300 Meilen (480 km) Reichweite verspricht Porsche den Taycan-Käufern in den USA vollmundig. Doch die Environmental Protection Agency (Umweltschutzbehörde), die in den Staaten für Emissionstests und ähnliches zuständig ist, gibt nun die offiziellen Testdaten heraus und siehe da: Laut EPA kommt der Taycan nur auf schlappe 201 Meilen (320 km). Porsche protestiert.
Text: Jakob Stantejsky
Wir alle wissen natürlich, dass Reichweitenangaben bei Elektroautos in der Praxis meist so schwer zu erreichen sind wie Verbrauchsangaben bei Verbrennern. Dass der Taycan aber nur rund zwei Drittel der von Porsche angesagten Strecke schaffen soll, mutet dann doch eher als Farce an. Die Zuffenhausener zeigten sich ob des katastrophalen Ergebnisses schockiert – verständlich, schließlich steht diese von der EPA ermittelte Reichweite jetzt in den USA überall dabei, wo der Elektro-Erstling zu sehen oder zu kaufen ist.
Um der unerfreulichen Dynamik entgegenzuwirken, hat Porsche der unabhängigen Firma AMCI Testing einen Taycan zum Ausprobieren gestellt. Die Kalifornier kamen schlussendlich auf eine Reichweite von 275 Meilen (440 km), wobei in der Stadt sogar 288 Meilen (460 km) drin sein sollen. Das kommt nicht nur den Werksangaben näher, sondern entspricht auch ziemlich genau den Ergebnissen des WLTP-Tests aus Europa.
Aber was ist nun der Grund für die großen Unterschiede zwischen den Tests? Einerseits gilt die EPA bei ihren Tests als extrem streng und andererseits legt sie bei ihren Fahrten größeren Wert auf Autobahnetappen als das in Europa üblich ist. Durchaus logisch, wenn man die Abstände in den USA bedenkt.
Unterm Strich liegt die Wahrheit wohl irgendwo zwischen den 300 Meilen von Porsche und den 201 der EPA. Dass der unabhängige Test von AMCI allerdings deutlich näher an den Werksergebnissen liegt, spricht für Porsche. Einen Reichweitenskandal braucht man hier also keineswegs zu suchen, denn fündig wird man nicht.