Einen fetten V12 in den Bug eines Cabriolets zu packen, ist sicher nicht die rundenzeitenfokussierteste aller Lösungen, aber dennoch eine althergebrachte Ferrari-Tradition. Nun folgt nach jahrzehntelanger Abstinenz der nächste Streich – namens Ferrari 812 GTS.
Text: Jakob Stantejsky
Zugegeben, seit 1969 ist aus Maranello kein Serien-Zwölfzylinder-Cabrio mehr hervorgegangen, damals eroberte der 365 GTS4 a.k.a Daytona Spider die Herzen aller Autonarren im Sturm. Doch jetzt, in Zeiten von Greta Thunberg und Carsharing, schmeißt Ferrari wieder solch ein total unvernünftiges Vehikel auf den Markt. Lumpen will man sich in Italien sowieso nicht lassen, weshalb man den 812 GTS mit 800 PS und 718 Nm Drehmoment auch gleich zum stärksten Cabriolet der Welt macht. Wenn schon, denn schon. Gell?
Wer seinen Haarstylisten – wir gehen jetzt mal davon aus, dass Ferrarifahrer sich einen solchen leisten können und wollen – zur Verzweiflung bringen möchte, der brettert also in unter drei Sekunden auf 100, in 8,3 auf 200 und schießt dann mit maximal 340 Sachen durch die Landschaft. Da steht die Haarpracht dann nicht mehr ganz so gut im Schuh, aber das stupide Grinsen ist dafür umso breiter – garantiert!
Es basiert der 812 GTS, wie der gefinkelte Leser wohl schon kombinieren konnte, natürlich auf dem 812 Superfast und bringt somit auch all dessen hochentwickelte Assistenzsysteme mit. Also auch wenn er eine kleine Hommage an den Daytona Spider ist, technisch wurzelt das stärkste Cabrio der Welt voll und ganz im Hier und Jetzt. Ist wahrscheinlich auch gut so, schließlich braucht man sonst statt des Stylisten eher einen Ersthelfer.