Nissan X-Trail – Sieben heiße Stühle

Motorblock fährt Nissan 7-Sitzer Bob

Nissan baut viel mehr Siebensitzer als Sie denken! Neben dem Nissan X-Trail für die Straße haben die Japaner auch ein Gefährt für einen anderen Untergrund im Programm. Wenn es um das Brachiale geht, stellt es sogar den GT-R in den Schatten.

Text: Rainer Behounek

Wenn Sie sich jetzt fragen, wo das Gepäck hin soll, dann können wir Ihnen nur sagen: Da wo der hinfährt, braucht man kein Gepäck… nur stahlharte Nerven, einen kühlen Kopf und vielleicht eine Ersatz-Unterwäsche. Und die hat doch wohl überall Platz.

Den Nissan X-Trail gibt es ab sofort mit sieben Sitzen, so, die Katze ist für alle, die das jetzt so roh und direkt erfahren, aus dem Sack. Die neue Konfiguration ist praktisch, denn der Kofferraum bleibt durch die versenkbaren Sitze praktisch unangetastet. Trotzdem lassen sie sich leicht rausklappen und bieten zumindest für die Kleinen ausreichend Platz (alle Großen sollten sich schnell in den regulären Sitzreihen einen Platz suchen, hinten ist es eng).

Warum wir die neue Variante so schnell abtun? Weil Nissan noch ein weiteres Schmankerl mit derselben Sitzanzahl im Programm hat. Während ich noch immer am Tüfteln bin, wie man dieses Teil so theatralisch wie möglich ankündigen kann, schieß ich es einfach raus:

Nissan hat den ersten siebensitzigen Bob der Welt gebaut!





Ganz recht, einen Bob mit sieben Sitzen haben sie im Programm. Ganz leicht unterscheidet er sich vom StVO-zugelassenen Bruder, in Zahlen sieht das folgendermaßen aus.

Wo er sich unterscheidet und zwar markant: Der Bob stemmt sich mit 4,5 g gegen die Erdanziehungskraft. Ich habe 70 Kilogramm, mein Bobo-Ich kommt kurzfristig somit auf knapp über 300 Kilogramm.

Damit wir Motorjournalisten auch ganz handzahm einsteigen, in das Höllending, wurde das Design an den vierrädrigen Bruder angepasst: LED-Scheinwerfer, Nissan-Logo, Form, Farbe. Und so steht er vor uns, der metallene Körper, in den sieben Leute reinpassen sollen. Ganz dicht zusammenrücken, haben sie uns gesagt. Gar nicht so leicht, mit all den neumodernen Daunenjacken, die jeder anhat, weil wir in Tirol sind und es kalt ist und schneit.

Wir sitzen ganz knapp am Boden, an der Bob-Innenseite läuft ein Seil, an dem wir uns festhalten sollen. Sechs Leute plus Pilot pressen aber mit ihren Knien gegen dieses Kletterseil, weshalb man sich nur unter starken Schmerzen festhalten kann. Währenddessen erzählt uns einer der Techniker die Feinheiten des Bobs: „Solltet ihr stürzen…“ Moment… stürzen? Woher kommt denn der Wind auf einmal? Davon war nie die Rede! „… dann krümmt euch zusammen, presst den Kopf nach unten. Der Bob wird lange dahinschlittern. Sobald er zum Stillstand kommt, werden wir euch umdrehen, ganz easy!“ Nichts ist easy! Schlittern? Umdrehen?

„Der Bob darf auf der ganzen Strecke nicht bremsen, weil er sonst die Bahn kaputt machen würde. Aus Sicherheitsgründen haben wir aber die Kufen leicht angeraut. Das Baby ist ein Prototyp, wir selbst müssen uns erst an die Belastbarkeit herantesten, würden wir ihn frei laufen lassen, würde er viel zu schnell werden.“

Und da tauchen uns auch schon stramme Wadln an und stoßen uns in den Eiskanal. Ich sitze plötzlich alleine im Bob, nicht, weil es alle rausgezwirbelt hat, sondern weil das Adrenalin so hoch schießt, dass ich alles um mich herum vergesse. Noch ist es recht leise um uns herum, der Bob werkt leicht in den Bahnen – vor uns die erste steile Linkskurve. Der brachiale Ruck reißt mich zurück in die Gegenwart und ich spüre die Schmerzen in meinen Fingern nicht mehr. Ab da fängt es an, schnell zu werden. Richtig schnell. Die Kurven prasseln auf uns ein und der Bob reagiert darauf mit roher Gewalt – jedes Mal, wenn es den 7Sitzer aus der Kurve rausdrückt, haut es ihn gegen die Bande und du denkst dir: „Jetzt ist es soweit, wir kippen.“ Ich versuche, mich ständig im Fluss der Kurven zu bewegen, ohne Erfolg, zu schnell kommen sie auf uns zu.

Nachher erzählt uns der Pilot, Olympiamedaillen-Gewinner Sean Olsson, dass es keinen Unterschied macht, ob wir uns mit oder gegen die Kurven bewegen: „Die vorderen beiden Kufen kann ich über zwei Seilzüge steuern, ihr seid – wenn man so will – nur Ballast, der uns schneller macht. Im Wettkampf braucht der Pilot nur die Beine des Teams und da auch nur beim Start, sie sorgen für die nötige Geschwindigkeit.

Die Fahrt dauert keine zwei Minuten, gefühlt sind wir aber locker zehn Minuten unterwegs, so heftig sind die Eindrücke. Im Nissan X-Trail geht es bedeutend ruhiger zu. Auch haben die Insassen verfügen über so Annehmlichkeiten wie Sitzheizung, Sound oder – ähm – Sitze. Wer die siebensitzige Konfiguration haben möchte, legt auf den Basispreis von 25.750 Euro genau 799 Euro drauf.

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