Jaguar XKSS Recreation – Phönix aus der Asche
Er war einer der ersten Supersportwagen der Welt und hatte das Zeug zur Legende. Denn nachdem Jaguar mit dem D-Type drei mal in Folge die berühmten 24 Stunden von Le Mans gewonnen hatte, sollte der XKSS diesen Erfolg auch auf der Straße fortführen und den Briten einen satten Gewinn in die klammen Kassen spülen.
Text: Thomas Geiger
25 Exemplare sollten damals entstehen und den Renner zu einer Rarität machen, für die Sammler tief in die Tasche greifen mussten. Allerdings ist dieser Plan buchstäblich in Rauch aufgegangen. Denn während des Aufbaus hat in der Fabrik in Browns Lane ein Feuer gewütet und unter den insgesamt 270 Neuwagen auch die letzten neun Jaguar XKSS zerstört. Das ist jetzt gast 70 Jahre her und für Tim Hanning ist allerhöchste Zeit, diese Scharte aus der Unternehmenschronik zu wetzen. Als Chef von Jaguar Land Rover Classic hat er deshalb beschlossen, die fehlenden Exemplare nach den originalen Plänen noch einmal neu aufzubauen.
Es ist und bleibt ein altes Auto, das nach alten Plänen mit alten Methoden gebaut wird. Genau wie die ersten 16 Exemplare bekommen die restlichen neuen Jaguar XKSS deshalb eine gegenüber dem D-Type weiter nach oben gezogene Frontscheibe mit massivem Chromrahmen, Seitenscheiben, eine zweite Tür auf der Beifahrerseite, sowie Stoßfänger und modifizierte Scheinwerfer. Außerdem mussten die Entwickler seinerzeit die Trennwand zwischen den beiden Sitzen ausbauen, die spektakuläre Heckflosse kappen und dem Roadster zumindest ein rudimentäres Notverdeck beilegen.
Und der wollüstig gewölbten Haube steckt damals wie heute ein 3,4 Liter großer Reihensechszylinder, der auch heute noch mühelos jene 230 km/h schaffen sollte, mit denen zum Beispiel Steve McQueen seinerzeit durch Kalifornien gerast ist.
Allerdings gibt es zwischen den echten originalen und den originalen Nachbauten eine weitere Parallele: Auch für die fabrikneuen Oldtimer müssen die Kunden tief in die Tasche greifen und mindestens mit einer Million Pfund rechnen. Wenn man bedenkt, das für die ersten 16 Jaguar XKSS mittlerweile allerdings ein Wert von 30 Millionen Dollar geschätzt wird, ist das wahrscheinlich noch immer ein Schnäppchen.
Dem Erfolg des Projekt dürfte der Preis ohnehin keinen Abbruch tun. Nachdem Jaguar bereits vor zwei Jahren mit einer ähnlich Geschichte sechs originalgetreue Lightweight-Versionen des E-Type aufgelegt und binnen 24 Stunden verkauft hatte, dürften auch die neun New Yorker Raritäten schneller weg sein, als Hanning nach der Premiere seine Emails lesen kann. Zumal der Manager seine Gedanken wahrscheinlich ohnehin wo ganz anderes hat. Denn in Geiste sucht er sicher schon nach der nächsten Lücke in der Chronik und plant bereits weitere Oldtimer der Neuzeit.