Der neue Mazda 3 erstrahlt nicht nur im wahrscheinlich schönsten Glanz, den je ein Kompaktwagen versprühen durfte, sondern bietet ab sofort auch unter der Haube etwas ganz Besonderes. Denn mit dem Skyactiv-X-Motor geht zum allerersten Mal ein selbstzündender Benziner in Serie. Ob das funktioniert und was das kann, haben wir mit untersucht.
Text: Jakob Stantejsky
Wenn man die technischen Mühsamkeiten mal außer Acht lässt, dann klingt das Konzept eines sogenannten Diesotto-Motors ja wie ein Paradies: Das hohe Drehmoment und die Sparsamkeit eines Diesels trifft auf die Spontaneität und Fahrfreude eines Benziners und bringt somit ein Aggregat hervor, das alles kann – nur besser. Doch in der Praxis ist es bisher niemandem gelungen, die Selbstzündung von Benzin so unter Kontrolle zu bekommen, dass man sich in der Serie tatsächlich darauf verlassen könnte.
Bis jetzt. Denn Mazda verbaut in seinem Skyactiv-X-Zweilitervierzylinder, der im neuen Mazda 3 debütiert, sowohl benzinertypische Zündkerzen als auch ein Kompressionszündungssystem. Gepaart mit 180 PS und 224 Nm Drehmoment, das schon bei – für einen Ottomotor niedrigen – 3.000 Touren voll anschlägt, denken die Japaner nicht nur fortschrittlich, sondern auch fahrfreudig.
Aber das überrascht ja hoffentlich keinen mehr. Schließlich bestechen Mazda-Fahrzeuge seit Jahren nicht nur mit sexy Hüften, sondern schwingen die auch sehr enthusiastisch über das Parkett. Fahrwerk, Lenkung, Schaltung und Co. gehören mit zum Besten, was sich diesseits vond diversen Sportmarken findet. Das bleibt auch beim Mazda 3 Skyactiv-X so, doch kann der revolutionäre Motor da mithalten?
Vor der Testfahrt erklärt man uns, dass die Zündkerzen vor allem beim Start des Wagens als auch bei extremen Belastungen zum Einsatz kommen. Ansonsten entzündet sich das extrem hoch verdichtete und äußerst magere 16,3:1-Kraftstoff-Luft-Gemisch durch reine Kompression – wie bei einem Diesel. Das hat nicht nur einen, im Vergleich zum Skyactiv-G mit 165 PS, um 20 bis 30 Prozent geringeren Verbrauch zur Folge, sondern senkt auch die Emissionen des Autos ganz deutlich. Die direkte Gegenüberstellung können wir zwar selbst nicht durchführen, anhand eines Verbrauches von nichteinmal sieben Litern nach rund dreieinhalb Stunden Fahrt erkennt man jedoch: Hier ist wirklich ein massiver Schritt gelungen.
Denn nach unserer Ausfahrt über bergige Landstraßen, auf denen wir natürlich ordentlich den Gasfuß bemüht haben, Autobahn und sogar durch innerstädtischen Stau stünde bei einem herkömmlichen Benziner mit 180 Pferden wohl eher ein Achter statt eines Sechsers vor dem Komma. Wirtschaftlich lohnt sich das Konzept also ganz zweifellos, aber es fährt sich auch toll.
Untenheraus ist auch der Skyactiv-X einem Diesel immer noch unterlegen, aber man merkt ganz deutlich, dass die Kraft früher als gewohnt zubeißt. Besonders fein ist die Drehmomentkurve. Die erreicht bei 3.000 Umdrehungen ihren Höhepunkt und sinkt dann nicht, wie üblich, rapide ab. Nein, bis zum Begrenzer verläuft sie dann in einer fast waagrechten Linie und nimmt somit fast das gesamte Drehmoment bis jenseits von 6.000 Touren mit. Der Durchzug hört scheinbar nie auf und dank der großzügigen Übersetzung kann man so auch im zweiten Gang die 100 km/h knacken. Der eingesparte Schaltvorgang führt mit zur knackigen Sprintzeit von 8,2 Sekunden.
Wir haben den Mazda 3 Skyactiv-X als Allradler samt Handschaltung getestet und können uns keine bessere Kombination vorstellen. Geschmeidig schießen wir durch die Landschaft und wenn wir es in der nächsten Kurve doch wieder besonders rasant angehen, schneiden wir wie auf Schienen dahin, bevor wir genüsslich im Getriebe rühren, wenn wir wieder auf die Gerade sausen.
Doch auch wenn auch dieser Mazda höchst sportlich bewegt werden kann, die wahre Stärke des Skyactiv-X liegt im Gleiten und Cruisen. Denn man muss eigentlich nur wenig schalten und der kraftvolle Motor besticht vor allem mit Souveränität, weniger mit Krawallfaktor. Aber es ist halt so schön in dem Ding. Nicht nur wegen des genial designten Ex- und Interieurs, sondern weil der Mazda 3 Skyactiv-X sich einfach herrlich fährt. Das möchte man natürlich ausnutzen. Unter dem Strich stellen wir fest, dass der selbstzündende Benziner kein Marketinggag, sondern eine relevante Alternative mit Zukunft ist. Und dass gerade Mazda, die ja oft ihre eigenen Wege gehen, dieses Konzept realisiert haben, passt perfekt. Denn es bewegt sich zwar zwischen den Welten von Benzin und Diesel, vereint sie aber doch zu einem harmonischen und revolutionären Ganzen.