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Renault Clio Williams 16V – Die blaue Sau

Die blaue Sau

Ein sportlicher Kleinwagen mit rund 150 PS? Das klingt auch heute noch nach einem spaßigen Gerät. Was war dann der Renault Clio Williams, als er 1993 erschienen ist? Vemutlich dafür verantwortlich, dass im Hot Hatch-Segment bis heute ein erbarmungs- und grenzenloses Wettrüsten stattfindet.

Text: Philipp Stalzer
Das Jahr 1993. Bill Clinton wird Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Österreich gedenkt, Mitglied der EU zu werden, langsam tauchen die ersten Energydrinks in den Supermarktregalen auf und in Frankreich hat man Grund zu Feiern. Die Formel 1 Saison 1992 gewann das Williams F1-Team mit 10 Siegen haushoch und Renault lieferte den 3,5 Liter V10-Motor dazu. Um auf die gute Zusammenarbeit „anzustoßen“, spitzte Renaults Sportabteilung den 3 Jahre zuvor erschienen, braven Kleinwagen Clio zu einem heißen Sportgerät zu und benannte ihn nach dem legendären Rennstallbesitzer. Der Renault Clio Williams 16V war geboren.

Goldene Räder, dunkelblauer Lack

Die erste Auflage des „Willi-Clio“, noch auf der ursprünglichsten Variante des Clio (im Fachsprech „Phase 1“) basierend, wurde 3800 mal gebaut (1300 Stück mehr, als für die geplante Homologation als Rallyeauto nötig) und ausschließlich 3-türig, in „Sports Blue“ und mit den goldenen Speedline 15-Zöllern ausgeliefert. Ausschließlich diese erste Serie hat auch eine Nummernplakette, weshalb (und auch wegen des geringsten Gewichts von rund 990 Kilogramm) die ersten Clio Williams unter Fans besonders gefragt sind.
Das impliziert, dass Renault vom Verkaufserfolg der nobel colorierten „Pocket-Rocket“ regelrecht übermannt wurde und eine zweite und dritte Serie folgten. Basierend auf Phase 2 Clios sind sie an den plastisch geformten Heckleuchten (wie unser Fotomodell) und einen anderen Grill unterscheidbar, die dritte Serie fällt durch einen leicht helleren Blauton („Monaco Blue“) auf. Alle drei sind sie mit ihren bauchigen Kotflügeln und der auffälligen Motorhaube mit Powerdome und Lufteinlass auf den ersten Blick als Haudegen erkennbar.

Ein so ehrlicher, frei saugender, beharrlich und gerne ausdrehender Motor wie es der F7R genannte 2 Liter große Vierzylinder ist, wird mittlerweile in der gesamten Automobillandschaft schmerzlich vermisst. Gerade weil eben keine Drehmomentberge an der Lenkung zerren…

Flauschiges Gestühl im Renault Clio Williams

Im Gegensatz zum den Augen immer noch schmeichelnden Außendesign ist der Clio Williams im Innenraum eben nur ein in die Jahre gekommener Kleinwagen. Abgesehen von blauen Details wie dem Teppich, den Tacho-Zifferblättern und einem anderen Schaltknauf, sowie den dem Renault 19 16S entliehenen Flausch-Sportgestühl mit zusätzlichen „W“-Logos geht es durchwegs rustikal zu – inklusive der für große Menschen nicht uneingeschränkt angenehmen Sitzposition.
Doch wenn der flotte Clio erst mal losgelegt hat, macht alles einen runden, den Fahrer ins Erscheinungsjahr zurückversetzenden Eindruck. Und Spaß machts, auch.

Gierig schnorchelnder 16-Ventiler

Ein so ehrlicher, frei saugender, beharrlich und gerne ausdrehender Motor wie es der F7R genannte 2 Liter große Vierzylinder ist, wird mittlerweile in der gesamten Automobillandschaft schmerzlich vermisst. Gerade weil eben keine Drehmomentberge an der Lenkung zerren und sich die 147 PS gleichmäßig und harmonisch, dafür ohne Showeffekte sondern fahrbar und beherrschbar aufbauen, liefert der Clio Williams auch heute noch eine besondere Qualität von Fahrspaß. Das untermalt er zusätzlich mit grummeligem Ansauggeräusch, während man den Clio mit festem Griff am Lenkrad auf Kurs hält. Da hat man in den mittlerweile knapp 400 PS starken und mit Automatikgetrieben bestückten, heutigen „Hot Hatches“ weit weniger zu tun. Fraglich ist, ob wir in 20 Jahren von den heutigen aalglatten, durchentwickelten Techikwunderwerken so emotional wie über den Clio Williams berichten werden, der uns auf eine Reise in ein unbeschwertere, lässigere Zeit mitgenommen hat. Danke an Besitzer Jochen Sassmann für die Leihgabe!

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