Jaguar Project 7 – Raubrennkatze
Der Jaguar Project 7 – kein anderes Auto der Briten spielt so sehr mit der Legende wie der radikale Roadster auf Basis des F-Type, der an die sieben Siege in Le Mans und an den unvergleichlichen D-Type erinnern soll..
Text: Thomas Geiger
Mit Blick auf die rasante Vergangenheit hat Designchef Ian Callum den „Project 7“ stilistisch nah an die Sportwagen aus den Sechzigern gerückt: Deshalb hat er nicht nur die Frontscheibe um gute zehn Zentimeter beschnitten und das elektrische Verdeck gegen eine fummelige Leichtbaulösung getauscht, die man am besten gleich in der Garage lässt – zumal man mit ihr ohnehin nur 160 km/h schnell fahren darf und sich so ein Tempo in diesem anfühlt, als würde man stehen bleiben. Sondern vor allem hat er eine große Hutze hinter dem Fahrersitz montiert, wie man sie aus alten LeMans-Filmen kennt. Sie birgt den Überrollbügel und wirkt bei Vollgas als Finne, die das Fahrzeug zusätzlich stabilisiert. Dazu gibt’s – natürlich aus Karbon – einen riesigen, fest stehenden Spoiler auf dem Heckdeckel, einen messerscharfen Splitter an der Front, breite Schweller an den Flanken und einen markanten Diffusor am Heck. Das macht den Project 7 nicht nur unverwechselbar, sondern verdoppelt bei Vollgas auch noch den Abtrieb.
Das ist sicher kein Schaden. Schließlich avanciert der „Project 7“ mit ein bisschen Tuning mal eben zum stärksten Serienmodell in der Firmengeschichte. Dafür haben die Briten die Leistung des 5,0 Liter großen V8-Kompressors auf jetzt schon 575 PS angehoben, das Drehmoment auf maximal 700 Nm gesteigert und sämtliche Hemmnisse für den Luftstrom aus den vier Endrohren geräumt. Deshalb atmet das Triebwerk nicht nur freier und brüllt noch lauter. Sondern vor allem macht es Dampf ohne Ende: Begleitet von einer Heavy-Metall-Symphonie aus Röcheln und Röhren, Grölen und Gurgeln und untermalt von Fehlzündungen mit der Vehemenz einer Stalin-Orgel, prügelt es den Zweisitzer dem Horizont entgegen, dass einem Hören und Sehen vergeht.
Jaguar Project 7 – straffer und leichter
Dazu noch das straffer abgestimmte Fahrwerk mit den Dämpfern, die sich 500 Mal in der Sekunde anpassen, die messerscharfe Lenkung und die serienmäßigen Keramik-Bremsen, die groß sind wie Pizzateller und Biss haben wie eine englische Bulldogge – dann weiß man, weshalb über die Schalensitzen Vier-Punkt-Gurte gespannt wurden. Aber als freier Radikaler fühlt sich der Project 7 nicht nur wilder an, impulsiver und intensiver. Sondern er fährt natürlich auch schneller. Immerhin 45 Kilo leichter als das Serienmodell schießt der radikale Roadster in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 und läuft nur deshalb bei 300 km/h ins Leere, weil die Ingenieure der Raserei dann elektronisch einen Riegel vorschieben.
… Begleitet von einer Heavy-Metall-Symphonie aus Röcheln und Röhren, Grölen und Gurgeln und untermalt von Fehlzündungen mit der Vehemenz einer Stalin-Orgel …
Zwar rühmt sich Jaguar beim F-Type einer Variantenvielfalt, die der des Porsche 911 in kaum etwas nachsteht. Doch der Project 7 war den Briten für die konventionelle Produktion offenbar doch ein bisschen zu kompliziert. Deshalb bauen sie den Wagen nun als erstes Auto bei ihrer neuen Abteilung Special Vehicle Operations, die den kompletten Umbau von Hand erledigt und am Ende eine von Designchef Ian Callum signierte Plakette zwischen die Sitze pappt.
Jaguar Project 7 – Österreich-Preis
Das lassen sich die Briten allerdings auch teuer bezahlen. Wo der offene F-Type R bereits mit 144.450 Euro in der Liste steht, verlangt Jaguar für das Project 7 deshalb mindestens 198.100 Euro. Das ist verdammt viel Geld für ein Auto, das sich auf dem Papier vom Serienmodell nur durch 25 PS und 20 Nm unterscheidet. Aber es ist ein Schnäppchen, wenn man dafür zum Teil einer Legende wird und im Geiste bei jeder Fahrt auch eine Runde in Le Mans fährt. Das sehen die reichen Raser überall auf der Welt offenbar genau so. Denn noch bevor im Herbst die Markteinführung beginnt, sind bereits alle 250 Exemplare verkauft.