Die Welt ist doch nicht nur im SUVzu ertragen. Das zumindest ist die Botschaft, mit der sich Opel jetzt mit dem neuen Combo Life an die Familienfraktion wendet. Denn wer keine Lust auf einen happigen Lifestyle-Aufschlag hat und auf den Allradantrieb verzichten kann, der findet in dem Hochdach-Kombi die praktischere, variablere, geräumigere und vor allem preiswertere Alternative.
Von Thomas Geiger
Das liegt nicht zuletzt an der umgekehrten Entwicklungsgeschichte der neuen Generation, die im September zu deutschen Preisen ab 19.995 Euro ausgeliefert wird. Denn wo der Combo bis dato immer zuallererst ein Nutzfahrzeug war, das später für den zivilen Einsatz ein bisschen aufgehübscht worden ist, haben sie ihn diesmal als Pkw entwickelt und danach für die Gewerbekunden wieder abgerüstet.
Das merkt man vor allem bei der Ausstattung mit Extras vom Head-Up-Display über die Touchscreen-Navigation bis hin zur Lenkradheizung. Und das merkt man vor allem beim Fahrverhalten, das einem Van oder SUV in nichts nachsteht: Der Combo bügelt butterweich auch über schlechte Straßen. Und wenn man sich erst mal an den etwas höheren Schwerpunkt in engeren Kurven gewöhnt hat, kommt mit dem 130 PS starken Diesel des Top-Modells bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 185 km/h sogar ein bisschen was wie Fahrspaß auf. Angenehm ruhig ist es an Bord auch.
Zwar rühmt sich Opel damit einer gelungenen Neupositionierung und macht sich berechtigte Hoffnungen, den verschwindend geringen Anteil an privaten Kunden im Combo-Absatz nennenswert zu steigern. Doch schmücken sich die Hessen dabei mit fremden Federn. Denn schon seit Jahren ist der Combo keine eigene Entwicklung mehr, sondern ein Spielball der Strategen und ein Kind verschiedener Kooperationen: Für die letzte Generation haben die Hessen sich mit Fiat zusammengetan und dem Doblo einen Blitz ins Gesicht gepappt. Nun sind mit Berlingo und Rifter die Schwestermarken Citroen und Peugeot Paten. Das ist allerdings kein Schaden. Denn immerhin haben die Franzosen das Segment der familienfreundlichen Hochdachkombis vor rund 20 Jahren selbst erfunden.
Außerdem hat Opel das Design deutlich differenziert und dem Combo ein neues Gesicht gegeben. Doch ansonsten ändert sich nicht viel bei Modell und Palette: Genau wie seine französischen Brüder gibt es den Lademeister in der familienfreundlichen „Life“-Version als 1,2 Liter großen Benziner mit 110 PS oder mit einem Selbstzünder von 1,5 Litern Hubraum, den Opel mit 76, 102 oder 130 PS anbietet. Wahlweise wird mit Sechsgang-Schaltung oder Achtstufen-Automatik ausgeliefert oder in zwei Längen mit 4,40 oder 4,75 Metern als Fünf- oder Siebensitzer. Man kann ihn mit einer oder mit zwei Schiebetüren bestellen und am Heck wahlweise zwei Flügel bekommen oder eine große Klappe. Dabei schluckt der Combo in jedem Fall mindestens 597 Liter und steckt im besten Fall knapp 2,7 Kubikmeter Ladung weg. Nicht umsonst kann man sogar den Beifahrersitz umklappen.
Aber es sind eben nicht nur Koffer und Kisten, derer sich der Combo annimmt. Sondern er ist auch für all die vielen Kleinigkeiten einer großen Reise oder eines bewegten Familienalltags gewappnet. Im Heck merkt man das an der separat zu öffnenden Scheibe, beim Blick nach oben am dem praktischen und auch vom Heck zugänglichen Hochregal, das Opel wie die Gepäckfächer im Flugzeug unter das Panoramadach gezimmert hat. Und überall sonst finden sich weitere Ablagen. Insgesamt sind es mehr als zwei Dutzend mit knapp 200 Litern Fassungsvermögen. Genug, um darin die Osternester für die ganze Familie zu verstecken – und sie einen ganzen Sonntag lang zu suchen, so gut haben die Designer manche verborgen.