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GMs bemerkenswertester Clue: der GMC Typhoon

Legende, Rarität und Sportwagenschreck,

das alles vereint in einem einzigen 24 Jahre alten SUV.

GMs bemerkenswertester Clue:

der GMC Typhoon

4,3l Vortec-V6-Motor – 280 PS – von 0 auf 100 in 5,3 Sekunden – 200 km/h Höchstgeschwindigkeit: Klingt nicht besonders aufregend für einen Sportwagen? Was aber, wenn wir euch sagen, dass das alles Werte eines High Performance SUVs aus dem Jahr 1993 sind und er damals sogar amerikanischen Muscle Cars und italienischen Sportwägen das Fürchten lehrte?

Da saß ich nun im Flieger von Sunny San Diego nach Fabulous Las Vegas, nervös wie eine werdende Mutter kurz vorm Kreissaal und ohne jegliches Gepäck im Schlepptau. 45 Minuten Flug später erwarteten mich Spielautomaten, brütende Wüstenhitze und einer von 2497 jemals produzierten 1993er GMC Typhoons in absolut makellosem Zustand. Die SUV Legende und bulliger Traum meiner Kindertage wartet seit 24 Jahren regelrecht darauf von mir abgeholt zu werden und ich wollte diese Schönheit wirklich nicht mehr länger warten lassen…

…damit lehrte GMC sogar Ferrari das Fürchten!

Wenn motorisierte Kindheitsträume war werden

Berits 1992 kreierten die GMC Techniker aus dem preisgünstigen, unschuldigen 82 PS Jimmy den 280 PS starken GMC Typhoon Renn-Truck und überraschten so die staunende Kundschaft mit kompakter SUV-Power. Damals war ich zwar gerade mal sieben Jahre alt und besaß nur das Matchbox Pendant zum SUV Sportler, das im Übrigen heutzutage auch einiges Wert ist, aber auch kleine Mädels werden irgendwann erwachsen und erfüllen sich ihre Träume, vor allem wenn man ganz überraschend ein Schnäppchen mit nur 40.000 km am Tacho findet. Aber was versteckt sich jetzt hinter der stürmenden Naturgewalt wirklich?

Kleine Geschichtsstunde: Man könnte den GMC Typhoon getrost den Vater des hochmotorisierten SUV-Trends nennen, denn seit seiner Blütezeit in den 90ern hat beinahe jeder Autohersteller, der etwas auf sich hält, zumindest ein mächtiges SUV im Sortiment. Seit dem Porsche Cayenne gehören getunte Geländewagen ohnehin zum Standardprogramm: breit bereift, verbreiterte Kotflügel für den bulligen Auftritt und eine Verringerung der Bodenfreiheit aka Tieferlegung zwecks Schönheitsgründen sind da die absoluten Basics. Der GMC Typhoon machte in der Autowelt damals schon gleich viel Wind, wie ein richtiger Taifun und im Gegensatz zu den rund-gelutschten SUV Formen heutiger Tage, verleugnet die kantige, nur wenige Zentimeter über dem Asphalt kauernde Karosserie des GMC Typhoon nicht, was unterhalb der Motorhaube lauert.

Motorzeugs

Unter der Motorhaube steckt ein 4,3 Liter V6, der 280 PS (209 kW) über eine Vierstufen-Automatik an alle vier Räder liefert (Drehmomentsaufteilung von 35 % auf die Vorderachse zu 65% auf die Hinterachse). Der Typhoon wurde damals mir einem 8 cm²-Turbolader und einem Wasser/Luft-Zwischenkühler ausgestattet und damit beschleunigt er von 0 auf 100 km/h in nur 5,3 Sekunden. Obwohl es mich bei der Heimfahrt von Las Vegas unheimlich unter den Fingernägeln juckte, meinen neuen-alten Geländewagen auch ins Gelände zu schicken und die sandigen Wüstenstraßen Nevadas ein wenig aufzuwühlen, sind die sportlichen Veränderungen am Standardfahrwerk nicht wirklich für Off-Road Einsätze gedacht. Dafür liegt das maximale Drehmoment des Turbo-V6 bei 490 Newtonmeter, die Höchstleistung steht daher schon bei extrem niedrigen 4.400/min zur Verfügung und so konnte er sich zu seinen Glanzzeiten leicht mit einer Corvette und anderen stromlinienförmigen Sportwägen messen.

Geschichtsstunde, die Zweite: Man sollte zwar meinen, dass ein SUV nie so viel Spaß wie ein Supersportler machen kann, aber es sei vermerkt, dass der GM Geländewagen beim Test auf der Viertelmeile regelrecht am hübschen Hinterteil der 300 PS starken 5,7-Liter-V8 Corvette klebte und damit die gesamte Automobilwelt überraschte. Erst auf den letzten Metern konnte der Sportwagen mein SUV abhängen, das aber auch nur, weil oben rum die Luft nun mal ein wenig dünner wird für die nicht vorhandene Luftlinie des Typhoons.

Foto-Shooting Location

auf Shelter Island, San Diego, Kalifornien

GMC Typhoon

What a feeling!

