Opel Mokka X – Auf einen Mokka im Schottischen
Ja, auch auf einen Macallan. Den 18-jährigen aus dem Sherryfass haben wir dann eh auch genommen. Aber erst nach getaner Arbeit. Vorher: Testfahren. Den neuen Mokka X. Von Opel. In Edinburgh und in den Highlands drumherum.
Text: Leo Szemeliker
… der 2012 erstmals vorgestellte kleine Geländegängige führte bei den Rüsselsheimern doch zu einem ordentlichen Koffeinstoß …
Es hat geregnet, es hatte Schafe auf der brüchig asphaltierten Straße. Es war irgendwo in den Highlands zwischen Edinburgh und Stirling. Es hingen die Nebelschwaden über den grünen, fast baumlosen Hügeln, die in die Gegend ragten wie die Mammarien von Scáthach, der schottischen Kriegergöttin. Das passend programmierte Auto-Infotainment-System dazu so: „I would walk 500 miles, and I would walk 500 more, just to be the man who walks a 1000 miles to fall down at your door “
Mirror Man
Es ist dann ein Spiegelmann im Loch Earn gestanden. Es gibt keine Geschichte dazu. Außer dass der schottische Künstler Rob Mullholland, wer ihn kennt, den so genannten Mirror Man geschaffen habe, den dann jemand anders bei St. Kilians in den See gestellt hätte. Ok. Wir? Zügig daran vorbei. Dank der auffallend hohen Sitzposition im neuen Opel-SUV hatten wir einen schnellen, aber guten Blick auf den schimmernden Schotten. Und auf den Rest Schottlands. Im „Radio“: Wet Wet Wet.
Mark X
Mokka also. Der 2012 erstmals vorgestellte kleine Geländegängige führte bei den Rüsselsheimern doch zu einem ordentlichen Koffeinstoß. Der damals in Korea gefertigte Wagen hatte mehr Aufweckpotenzial, als Opel ursprünglich geahnt hatte. Jetzt fahren sie mit einer zweiten Version auf, mit einem X als Anhängsel, mit dem Opel künftig alle Allradler markieren will. Der Mokka X wird jetzt in Deutschland und Spanien gebaut.
Boom
Das Segment der so genannten Sub-Compact-SUV boomt in Europa. Von nicht einmal 450.000 Einheiten, die vor vier Jahren verkauft wurden, liegt man derzeit bei knapp 1,3 Millionen. Und Opel fuhr mit seinem Mokka nicht schlecht mit, hören wir in Edinburgh. 15 Prozent Marktanteil ist ansehnlich. Opel konnte in den vergangenen Jahren nicht nur Erfolgsmeldungen verzeichnen, also geht sowas runter wie Macallans 18-jähriger.
Zurück in die Highlands: Nach einem Stopp mit Tee und Windbäckerei im MHOR-84-Hotel in Kingshouse ging es kurz in den Gatsch. In den schottischen Mischwald. Kein tiefer Schlamm, keine felsigen Kanten, nur ein bissl braungraues Wasser in den Spurrinnen einer Schotterstraße. Kein Extremgelände. Aber immerhin. Den Waldweg fuhr dann der Kollege mit der Drift-Challenge-Erfahrung. Wie immer durchaus ambitioniert. Der kleine Opel zeigte, dass er etwas mehr ist als ein Schönwettergeländewagen. Der leichte, elektronisch gesteuerte Allradantrieb – je nachdem: 100 Prozent Fronttrieb auf der Straße, im Gelände bei Bedarf 50:50 – nahm den Waldparcours recht souverän. Musik: „Slip Inside The House“ von Primal Scream.
Back
Am Abend, noch vor dem Macallan 18, aber nach dem Mokka, haben wir dann den Pressesprecher der Opelaner gefragt, warum denn die auffallend hohe Sitzposition gewählt worden wäre. Er sagt natürlich nicht, dass das – rennschottisch ausgedrückt – „smeuthly designed wee car“ ein „Frauenauto“ wäre. Das tut man ja nicht. Aber in den Clinics, die jeder Hersteller lang vor Marktstart mit neuen Geräten durchführt, hätte sich eben ergeben, dass gerade kürzere Menschen,, sowohl lassies and lads, doch gern den größeren Überblick haben wollten. Gut sitzen und gut sehen, beides wären entscheidende Auswahlkriterien, sagt der Opel-Mann. Daher erwähnt er noch mehrmals an diesem Testtag, vor dem Macallen jedenfalls, dass die neuen Sitze des Opel Mokka X nach den Kriterien der deutschen Aktion Gesunder Rücken e.V. gebaut worden seien. Also: Was soll ich sagen? Bin ja schon im Alter, in dem das durchaus eine Rolle spielt. Also: passt!
