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Aston Martin Vantage Roadster – Motor vorne, Antrieb hinten. Kennt das noch wer?

Als logische Folge des überarbeiteten Vantage Coupé, das 2024 erschien, reicht Aston Martin nun die offene Version des Super-Sportwagens nach. Der Aston Martin Vantage Roadster hat im Bug einen 4,0 Liter Twin Turbo V8, dessen Kraft nur auf die Hinterräder strahlt. Klassisches Sportwagen-Layout. Kennt das heutzutage überhaupt noch wer?

Der neue Vantage Roadster wurde entwickelt, um all den Stil, ach was, all das Gefühl von Freiheit und Abenteuer zu bieten, für das offene Fahrzeuge bekannt sind. Und das möglichst weitgehend ohne die Einschränkungen, die traditionell mit ihrem Design verbunden sind. Eine schwierige Grätsche und natürlich auch hier nicht vollends perfekt gelungen. Aber man kann schon sagen: Der Vantage Roadster ist genauso schön wie sein Pendant mit festem Verdeck. Ausserdem hat er nur eine minimale Gewichtszunahme und, sozusagen als Party-Piece, das schnellste vollautomatische Verdeck auf dem Markt. Er ist demnach ein Cabriolet ohne Kompromisse und ein würdiges neues Mitglied der Vantage-Familie.

Der Schlüssel dazu, dass der Vantage Roadster die entscheidenden dynamischen Eigenschaften des Vantage Coupés beibehält, liegt darin, dass beide Fahrzeuge parallel und nicht nacheinander entworfen und entwickelt wurden. Der Roadster ist daher ein vollständig entwickeltes Modell, das es dem Team ermöglicht, Merkmale und Eigenschaften zu implementieren, die keine Kompromisse in Bezug auf Leistung, Fahrverhalten und Handling sowie übermäßiges Zusatzgewicht mit sich bringen.

Ein bisschen Geschichte

Die Tradition der offenen Astons hat ja durchaus Geschichte, die 75 Jahre zurückreicht, seit 1950 das Vantage-Motor-Upgrade-Paket für den DB2 (der sowohl als Coupé – bekannt als Limousine – als auch als Cabriolet – bekannt als Drophead-Coupé – erhältlich war) auf den Markt kam. Es enthielt größere Vergaser und ein höheres Verdichtungsverhältnis, um die Leistung des damals revolutionären 2,6-Liter-Doppelnockenwellenmotors von 106 PS auf satte 127 PS zu steigern. Für damals ein Wow und vom Prestige brauchen wir gar nicht erst reden.

In diesem Jahr feiert Aston Martin den 20. Jahrestag der Einführung des V8 Vantage im Jahr 2005. Er war der erste in Gaydon gebaute „moderne“ Aston Martin, der diesen Namen trug, und der erste Vantage, der kein Derivat, sondern ein eigenständiges Modell war, dessen Roadster-Version nur ein Jahr später auf den Markt kam.

Leistung, woher und warum.

Im Vergleich zum Vorgängermodell Vantage Roadster konnte Aston Martin die Leistung und das Drehmoment des maßgeschneiderten 4,0-Liter-V8-Doppelturbomotors dank größerer Turbolader, überarbeiteter Nockenwellenprofile und eines optimierten Verdichtungsverhältnisses um beispiellose 155 PS und 115 Nm steigern. Mit insgesamt 665 PS und einem unglaublichen Drehmoment von 800 Nm, das über ein 8-Gang-Paddle-Shift-Getriebe auf ein elektronisch gesteuertes Sperrdifferenzial übertragen wird, welches wiederum nur die Hinterachse antreibt, kombiniert der Vantage Roadster explosive Leistung (0-100 km/h in 3,6 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 323km/h) und modernste Technologie in der klassischen Konfiguration mit Frontmotor und Hinterradantrieb, die ja heutzutage ziemlich aus der Mode gekommen ist. Wer heute im Supersportbereich nicht mit Allrad antritt, hat ja fast schon verloren. Warum eigentlich? Wieso traut uns althergebrachten Autofahrern eigentlich keiner mehr zu, mit klassisch physikalischen Gegebenheiten fertig zu werden, ohne dass einen gleich irgendwelche hysterischen Kaffeehäferln daran erinnern wollen, endlich eine Pause zu machen?

