeiten, müssen wir auch heute noch nicht nur mehr „Tramway foan“.