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Mit dem Lexus RC 300h durch Niederösterreich

Kurviges Vergnügen

Mit dem Lexus RC 300h durch Niederösterreich

Text: Maximilian Barcelli

Beschleunigungsstreifen. Es geht auf die A6. Rauf aufs Gaspedal – die 223 Pferdestärken machen sich bemerkbar, der Motor brüllt verhalten, doch bis das Tacho 130 km/h (wir halten uns ja schließlich immer an die Straßenverkehrsordnung) anzeigt, geht es doch ganz schnell. Hat man erstmal Reisegeschwindigkeit erreicht – das geht auf der Landstraße in 8,6 Sekunden – stellt man den Antrieb auf Eco und schwebt beinahe lautlos über die Autobahn.

Der Weg ist das Ziel

Schleichend geht es Richtung Wien. Wenige Kilometer trennen den Lexus RC 300h von der nächsten Ampel in der Hauptstadt und somit vom nächsten Sprint im Sport+ Modus. Der Japaner lässt sich zwar mit einem ökonomisch reinem Gewissen über die Autobahn fahren, richtig wohl fühlt sich der RC 300h aber erst auf der kurvigen Landstraße – oder eben beim Ampelsprint. Man soll ja bekanntlich ein Tier nicht aus seiner gewohnten Umgebung reißen, wir entscheiden uns daher kurzerhand den Lexus noch nicht in die Stadt zu lenken und dem Biest noch ein wenig Freilauf auf den niederösterreichischen Landstraßen zu gewähren. Ziel? Gibt es keines.

Do bin I her, do kea I hin

Anschlussstelle Potzneusiedl, runter von der A6 und rein ins Vergnügen. Der Eco-Modus dankt nun ab, es ist Zeit für Fahrspaß mit dem Sport+ Modus und auch das Automatik-Getriebe verabschiedet sich von uns, denn die Schaltwippen sind nicht zum Spaß am sportlichen Lenkrad angebracht worden. Es geht durch Deutsch Haslau, der Hybride scheint sich zu langweilen. Dieser Umstand ändert sich nach dem Verlassen des Ortes schlagartig, die 223 PS schieben relativ ordentlich an und schon sind wir wieder auf Landstraßen-Tempo. Auch wenn die Beschleunigung nicht unbedingt vom Hocker haut, spätestens nach der ersten Kurve wissen wir, wieso der Lexus RC 300h seine 54.900 Euro wert ist und dass er auf kurvigen Landstraßen zuhause ist. Vom Gas gehen oder gar ins Bremspedal steigen? Fehlanzeige! Das japanische Coupé pickt förmlich am Asphalt und lässt sich in engen Kurven, trotz Heckantriebs, nicht aus der Ruhe bringen.

Ja, ich will.

Der Lexus braucht zwar noch keine Pause, wir brauchen sie allerdings. Da kommt das Schloss Rohrau gelegen, hier lässt es sich gut heiraten wie die Webseite verrät, für eine kleine Pause mit atemberaubender Kulisse reicht es aber auch. Raus aus dem RC 300h und das  japanische Kunstwerk in seiner Gesamtheit einmal von außen betrachten. Dynamisch und sportlich – so fährt sich der Lexus RC 300h. Spaß macht er zwar auch an der roten Ampel, der Sprint auf 100 (oder im Ort auf 50) lässt dennoch zu wünschen übrig. Das Design wiederum vermittelt den staunenden Außenstehenden einen ganz anderen Eindruck und lässt absolut nichts zu wünschen übrig. Der Diabolo-Kühlergrill wirkt aggressiv, die LED-Scheinwerfer in L-Form tragen ebenfalls zum teuflischen Look des Lexus bei. Kurz kommt Bedauern auf, da wir uns „nur“ mit der Sonic Titanium Metallic Lackierung, die es für 900 Euro Aufpreis gibt, zufriedengeben müssen. Der Sonic Red Metallic Lack hätte das Gesamtbild des Japaners vollendet, doch auch ohne diesem sticht das Auto aus der Masse hervor und prägt sich ins Gedächtnis ein. Wenn im Schloss Rohrau heute geheiratet wird, dann ist das glückliche Ehepaar der Lexus RC 300h und ich.

Analog trifft Digital

Lackierung hin oder her, es sind die inneren Werte die zählen. Und hier punktet der Lexus RC 300h mit unkonventionellem. In Zeiten der Digitalisierung sind analoge Instrumente eine Seltenheit im Innenraum eines Autos, umso interessanter wird der Blick auf die Mittelkonsole des Sport-Coupés. Eine analoge Uhr ist hier anzutreffen, dezent verpackt zwischen den Lüftungen und geschickt zum Design passend.
Ein weiterer Hingucker: Das Tachometer. Hier scheut Lexus es nicht modernste Technik mit klassischen Elementen zu zieren. Sämtliche Anzeigen sind zwar, wie sollte es anders sein, digital, ein Ring aus Metall trägt allerdings zur Wahrhaftigkeit des Autos bei und lässt den Fahrer in Erinnerungen an die guten alten, analogen Tachos schwelgen. Ganz unkonventionell ist allerdings die Funktion, dass sich der eben erwähnte Ring, welcher den Drehzahlmesser umschließt, auf Knopfdruck von der Mitte ins dezente Eck platzieren lässt und so neuen Raum für Informationen schafft. Dass es sich hier um keine Bildschirmanimation handelt, sondern tatsächlich um einen mechanischen Vorgang, macht einen guten Eindruck. Ein wenig unzufrieden stellend ist der Start-Knopf. Dieser wirkt sehr plastisch und indiskret, ist dafür schnell zu finden, dennoch hätte sich der Hersteller gut und gerne an dem Drive Mode- oder Radioregler orientieren dürfen.




Coming Home

Es ist wieder Zeit. Rein in die Ledersitze, die trotz ihres sportlichen Aussehens ausreichend Komfort für Langstreckenfahrten bieten. Beschleunigungsstreifen. Wir sind, trotz Pause, ausgepowert. Der RC 300h könnte dank ausgeklügelter Hybrid-Technik noch weiter über Landstraßen rasen, wir lassen ihn allerdings nicht, denn er hat sein Können heute schon unter Beweis gestellt. Hektisch beschleunigt er wieder auf die 130 (Brav, oder?), kurz darauf gleiten wir schon wieder über die Autobahn. In Wien angekommen bestätigt sich das, was schon in Niederösterreich vermutet wurde: Fährst du mit dem Lexus RC 300h durch die Straßen, sind alle Augen auf dich gerichtet – ob du willst oder nicht.

:Infoporn
Hubraum: 2494 cm3
Leistung: 223 PS
Motor: Benzin, 4-Zylinder
Antrieb: Automat, 8 Gang
Drehmoment: 221 Nm bei 4200 bis 5400 U/min
Normverbrauch: 4,9 l/100 km
Beschleunigung von 0-100 in: 8,6 Sek.
Spitze: 190 km/h
Preis: ab 54.900 Euro

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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