Dank seiner ultrastabilen und dennoch leichten Aluminiumstruktur, der Verbundwerkstoff-Karosserie und der Gewichtsverteilung von 49:51 zwischen Vorder- und Hinterachse bietet der Vantage Roadster eine ideale Plattform für die Aufhängung, auf die sie einwirken kann, soll und darf. Ausgestattet mit rennsportinspirierten, ungleich langen Doppelquerlenkern an der Vorderachse, einer Mehrlenker-Hinterachse, Schraubenfedern und adaptiven Bilstein DTX-Dämpfern (mit einer maßgeschneiderten Abstimmung) sowie einer nicht isolierten Lenksäule, bietet der Vantage Roadster die Präzision, Ausgewogenheit, Gelassenheit und vor allem das Vertrauen, das die unverwechselbaren Kennzeichen eines wirklich großen Hochleistungs-Fahrzeugs sind. 

Stehenbleiben!

410 mm große Bremsscheiben an der Vorderachse (mit Karbon-Keramik-Bremsen), die von Sechs-Kolben-Monoblock-Bremssätteln geklemmt werden, sorgen dafür, dass der Vantage Roadster Geschwindigkeit noch schneller abbauen kann, als er sie gewinnt. Für den nötigen Grip sorgen maßgeschneiderte Michelin Pilot Sport S 5 Reifen, die speziell von Michelin entwickelt und von Aston Martin mit einer auf die besonderen Anforderungen des Vantage zugeschnittenen Mischung abgestimmt wurden. Wahrlich – heute sind sogar schon Autoreifen schlauer, als es die Mondfähre je sein konnte!

Computer, Computer!

Die gesamte Hardware wird von einer elektronischen Architektur mit sechs Achsensensoren unterstützt, die einen erstaunlich detaillierten Überblick über das Verhalten des Fahrzeugs geben und es dem ESP-System ermöglichen, optimale Einstellungen für die Straßenbedingungen und den Fahrstil des Fahrzeugs vorzunehmen. Darüber hinaus übernimmt der Vantage Roadster die innovative Advanced Traction Control aus dem Vantage Coupé, die es dem Fahrer ermöglicht, eine von acht Einstellungen für die Traktionskontrolle zu wählen; die Standardeinstellung von fünf ist für das Erreichen der schnellsten und saubersten Runden optimiert. Je niedriger die Zahl ist, desto stärker wird eingegriffen, was beispielsweise bei widrigen Wetterbedingungen ein zusätzliches Maß an Sicherheit bietet. Fahrer, die ihre Fähigkeiten am ehesten auf der Rennstrecke verbessern möchten, haben die Möglichkeit, die Traktionskontrolle auszuschalten und das Auto frei von jeglichem elektronischen Einfluss zu erleben.

Apropos kopf-, äh, dachlos: Von Anfang an wurden mehrere Maßnahmen in die Struktur des Vantage Roadster integriert, um sicherzustellen, dass der Spirit des Vantage, die erstaunlichen Fähigkeiten und die Liebe zur offenen Straße in unverfälschter Form vom Coupé auf den Roadster übergehen. Um dies zu erreichen, wurden zwei primäre Ziele, die traditionell als diametral entgegengesetzte Ziele angesehen wurden, von Anfang an mit höchster Priorität verfolgt. Sie bestanden darin, den Roadster im Vergleich zum Coupé so leicht wie möglich zu halten und die strukturelle Steifigkeit auf einem für ein Cabriolet außergewöhnlich hohen Niveau zu erhalten.

Dazu wurden die Lastpfade durch die Struktur und die Karosserie identifiziert und die Art der Befestigung der Karosserie im hinteren Bereich des Fahrzeugs modifiziert, um zusätzliche Steifigkeit gegenüber dem Coupé zu erreichen. Darüber hinaus wurden an strategischen Stellen gewichtsoptimierte Scherbleche angebracht, um die Struktur seitlich noch weiter zu versteifen als beim Coupé, um die geringere Steifigkeit eines Cabriolets auszugleichen. Alles klar?

Schließlich wurde auch dem Aufhängungssystem Aufmerksamkeit gewidmet, um sowohl der veränderten Masse als auch der Gewichtsverteilung Rechnung zu tragen. Auch wenn diese Änderungen minimal sind, zeigt die Tatsache, dass der Vantage Roadster über eine neu kalibrierte Software für die hinteren Dämpfer und neu abgestimmte Halterungen für das hinten montierte Getriebe verfügt, wie weit die Ingenieure von Aston Martin gehen, um sicherzustellen, dass das legendäre Handling des Vantage in vollem Umfang vom Coupé auf den Roadster übertragen wird.

