Fernost-Franzose
Im neuen Koleos in Korea
Wenn der Name Samsung fällt, denken wir nur an Handys oder Fernseher. Doch daheim in Korea steht der Name auch auf jeder Menge Autos. Denn dort ist Samsung nach Hyundai, Kia und Chevrolet die Nummer Vier im Land – selbst wenn Fahrzeug- und Elektronikproduktion getrennt sind und das Automobilwerk in Busan zur Allianz von Renault und Nissan zählt. Wieso das interessant ist? Weil der neue Renault Koleos schon jetzt in Korea als Samsung QM6 unterwegs ist.Von Thomas Geiger
Aus gutem Grund. Denn mit seinen riesigen Leuchtsicheln neben den LED-Scheinwerfern, den charismatischen Rückleuchten und dem fast schon teutonisch präzisen Design sieht die zweite Auflage des Koleos nicht nur deutlich besser aus bisher. Sondern der Wagen bietet bei nun 4,67 Metern Länge und 2,71 Metern Radstand auch reichlich Platz auf allen Plätzen, hat mit 624 bis 1 690 Litern Fassungsvermögen einen großzügigen Kofferraum und, wie man es von Renault kennt, jede Menge Ablagen. Und vor allem verwöhnt er mit einem erhabenen Fahrgefühl, wie man es im ungewöhnlich zivilisierten Dauerstau von Seoul zu schätzen weiß.
Dazu gibt es im Mutterland der Smartphones zwar überraschend wenig USB-Ladebuchsen, dafür aber ein zumindest teilweise animiertes Display, eine wunderbar verspielte Ambiente-Beleuchtung in den schrillsten Farben und auf dem, wie in Espace & Co., senkrecht montierten Touchscreen des Infotainments eine Navigationsgrafik, die in Brillanz und Präzision kaum zu toppen ist. Und weil in Korea alle paar Kilometer eine Radarkamera hängt, warnt das System mit unerschütterlicher Zuverlässigkeit auf den Meter genau vor Tempokontrollen: Ein Traum für jeden Raser.
Nur an der Konfiguration des Antriebs werden sie wohl nichts mehr ändern – selbst wenn es neben dem 177 PS-Diesel aus dem QM6 noch einen 1,6-Liter mit 130 PS geben wird, mit dem der Verbrauch auf etwa fünf Liter fallen wird. Das heißt dann zwar zumindest optionalen Allradantrieb für alle Modelle, aber leider auch eine stufenloses CVT-Getriebe als Alternative zum Handschalter – der Nissan X-Trail als Genspender für den Franzosen aus Fernost lässt grüßen. Und egal wie viele virtuelle Schaltstufen man in die Elektronik programmiert oder wie gut man den Motor kapselt, bleibt es beim leidigen Gummiband-Effekt und einem zähen Sägen an den Nerven des Fahrers.
In Korea stört das natürlich keinen: Bei Ampeln, deren Phasen mehr nicht in Sekunden, sondern Minuten gemessen werden, und einem Verkehrsfluss, der so träge ist wie der Hangang-River in der Hauptstadt, gibt man nichts auf den Sprintwert. Hier schwimmt man einfach mit. Selbst wenn man in einem SUV sitzt, das im zweiten Anlauf sogar ein Stück vorweg fahren könnte.