Mokka also. Eine wichtige Nische für Opel. Mit dem SUV will man anderen Herstellern wieder Kunden abspenstig machen. Hauptkonkurrenten des Mokka X sind europaweit sicher Autos wie der Renault Captur, wenngleich der derzeit nicht mit Allrad angeboten wird. Aber auch Mazdas CX3 oder der Fiat 500X und Artverwandtes. GM-Opel-Konzernschwester Chevrolet (Ex-Daewoo) werde, so heißt es, keinen billigen Zwilling mehr anbieten, so wie noch bei der Version eins.
Start
Erstmals hergezeigt wurde der neue Opel Mokka X mehr als ein halbes Jahr, bevor wir den Macallan schließlich genommen haben sollten, also auf dem Automobilsalon heuer im März in Genf. Zu bestellen wäre er seit Mai gewesen, ab Ende September ist er dann auch wirklich bei den heimischen Händlern. Der 4,28 Meter lange Wagen wird mit 1,6-Liter-Bezinmotor und 115 PS, mit 5-Gang-Handschalter, und ohne Allrad ab 19.500 Euro zu haben sein. In der Top-Otto-Version (1,4er-Turbo, 152 PS, 6-Stufen-Automatik, Allrad) kommt er auf 28.190 Euro (Ausstattungslinie Innovation). Der günstigste Diesel kostet laut Preisliste 23.090 Euro (1,6 CDTI ecoFlex, 110 PS, 6-Gang-Schalter, Ausstattungslinie Edition), mit 136 PS und Allrad ab 25.790 Euro. Alles in allem also durchaus kompetitive Preise.
Online
Als Option gibt es für den Wagen unter anderem das Online-Assistance-System Opel Onstar, wie es de, Launch des jüngsten Opel Astra nun auch in Österreich angeboten wird. „You can talk to REAL people“, sagte einer der deutschen Opel-Manager in Rennschottisch. Die echten Menschen sitzen im Callcenter in Luton und könnten alle Sprachen der Welt, heißt es. Und sie wissen, wo Sie sind, wie hoch Ihr Reifendruck ist oder ob der Airbag gerade vor Ihrer Nase explodiert ist. Insgesamt sei der Mokka „eines der bestvernetzten Fahrzeuge seiner Klasse“, so Opels Claim. Anyways …
Firth
Als Option gibt es unter anderem auch sinnvolle Innovationen wie das AFL-Sicherheitslicht mit LED-Scheinwerfern, deren Leuchtleistung an die jeweilige Fahrsituation angepasst wird. AFL steht ja auch für Adaptive Forward Lightning. Es erkennt also nächstens, ob man sich in einem engen Gasslwerk a la dem fast schmerzhaft romantischen Hafenstädtchen South Queensberry befindet, ob Gegenverkehr aufgetaucht ist, wie vor der beeindruckenden Hängebrücke über den Firth of Forth. Uns steigt indessen eine Erkenntnis auf: Die Opels hatten vergessen, in den „Radio“ eine Nummer der Sensational Alex Harvey Band zu programmieren. „Let me put my ´hands on you …“
Finally
Zwei Tage auf einen Mokka in Edinburgh und Umgebung, und uns wird klar: Die Allradler werden sich damit wieder a wee pickle more in der Autowelt ausbreiten, dank gut gemachter SUVs wie dem Mokka X. „Rain keeps falling, rain keeps faling, down, down, down“, sangen zum x-ten Mal an diesem langen Tag die Simple Minds. Die Testwagen wurde für diesmal geparkt. Der Regen ließ sich langsam auf das grüne Land und die braune Stadt fallen. Dann nicht mehr. Zwischen den Wolken blitzte noch einmal kurz die Sonne auf Edinburgh Castle. An der Bar duftete der Macallan nach Honig und Trockenfrüchten und Sherryfass. Ich sag Ihnen, der ging runter. Smeuthly.