Yps mit Gimmick.

Das Dach selbst ist in einer „Z-Falt“-Konfiguration erhältlich, die sowohl schneller als auch leichter als ein traditionelles „K-Falt“-Dach ist und die Notwendigkeit einer Tonneau-Abdeckung überflüssig macht, was zu einer weiteren Gewichtseinsparung und einer Senkung des Schwerpunkts führt. Das Dach des Vantage Roadster kann bei einer Geschwindigkeit von bis zu 50 km/h geöffnet oder geschlossen werden, wobei der gesamte Faltvorgang (offen oder geschlossen) nur 6,8 Sekunden dauert – der schnellste vollautomatische Dachmechanismus auf dem heutigen Markt. Darüber hinaus kann diese raffinierte Funktion im Auto sitzend oder aus der Ferne über den Schlüssel ausgeführt werden, solange sich der Bediener innerhalb eines Radius von zwei Metern um das Fahrzeug befindet.

Trotz der außerordentlich schnellen Bedienung des Daches und seiner Leichtbauweise wurden keine Abstriche bei der Raffinesse gemacht. Das Dach besteht aus nicht weniger als acht Isolationsstufen, die sicherstellen, dass der Geräuschpegel im Innenraum bei geöffnetem Dach, mit dem des Vantage Coupés vergleichbar ist.

Der Z-Faltvorgang resultiert in einem einfacheren und daher leichteren Dach, was dazu führt, dass der Vantage Roadster insgesamt nur 60 kg mehr wiegt – eine herausragende Leistung – und klassenführend – für ein Fahrzeug dieser Kategorie. Sogar die Überrollstruktur wurde sorgfältig optimiert, um sowohl so stabil wie auch so leicht wie möglich zu sein. Das Überroll- und Schutzsystem (Roll-Over and Protection System – ROPS) aus Aluminium wird im so genannten „Castrusion“-Verfahren hergestellt, bei dem optimale Elemente aus Guss und Strangpressen kombiniert werden, um ein robustes, leichtes und einfach zu verpackendes System zu schaffen.

Schönheit und Individualität

Drei neue Lackfarben – Iridescent Sapphire, Satin Iridescent Sapphire und Bronze Flare – ergänzen die Lackpalette, während das Dach des Vantage Roadster in Schwarz, Rot, Blau oder Schwarz und Silber erhältlich ist. Um den sportlichen Charakter des Fahrzeugs noch weiter zu betonen, kann eine Auswahl an Lackierungen in 21 Komplementärfarben aufgetragen werden. Es gibt vier 21-Zoll-Räder in verschiedenen Ausführungen, hinter denen eine von sieben verschiedenen Farben für die Bremssättel gewählt werden kann.

Wie bei allen Aston Martin-Modellen können Vantage-Kunden über den Q by Aston Martin Personalisierungsservice unendlich viele Möglichkeiten der individuellen Gestaltung und Anpassung erkunden. Mit den Fähigkeiten der Q-Designer und -Handwerker können die Kunden eine unvergessliche persönliche Reise in Auftrag geben, die von einem einzigen kleinen Detail bis hin zur Entwicklung und Produktion von komplett maßgeschneiderten Komponenten reichen kann, um ein wahres Unikat zu schaffen.

Wann kommt er?

Die Auslieferung des Vantage Roadster beginnt im zweiten Quartal 2025. Zusammen mit seinen Coupé-Geschwistern, dem DB12 und dem DB12 Volante, dem atemberaubenden neuen Vanquish und natürlich dem Supercar unter den SUVs, dem DBX707, sowie dem kommenden Valhalla-Supersportwagen (Adrian Newey!) bildet er zweifellos die leistungsfähigste, umfassendste und begehrenswerteste Produktpalette in der 112-jährigen Geschichte der Marke Aston Martin. Und wenn die Marke dann auch noch 2025 die Formel 1 aufmischt, womöglich ab 2026 mit einem Max Verstappen an Bord, dann ist die Marke endgültig dort, wo sie eigentlich schon immer hingehört.

Franz J. Sauer

Liebt Autos, weiß auch ein bissl was, schwurbelt schön drum herum und springt für SUV in die Bresche.

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