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Toyota Prius PHEV: Für den Fahrer

Der Toyota Prius musste sich im Laufe seines Lebens schon eine Menge Häme gefallen lassen. Als leidenschaftslos galt er oft. Sein Standing konnte er dadurch, dass er in vielen Städten zu dem Taxi wurde, auch nicht unbedingt verbessern. Doch dann kam die fünfte Generation und jetzt ist alles anders. Oder?

Foto: Eryk Kepski

Optisch war der Prius nie langweilig. Sein eher futuristisches Design war aber stets Geschmackssache … und das ist nicht unbedingt positiv gemeint. Ein schlechtes Auto, wie es ihm Spötter gern nachsagen, war der Prius allerdings nicht. Der im Konkurrenzvergleich frühe Fokus auf Hybridtechnologie und umweltfreundliche Praxistauglichkeit drängten ihn in eine sehr spezielle Nische, von der gerade sogenannte Petrolheads sich aus eigenartigen Gründen angegriffen fühlten. Inzwischen sind Hybridfahrzeuge weit verbreitet, vom Kleinwagen über das fette SUV bis hin zum Supersportler. Und in puncto Design spricht der fünfte Prius eine ganz neue Sprache.

Futuristisch, ja. Aber von den grimmigen Scheinwerferschlitzen über die aalglatte Silhouette bis zum deutlich tiefer als bisher abfallenden Heck samt der durchgehenden Heckleuchte erweckt der Prius plötzlich den Eindruck eines Dynamikers. „Prius“ und Worte wie „knackig“ können auf einmal in ein und demselben Satz stehen, wer hätte das vor ein paar Jahren noch gedacht? Die leuchtende Lackierung unseres Testwagens – die nicht etwa Destiny Darkness Metallic (oder so), sondern einfach Mustard heißt – tut natürlich das ihrige für den unübersehbaren Auftritt.

Auch das Interieur des Prius hat ein umfassendes Makeover bekommen. Die digitalen Instrumente wandern von der Mitte des Armaturenbretts wieder an ihren konventionellen Platz hinter dem Lenkrad. Wobei, nicht ganz. Denn beim neuen Prius blickt man wie bei Peugeot über das deutlich tiefer angesetzte Lenkrad auf den kleinen Bildschirm. Direkt daneben gibt es dafür einen großen Screen, unter dem sich noch ein paar Schalter für die wichtigsten alltäglichen Funktionen tummeln. So praxisorientiert das Cockpit des Japaners auch bleibt, es hat doch an Attraktivität gewonnen. Und bequem ist es außerdem. Mit dem wilden Äußeren hält es allerdings in puncto Faszination nicht mit.

Faszinierend im schlechtesten Sinne des Wortes ist die überaus nervige Fahrerüberwachung. Teilweise muss man nur den Kopf schief halten, und obwohl die Augen eh auf die Straße gerichtet sind, beschwert sich das Auto über mangelnde Aufmerksamkeit. Das passiert auch immer wieder, wenn man den Touchscreen bedient oder über die Schulter blickt um seinen toten Winkel beim Spurwechsel zu checken. Das Feature wirkt einfach rundum mangelhaft designt und noch schlechter getestet.

Hält man das Haupt aber brav starr nach vorne gerichtet und gibt dem System so keinen Grund zur Beschwerde, fährt der Prius sich sehr ordentlich. Das Fahrwerk ist natürlich vornehmlich auf Komfort ausgelegt, aber dennoch ausreichend verbindlich. Hier wird nicht geeiert, sondern der Fahrer freut sich über eine angemessen direkte Lenkung und vernünftiges Feedback über den Untergrund. Auch in der Kurve liegt der Toyota sehr ordentlich und längsdynamisch geht sowieso gescheit was weiter.

Das liegt am Plug-in-Hybrid-Antriebsstrang, der für den fünften Prius in Europa ja die einzige Motorisierung darstellt. Für einen Allradantrieb hat es zwar nicht gereicht, aber Toyota verzichtet auf Dreizylinder-Experimente und bleibt bei einem 2,0 Liter-Vierzylinderbenziner in Kombination mit einem E-Motor an der Vorderachse. Unterm Strich stehen 223 PS Systemleistung in den Daten, was ein massives Upgrade im Vergleich zum Vorgänger bedeutet. Rein elektrisch kommt der Prius laut WLTP 86 Kilometer weit, in der Praxis schaffen wir zumindest über 50 ohne Rücksicht zu nehmen. Dass es auch ohne Verbrenner für 135 km/h reicht, passt gut ins zackige Gesamtbild.

So löblich der Toyota Prius sich auch aus der Sicht von Automobilenthusiasten entwickelt hat, ein Schnäppchen ist er leider nicht über nacht geworden. Einsteigen kann man ab 43.390 Euro, die Top-Ausstattung Advanced schläft mit mindestens 50.790 Euro zu Buche. Das ist eine Menge Holz für ein nicht vollelektrisches Fahrzeug in der viereinhalb Meter-Klasse. Beim geringfügig längeren Opel Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid etwa steht die Topausstattung mit 225 PS um 47.979 Euro in der Liste.

So oder so, der Toyota Prius PHEV weiß zu gefallen. Auch und vor allem im Vergleich mit seinem Vorgänger. Gerade Leute, die gerne Auto fahren, werden die Änderungen zu schätzen wissen. Und optisch ist er sowieso in einer ganz anderen Liga unterwegs. Das tut dem Fahrer gut, es geht schließlich ja doch immer ein wenig ums Gesehenwerden.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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