Dass der Yeti das missverstandendste Modell von Skoda ist, hat er uns in drei Tagen über Stock und Stein eifrig und tapfer bewiesen. Er IST ein waschechtes SUV, auch wenn er das optisch eben nicht sehr prahlerisch zur Schau stellt. Das hat er an beeindruckenden Schauplätzen durch die Karpaten in Serbien und Rumänien klar gemacht. Good Yeti gone bad!
Text: Philipp Stalzer
Aus einem Skoda Yeti lachen in der Regel zwei Golden Ager raus. In gutbürgerlichen Verhältnissen, oft in der Vorstadt findet sich der SUV-Skoda nach der Abholung beim Händler wieder. Die Golden Ager haben sich für den Yeti entschieden, weil er nicht protzt. Aus dem Alter, wo Angeben bei den Nachbarn nötig war, sind sie längst raus. Höchstwahrscheinlich war das Bedürfnis noch nie da. Aber alle Vorzüge eines SUV bietet der Yeti eben trotzdem, ohne peinlichem Muskelspiel.
Höhere Sitzposition, auf Wunsch Allradantrieb, ein geräumiger Kofferraum durch das eckige Heck – simply clever, keine Starallüren. Aber der Yeti hat mehr drauf, als die beschauliche Vorstadtidylle. Wir haben ihn, einige seiner Freunde und einige unserer Kollegen geschnappt und waren mal weg. In einer Gegend, die man kaum kennt – die aber wahnsinnig schöne Landschaften bietet.
Start des Skoda Yeti Offroad-Trips in Belgrad
Zugegeben, so direkt aus dem Schauraum ins schroffe Gelände sind unsere Yetis nicht gerollt. Als unsichtbare Veränderung wurde der Unterboden mit einer Rutschplatte aus Metall verkleidet und ein Funkgerät verbaut, als sichtbare Sonderausstattung fährt eine Dachgallerie mit Unterlegkeilen und einem Ersatzrad mit, das genauso wie die Fahrbereifung ein All-Terrain Reifen ist. Mit handelsüblichem Sommergummi fehlt Traktion im Gatsch und Robustheit auf felsigem Terrain. Das haben wir in der ersten Etappe über serbische Autobahnen mehr oder weniger entlang der Donau in Richtung Karpaten noch nicht gebraucht, dabei fiel der Reifen aber auch nicht unangenehm auf, wie es Geländereifen mit lautstarkem Abrollgeräusch oder schwammigem Fahrverhalten schon mal gerne tun. Die Änderungen gegenüber einem Yeti aus der Fabrik halten sich aber in engen Grenzen.
Ein erster Zwischenstopp auf einem sehr autark agierenden, kleinen Bauernhof bereits an der rumänischen Grenze bei besonders gastfreundlichen Einheimischen hat die Mentalität der Menschen in dieser schönen Landschaft das erste Mal begreifbar gemacht. Hier freut man sich, wenn man als Reisender unterwegs ist, die verantwortungsvolle Benutzung von Wegen abseits der Straße wird geduldet. In Mitteleuropa undenkbar. Die erste Tagesetappe endet nach einem problemlosen Grenzübertritt über die Donau nach Rumänien im verschlafenen „Baile Herculane“, übersetzt „Herkulesbad“. Ein ehemaliger Vorzeige-Kurort, den Österreichs Kaiserin Elisabeth (Sissi) regelmäßig bereiste. Die Phase des Kommunismus hat dem Örtchen nicht sehr gut getan, herrliche Bausubstanz rottet vor sich hin.
Hier freut man sich, wenn man als Reisender unterwegs ist, die verantwortungsvolle Benutzung von Wegen abseits der Straße wird geduldet. In Mitteleuropa undenkbar.
Erste Bergetappen an Tag 2
202 Kilometer und ein ganzer Tag Zeit? Kann ja wohl nicht so schwer sein, denkt man beim Durchblättern des Roadbooks. Doch nun geht’s ans Eingemachte. Der Reifenluftdruck wird abgesenkt, um die Traktion und auch die Federung ein wenig zu verbessern und die stetige Kletterei über teils sehr schroffe, ausgewaschene Offroad-Wege geht los. Nach einiger Fahrzeit gilt der Dank den GPS-Systemen der Guides – wo zum Teufel sind wir bitte? Seit Stunden keine Zivilisation, nichts als pure, unverfälschte Natur.
Na gut, der Iovanu Stausee mit gigantischen Ausmaßen irgendwo im nirgendwo wurde wohl nicht von Mutter Natur erschaffen, aber andere Menschen waren auch hier keine anzutreffen. Alle heiligen Zeiten kommt ein Einheimischer entgegen, meist sind es Waldarbeiter. Dazwischen ist immer wieder Zeit tolle Landschaften und wunderbares Panorama zu genießen, vor allem bei der Mittagsrast mit einer traditionellen rumänischen Jause mitten im Retezat Naturpark. Herrlich. Der derzeitige Ausfallcount: 0. Keine DSG-Getriebe streiken, bis dahin behalten auch alle Reifen ihre Luft und größere Felsen die man manchmal überqueren muss hält die Rutschplatte elegant von der Technik am Unterboden des Yeti fern. Ganz schön beeindruckend, was der vermeintliche Biedermann hier abseits der Straße seit Stunden leistet.
Skigebiet ohne Schnee
Wo Tag 2 geendet hat, startet natürlich Tag 3. Im sich gerade entwickelnden Skigebiet der Karpaten. Hier wird die Chance, den Tourismus anzukurbeln mit toller Gastfreundlichkeit und Hotels im absoluten Top-Standard wahrgenommen. Viele Polen und Ungarn kommen nach Rumänien um leistbaren Skiurlaub zu machen, erklärt die Hotelchefin. Doch für den Schnee war es noch zu früh, wir machen uns wieder über staubige und steinige Pisten auf den Weg durch das sagenumwobene Transsilvanien, in dem uns leider keine Wölfe, Bären oder Draculas untergekommen sind.
Die letzte Etappe, 140 Kilometer mit rund 60 Prozent Offroad-Anteil bieten nochmal großes Gelände-Feeling mit steilen Steigungen und atemberaubenden Plätzen abseits jeglicher Besiedelung. Langsam geht es aber in die Zivilisation zurück, Richtung Sibiu. Das auf Deutsch „Hermannstadt“ genannte Städtchen stellt das Ziel der beeindruckenden Reise dar, bei dem man eine Ecke von Europa, ja sogar der EU, kennengelernt hat, das noch kaum bekannt ist. Eine Reise in die ehemalige Kulturhauptstadt Europas und ihr ursprüngliches Umland ist ein wunderbarer Rahmen gewesen, um die Qualitäten des ebenso unprätentiösen und mit Nehmerqualitäten versehenen Skoda Yeti auf Herz und Nieren zu testen und neue Eindrücke zu gewinnen.