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Jaguar E-PACE: Alpenkatze

Engländer mit österreichischem Migrationshintergrund

Jaguar E-PACE: Alpenkatze

Nur selten gelingt es einem Hersteller gut zu kaschieren, dass an einem Sport Utility Vehicle relativ wenig Sportliches dran ist. Alfa gelang dies mit dem Stelvio Quadrifoglio, was aus Affalterbach kommt oder die M GmbH liefert ist auch nicht zu verachten und über Porsche müssen wir sowieso nicht diskutieren. Jetzt legt Jaguar nach und bringt ein Kompakt-SUV auf den Markt, welches sich auch tatsächlich dynamisch bewegen lässt – was angesichts des stolzen Gewichts von 1.775 bis zu 1.926 Kilogramm (je nach Motorisierung und Ausstattung) umso beeindruckender ist.

Text: Maximilian Barcelli

Auf E folgt F – zumindest, wenn es dem Alphabet nach geht. Jaguar nimmt dieses wohl nicht so ernst und stellt dem altvorderen F-PACE ein kleines Brüderlein zur Seite, dass in der Länge zwar buchstäblich den Kürzeren zieht, für einen guten Wert auf der Waage wurden jedoch zu viele Antilopen verschlungen – oder was auch immer so ein Jaguar frisst. Denn mit 4,395 Meter Länge ist der neue E-PACE zwar durchaus ein Kompakter – im Vergleich zur großen Katze misst er auch 336 Millimeter weniger – nur wiegen tut der E-PACE mehr. Und zwar deutlich: Werkelt dasselbe Aggregat unter der Haube (wir gehen vom starken Benziner aus: Ein 2-Liter-4-Zylinder, aus dem 300 PS geschöpft werden) wiegt der E-PACE 124 Kilogramm mehr, als der F-PACE.
Ja, das klingt ein wenig, hmm, arg. Ist es auch, doch lässt es sich durchaus erklären: Während die F-PACE-Karosserie vorwiegend aus Aluminium beseht, wurde beim E-PACE darauf verzichtet. Was wiederum bedeutet, dass der E-PACE nicht nur in Sachen Abmessungen kompakt ist, auch der Preis ist es. Beginnen tut dieser bei wohlfeilen 37.000 Euro, da sorgen dann 150 Diesel-Pferdchen für Vortrieb. Und ja, selbstverständlich könnte man den Preis noch um so vieles hochtreiben (fürs Spitzenmodell sind dann schon über 70 Riesen lockerzumachen), nur ist dies halt nicht zwangsläufig notwendig. Die Serienausstattung ist üppig, wer dieses Fahrzeug nackt kauft, kriegt’s mindestens in Unterwäsche. Rückfahrkamera, Start/Stopp-System und 2-Zonen-Klimaautomatik sind Serie – um nur ein paar aufzuzählen. Vielleicht gönnt man sich dann noch das Automatikgetriebe, Allrad ist in Österreich auch nicht die schlechteste Idee – aber unter 55.000 Euro, das geht sich schon gut aus.
Das Entscheidende ist jedoch, dass man bei Jaguar etwas für sein Geld kriegt. Und zwar ein ausgereiftes Kompakt-SUV, das sich im Gelände geschickt anstellt (dazu kommen wir noch später), in der parkplatzkargen Metropolregion mit der angenehmen Länge punkten kann und ja, das auch eine Gaudi machen kann, wenn der Papa mal alleine wohin muss.
Nur: Da muss dann schon Motor her. Am besten der 2-Liter-Benziner mit seinen 300 PS, der starke Diesel (240 PS) punktet zwar mit seiner ruhigen und zuvorkommenden Art (Mehr als genug Power steht aber eh jederzeit zur Verfügung. Britisch eben: Weiche Schale, harter Kern.), doch wenn’s einem um pure Fahrfreude geht, dann ist das Benzin-Aggregat die einzig richtige Wahl. Und wenn’s einem wirklich, wirklich und ganz in Echt um pure Fahrfreude geht, kauft man sich sowieso kein SUV.
Und trotzdem: So sportlich lassen sich nur die wenigstens Sport Utility Vehicles manövrieren, ohne dabei zickig zu werden. Klar, das Gewicht merkt man schon, die Reifen schreien in der Kurve schnell einmal und dennoch bleibt der E-PACE immer auf Linie. Nebst der Tatsache, dass sich die nun billigsten Katze im Sortiment ganz sportlich bewegen lässt (ohne Schmäh), vermittelt sie einem auch das passende Gefühl dazu. Der Innenraum orientiert sich stark am F-TYPE. Was wir besonders mögen: Dieser fast schon aggressiv platzierte Haltegriff, der dem Beifahrer unmissverständlich klarmacht, wo die Grenze ist.
Auch von außen weiß der E-PACE zu gefallen und übernimmt vor allem an der Front einige Designelemente vom F-TYPE. So erinnern beispielsweise die Leuchten stark an die sportlichste Raubkatze. Und hinten? Das Heck des Jaguar E-PACE sieht einfach nur sensationell aus: Mit den, in den Stoßfängern, integrierten Auspuffen, die sich auch nicht schämen welche zu sein, diesen verdammt schicken, zierlichen Heckleuchten und das grundsätzlich dynamische Auftreten stiehlt das Heck der Front wirklich die Show. Aber das macht nichts, jedes Auto hat seine Schokoladenseite und was Jaguar angeht, tendieren wir da eher zum Heck.
Zusammengefasst ist der neue Jaguar E-PACE ein wirklich feines Vehikel, eine tolle alternative zu deutschen Premiumfahrzeugen und eigentlich auch ziemlich preiswert – wenn man sportliches Fahrverhalten nicht an oberster Stelle reiht. Denn das hohe Gewicht will bewegt sein. Ach ja, und weil wir vorher seine Offroad-Attribute angesprochen haben: Er schlägt sich gut im Gelände, wirklich gut. Nur fühlt es sich irgendwie verkehrt an, mit diesem edlen Gefährt abseits des Asphaltes unterwegs zu sein. Man hat immer ein wenig Angst, Stichwort: Der schöne Lack. Die hat man im Defender nicht. Hergestellt wird der E-PACE im Magna Steyr-Werk in Graz, der Marktstart erfolgte am 10. Januar.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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