Kia Sorento
Kia probt mit dem Sorento den Aufstieg in die Oberliga
Der neue Kia Sorento verkürzt den Abstand zur deutschen Oberklasse mit Verve und Geschick.
von Thomas Geiger
Der Sorento war ihr erstes Aushängeschild und steht wie kein anderes Auto für den Aufstieg von Kia. Denn seit die Koreaner den großen SUV am Start haben, nennt man sie in einem Atemzug mit Mercedes, BMW oder Audi. „Er war ein Schlüsselmodell für unsere Marke, die bis dahin vor allem als Hersteller kleinerer Fahrzeuge wahrgenommen wurde“, sagt Deutschland-Chef Jin Ha Ki mit Blick auf die 60 000 Kunden in Deutschland, zu denen im Rest der Welt über zwei Millionen Sorento-Fahrer weitere Sorento-Fahrer hinzu kommen.
Kia vs. VW
Zwar kommen die Koreaner an die Nobelmarken allen Design- und Qualitätsbemühungen zum Trotz noch lange nicht heran und sehen sich ohnehin lieber als die asiatische Alternative zu VW. Doch wenn Mitte März die dritte Generation des Sorento an den Start geht, wird der Abstand zu Mercedes M-Klasse oder BMW X5 wieder ein Stückchen kleiner.
Kias großer Geländegänger
Das gilt nicht nur ganz objektiv für das Format. Nicht umsonst hat Kia den Geländegänger um knapp zehn Zentimeter auf ganz schön stattliche 4,78 Meter gestreckt und damit innen mehr Platz für Kind und Kegel und auf Wunsch für eine dritte Sitzreihe geschaffen. Sondern auch subjektiv macht der Sorento einen großen Schritt nach vorn. Das Ambiente mit viel Lack und Leder und einem ebenso aufgeräumten wie unaufgeregten Cockpit ist noch gediegener, die Ausstattung mit Abstandstempomat, Klimasitzen, Verkehrszeichenerkennung und smarter Heckklappe noch besser und das Fahren noch entspannter. Leise und lässig rollt das Dickschiff über die Autobahn und gibt den gemütlichen Kilometerfresser: Während die Elektronik über die Spurführung und den Abstand zum Vordermann wacht, die Isolierverglasung die Insassen wie in Watte packt und einen das neue Fahrwerk wie auf Wolken bettet, rollt man seinem Ziel entgegen wie im Erste-Klasse-Abteil des ICE – nur nicht ganz so schnell. Denn egal welche Motorvariante man auch wählt, mehr als 200 km/h sind mit dem Sorento nicht drin. Spätestens da ist es dann vorbei mit der Konkurrenzfähigkeit der Koreaner, denn M-Klasse und X5 ziehen da locker davon.
Der Sorento und das Sportprogramm
Obwohl der Sorento mittlerweile fast die fünf Meter knackt und knappe zwei Tonnen auf die Waage bringt, schlägt er sich auch auf der Landstraße ganz tapfer: Sobald man als „Drive Mode“ statt Eco oder Komfort das Sport-Programm wählt, wirkt der Geländegänger ein bisschen giftiger, die Lenkung arbeitet etwas direkter und die Sechsgang-Automatik schaltet früher hoch und später runter. So stürmt man ziemlich ambitioniert durch die Provinz, wedelt lässig am lahmen Vordermann vorbei und freut sich am Allradantrieb, mit dem man auch in schnellen Kurven halbwegs nahe an der Ideallinie bleibt.
Neuer Sorento, alte Motoren
In Fahrt bringen den neuen Sorento die alten Motoren, die lediglich ein bisschen überarbeitet wurden, noch immer mit sechs Gängen auskommen müssen und beim Verbrauch allenfalls im Mittelfeld landen werden. Statt den Aufstieg womöglich auch mit einem Sechszylinder zu untermauern, mit der Zeit zu gehen und den Hybrid-Antrieb aus dem Optima zu übernehmen oder gleich eine Plug-In-Variante aufzulegen, bliebt es deshalb bei den bekannten Vierzylindern: Los geht es mit dem 2,2 Liter großen Diesel, der jetzt auf 200 PS kommt und wahlweise mit Front- oder Allradantrieb angeboten wird. Er stemmt 441 Nm an die Achsen und macht dabei zumindest im dichten Verkehr eine gute Figur, weil er kräftig zupackt und beim Zwischenspurt tapfer ausschreitet. Nur wenn die Straße frei ist, geht ihm bei höherem Tempo zu früh die Luft aus. Im internationalen Portfolio gibt es außerdem noch einen 2,4-Liter-Benziner mit 188 PS und einen 2,0-Liter-Diesel mit 185 PS, die bei Bedarf ebenfalls ins Deutschland-Programm übernommen werden können.
Kia für Kind und Kegel
Mehr Platz für Kind und Kegel, trotz des gewachsenen Formats ein schlankeres Design und sichtlicher Fortschritt bei Ausstattung und Ambiente – so klopft der Sorento in der dritten Auflage lautstark an die Tür zum Oberhaus. Das gilt allerdings auch für die Preise, die mit dem Generationswechsel ein wenig steigen und künftig bei ganz sicher steigen und künftig bei rund 35.000 Euro beginnen werden. Wer allerdings Allrad und die beste Ausstattung bestellt, ist schon bei knapp 50.000 Euro – und kommt dann auch in dieser Disziplin gefährlich nahe an M-Klasse oder X5.