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Renault Kangoo: Kein Underdog

So unscheinbar der Renault Kangoo auch auf den ersten Blick sein mag, so gut verkauft er sich hierzulande. Von Wien bis ins Ländle spielt der vermeintliche Underdog brav mit und hat letztes Jahr auch wieder knapp 1.000 Exemplare an den Mann gebracht. Wir checken anhand der dritten Generation, was den Franzosen so interessant macht.

Seit Mai letzten Jahres ist der jetzt ja nicht mehr ganz brandneue Kangoo bestellbar und wenn man jetzt mal ganz oberflächlich nur auf die inneren Werte schaut, hat sich offenbar nicht allzu viel geändert im Vergleich zum Vorgänger. Zumindest gibt es den Renault weiterhin mit Otto und Selbstzünder sowie schon bald als Elektriker. Natürlich stecken unter die Haube aber nicht die gleichen Aggregate wie zuvor. Der Vierzylinder-Benziner bringt 1.333 Kubizentimeter Hubraum und 100 oder 130 PS mit. Wer Diesel fährt, bekommt ebenfalls vier Töpfe, aber 1.461 Kubikzentimeter Hubraum und 75, 95 oder 115 PS geboten. Und der Stromer wird zwar weder Zylinder noch Hubraum haben, aber dafür ganze 122 PS und muss natürlich nicht geschaltet werden – dieses Feature gibt es bei den Verbrennern auch als Option. Im Test stellt sich uns der Kangoo als Intens dCi 95 mit Handschaltung.

Den kann man sich ab 29.200 Euro anschaffen, da ist dann auch schon so ziemlich alles mit an Bord, was man braucht. Und sogar manches, was man in einem doch sehr praxis- und vernunftorientierten Hochdachkombi nicht zwingend braucht, aber doch schätzt. Wie etwa den Infotainment-Touchscreen oder die 17 Zoll-Alufelgen. Darüber hinaus tritt der Kangoo auch recht ordentlich auf. Natürlich verrenkt sich niemand den Hals bei dem Versuch, einen verzweifelten Blick auf ihn zu erhaschen. Aber er schaut deutlich knackiger drein als sein Vorgänger und präsentiert sich durchaus wohlgeformt. Natürlich auch innen.

Denn was in so einem Auto am wichtigsten ist, ist das Bauchgefühl. Nicht das des Fahrers, sondern jenes des Fahrzeugs bei voller Beladung mit Personal und Gepäck. Wir haben die Lastesel-Qualitäten des Kangoo im Test mit einer sperrigen Bank ordentlich auf die Probe gestellt und waren absolut zufrieden. Die Rückbank verschwindet auf Zackzack nach unten, so dass ein beinahe ebener, 1.865 Millimeter langer Boden entsteht. Auch den Beifahrersitz könnte man umklappen, damit man wirklich jeden Zentimeter bis zum Armaturenbrett ausnutzen kann. War in unserem Fall nicht nötig, aber trotzdem nett. Im Laderaum gibt es ausreichend Ösen, damit alles fest verzurrt werden kann und bei der Montage klettert es sich recht bequem durch den Kangoo.

Seine Kernkompetenz beherrscht der Franzose also meisterlich. Am Steuer entsteht natürlich nicht der Sturm der Emotionen, aber das erwartet ja auch niemand. Die 95 Diesel-PS setzen im Zusammenspiel mit den sechs Gängen ihre Kraft entspannt und zuverlässig ein. Die Geschichte gibt sich bei beherzterem Gasfuß zwar selbstzündertypisch brummelig und nicht superdynamisch, aber es geht schon was weiter. Kombiniert mit einer simplen Bedienung und einer Menge angenehmer Funktionen gibt sich der Renault Kangoo als braver Allrounder, den man sich sowohl im Familienalltag als auch im Lasteneinsatz gut vorstellen kann. Da macht es dann auch nichts, wenn er eher unscheinbar auftritt. Optisch mag der Kangoo ein Underdog sein, doch er hat sein Ding schon sehr ordentlich drauf. Und genau das macht ihn erfolgreich.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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