Porsche Cayman und Boxster GTS: Vier als Glückszahl?
Jakob Stantejsky
Vier als Glückszahl?
Porsche Cayman und Boxster GTS
Er ist so etwas wie der Elfer für Arme. Denn während Cayman und Boxster noch vor ein paar Jahren den Charme der Jungen und Wilden in der Porsche-Familie hatten und deshalb als lebendige Alternative zum 911 galten, sind sie spätestens mit der neuen Generation und der Zusammenführung in der Baureihe 718 im Establishment angekommen und haben dabei ihre Unschuld verloren. Und die Beschränkung auf vier Zylinder hat die Sache sicher nicht besser gemacht. Das will Porsche jetzt zumindest ein wenig zurechtrücken und legt deshalb Boxster und Cayman als vermeintlich scharfe GTS-Varianten auf.
Von Thomas Geiger
Die sehen zwar mit ihren modifizierten Schürzen, den schwarzen Anbauteilen und dem in die Mitte gerückten Endrohr tatsächlich ausgesprochen gut aus, sie passen beim Einstiegen wie ein Maßhandschuh und sie fahren um Längen besser als jeder BMW Z4, Audi TT oder Mercedes SLC und müssen sich auch vor einem Jaguar F-Type nicht verstecken. Doch so messerscharf die Lenkung ist, so schnell die Doppelkupplung schaltet und so gut der Wagen auf der Straße liegt, so irrwitzig einem in dieser Klasse die 4,1 Sekunden vorkommen, die der Cayman von 0 auf 100 braucht, und so atemlos man sich fühlt, wenn man tatsächlich mit 290 Sachen über die linke Spur fliegt, bleiben dabei die Emotionen irgendwie auf der Strecke. Denn auch im sportlichsten Modell beschränkt sich Porsche auf einen Vierzylinder, der weniger klingt wie ein Sportwagen als wie ein Käfer auf Zeitreise. So wird das Label „GTS“ nicht unbedingt zum Garant für Emotionen, sondern allenfalls zu einer Art Preisschild für eine aufgebrezelte und deshalb besonders teurer Modellvariante.
Immerhin muss man sich nicht mit dem mickrigen 2,0-Liter aus dem Grundmodell mit seinen 300 PS und 380 Nm begnügen. Sondern der Motor hat wie in den S-Modellen 2,5 Liter Hubraum, legt in der Leistung aber um 15 und 10 Nm zu, steht jetzt mit 365 statt 350 PS und 430 statt 420 Nm in der Liste und schiebt den Cayman GTS bei der ersten Ausfahrt kraftvoll an. Man kann es kaum erwarten, bis man endlich am Ortschild vorbei ist, das Gaspedal ans Bodenblech stempeln und dem lahmen Restverkehr davonfahren kann, so gierig und giftig knurrt das kleine Krokodil, wenn man ihm die Sporen gibt. Und sobald das Radio einen guten Soundtrack zu diesem schnellen Road-Movie liefert und man die Lautstärke noch hoch genug dreht, tut auch der Vierzylinder nicht mehr ganz so weh.
Den Leistungszuschlag lässt sich Porsche allerdings teuer bezahlen. Kostet der Cayman S aktuell 65.189 Euro, verlangt Porsche für den GTS 76.137 Euro und der Boxster GTS ist noch einmal 2.000 Euro teuerr. Zwar gibt es dafür auch noch das adaptive Fahrwerk, das Sport-Chrono-Paket und die Sportsitze mit Alcantara dazu, doch sind Cayman GTS und Boxster GTS nur die zweitbeste Lösung – schließlich gibt es für weniger Geld auch einen guten Gebrauchten aus der letzten Generation – mit zwei Zylindern mehr, dem besseren Klang und dem authentischen Sex-Appeal.