Skoda hat einen Lauf und dass alle Kurven so steil nach oben zeigen, verdanken die Tschechen nicht zuletzt China. Denn nachdem sie dort schon in den 1930ern die ersten Autos verkauft haben und 2007 im großen Stil zurückgekommen sind, hat sich das Reich der Mitte längst zum wichtigsten Markt für die VW-Tochter entwickelt.
Von Thomas Geiger
„Jeder vierte Skoda wird heute in China verkauft“, freut sich Landeschef Ralf Hanschen und ist zuversichtlich, dass sein Markt einen großen Beitrag dazu leisten wird, dass der weltweite Absatz bis zur Mitte der nächsten Dekade von aktuell 1,25 auf 2,0 Millionen Autos im Jahr steigen wird. „Wir haben gemeinsam mit unserem Joint Venture Partner SAIC einen Masterplan aufgelegt und nehmen dafür allein bis 2021 umgerechnet zwei Milliarden Euro in die Hand“, sagt Hanschen.
Dazu zählen zwar auch Aktivitäten zur Markenbildung wie groß angelegte Sponsorings und ein Digitallabor, in dem für China und den Rest der Welt neue Mobilitätsdienstleistungen entwickelt werden. Aber vor allem zählen dazu neue, auf den chinesischen Geschmack zugeschnittene Modelle. Der Kodiaq GT hat dabei den Anfang gemacht und jetzt geht es mit dem Kamiq GT munter weiter. Denn schon zum zweiten Mal bekommen die Chinesen nun ein eigenständiges SUV, mit dem die Flotte dann auf bereits fünf Geländewagen anwächst – mehr als irgendwo sonst in der Skoda-Welt.
Zugeschnitten auf eine junge, urbane Kundschaft, gibt der Kamiq GT das schnittige SUV-Coupé, mit dem sich die Aufsteiger in Shanghai oder Guangzhou noch ein bisschen weiter von der Masse abheben können. Dafür setzt Skoda auf ein betont expressives Design und streckt den gegenüber dem EU-Modell ohnehin schon auf knapp 4,40 Meter verlängerten Kamiq um weitere zwei Zentimeter, zieht das Dach ein und legt die Heckscheibe flach. Dazu noch neue Rückleuchten und eine D-Säule in Kontrastfarben – fertig ist der Blickfang für Boulevard und Buckelpiste. Allerdings – und auch das ist typisch chinesisch – darf man vom sportlichen Design nicht auf einen adäquaten Antrieb schließen: unter der Haube steckt ein 1,5-Liter-MPI-Motor mit vergleichsweise mageren 111 PS.
Der Kamiq GT ist zwar kein MQB-Auto, sondern nutzt noch den alten PQ-Baukasten und muss deshalb auf ein paar Highlights der europäischen Konzern-Modelle verzichten. Doch ist der Blick in den Innenraum des Coupés alles andere als enttäuschend. Vielmehr ist es beeindruckend, was das vereinte Entwicklungsteam von Skoda und Kooperationspartner SAIC aus der alten Architektur noch herausgeholt hat und wie frisch und peppig der GT daherkommt.
Männer wie Hanschen freut das natürlich. Doch bei seinen Kollegen in anderen Ländern macht sich auf Grund dessen der Neid breit. Schon der vor Jahresfrist lancierte Kodiaq GT hat Begehrlichkeiten geweckt und der Kamiq GT würde nicht minder gut nach Europa passen, wissen sie in China. Doch muss er die anderen Länder fürs Erste enttäuschen: Aus China können die Joint-Venture-Autos so einfach nicht nach Europa exportiert werden und in Europa ist Skoda ein Opfer seines eigenen Erfolges. „Uns fehlen derzeit schlicht die Produktionskapazitäten, um solche GT-Modelle auch weiter im Westen zu produzieren.“