Obwohl das Herz des Typhoons nur 6 Zylinder auffährt, klingt der kleine Große beinahe wie ein wuchtiger V8 und macht den Radio somit überflüssig. Zuhause angekommen kam das schwarze Monster erstmal auf die Hebebühne, denn egal wie kräftig der Motor zieht, der Vorwärtsdrang arbeitet ein wenig zu sehr gegen das labile Fahrwerk. Daher heißt es Lenkung straffen und alles ein wenig nachziehen. Nach dieser kurzen Garagenaktion ist Spurtreue noch immer nicht die beste Disziplin, vor allem nicht bei höheren Geschwindigkeiten, aber bis man die erreicht, sucht die Längsbeschleunigung Seinesgleichen.

Und wie sieht es mit dem 23jährigen Innenleben aus? Die Ausstattungsliste des Typhoons glich damals eher der eines Porsches, als der eines schlichten SUVs. Der Innenraum glänzt mit schwarzem Luxus-Leder, nicht dem billigen Zeug, das man von ähnlich alten Ami Sportlern gewohnt ist. Platz findet man ohne Ende, übersichtlich große Fenster und schlanke A-Säulen ebenso und in das schwarz gehaltene Sport-Cockpit ist ein rechtwinklig gestaltetes Instrumentenbrett eingearbeitet, dass perfekt zur übrigen kantigen Gestaltung passt. Die Sitze des Typhoons sind jedoch nicht nur bequem, sondern man kann die Lordosenstütze trotz des stolzen Alters des Geländewagens durch eine Handpumpe ergonomisch gerecht an den Rücken anpassen.

…Liebhaber-Probleme

Zwar beschloss General Motors damals diese leistungsstarken PickUp Trucks und SUVs herzustellen, aber im Endeffekt wurde die eigentliche Produktion nicht von GM, sondern von PAS durchgeführt. Der amerikanische Hersteller von Kleinserien ist mittlerweile leider Pleite und das macht die Beschaffung von Ersatzteilen nicht gerade einfach oder beinahe unmöglich. Noch dazu haben nicht viele Mechaniker je von diesem Sondermodell gehört und trauen sich kaum die Motorhaube aufzumachen. Man sollte denken, dass ein Auto ohne jeglichen neumodischen Schnick-Schnack keinen großen Aufwand machen sollte, aber so kann man sich irren.

Geirrt hatte ich mich allerdings auch bei der Farbe des Typhoons, denn zur Welt gekommen ist der Schwarze eigentlich als Roter und ist somit einer von nur 345 produzierten Modellen. Was den Vorbesitzer da wohl geritten hat?

Vom Syclone PickUp gab es übrigens auch zwei Sondermodelle, die sich auch einen Platz in der Automobil-Geschichte gesichert haben. Vom Marlboro-Syclone in “Hot Lick Red” wurden zehn Stück hergestellt, die dann als Preis für die glückliche Gewinner des 1992er-Marlboro-Rennens vergeben wurden und heute zwischen 45.000 und 85.000 US-Dollar gehandelt werden. Die drei Indy Syclone wurden im Indy 500-Rennen im Mai 1992 eingesetzt, wobei nur einer davon von PPG zum Syclone Pace Truck umgebaut wurde, jedoch ohne jemals als offizielles Pacecar eingesetzt zu werden.

US-Exclusive?

Klar, diese bequemen Rennmaschinen behielten sich die Amerikaner natürlich wieder für sich. Weder der Syclone, noch der Typhoon wurden damals in die Welt hinaus importiert, obwohl es genug Interessenten gab, doch vor allem am europäischen Markt wären einige Problemchen aufgetaucht. Schlechtes Fahrwerk oder Bremsen die weit entfernt sind von der guten alten “deutschen Qualitätsarbeit”, um nur ein paar Punkte aufzuzählen, sperrten die GMC Modelle offiziell auf dem nordamerikanischen Kontinent ein. Ein paar haben es trotzdem außer Landes geschafft und werden jetzt in den Garagen gehütet um dem Wert beim Steigen zuzusehen.

Apropos Wertanlage: Jay Leno, die amerikanische Talk-Master Legende und bekennender Autoliebhaber, hat wie wir alle wissen eine der beeindruckendsten Garagen der Welt. Luxusschlitten ohne Ende, Raritäten und Sondereditionen noch und nöcher – all das nennt er sein Eigen, da liegt es doch Nahe, dass man jeden Tag mit einem anderem Schmuckstück auf Tour geht, oder? Falsch gedacht, denn Jay Leno steht ebenfalls auf Understatement und so fuhr er einen 1992er GMC für viele Jahre als Daily Driver. Für ihn war der Syclon die diskreteste Art ein amerikanisches Muscle Car zu fahren.

Wenn wir uns ehrlich sind, was braucht man mehr? Einen Motor der ordentlich was zieht, Innenraum-Komfort wie im eigenen Wohnzimmer und einen Kofferraum der kein Ende kennt.

Get social guys… ich bin da ja flexibel

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Greetings from Sunny Southern California,

Pacey

Patrizia Zernatto

Unter dem Pseudonym P.S. Hunter war „Pacey“ lange Zeit als US-Korrespondentin für Motorblock tätig.

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