Range Rover Sport: Adeliger Athlet
Ein Leben in Luxus mag ja ganz angenehm sein und hoch oben im Wolkenkuckucksheim tendiert man gerne zu einer gewissen Gemütlichkeit. Doch bevor die Hautevolee allzu träge wird in ihrer samtenen Blase aus Lack und Leder schickt Land Rover jetzt einen schrillen Weckruf und zieht nur ein paar Monate nach der Premiere des neuen Range Rovers das Tuch vom Range Rover Sport. Die dritte Auflage des adeligen Athleten soll noch in diesem Herbst in den Handel kommen und mindestens 93.000 Euro (D) kosten.
Anders als bei der Konkurrenz ist das Sport-Modell nicht nur neue eine Motorvariante, sondern die Briten haben tief ins Blech gegriffen. Wie schon vor 20 Jahren und zwei Generationen, als die Geschichte mit dem Stormer Concept begonnen hat, hat auch die dritte Auflage des Sportlers ein völlig eigenständiges Design mit eigenen Proportionen. Zwar sieht auch der sportliche Lord aus wie ein Stealth-Bomber, hat kaum mehr Kanten und Sicken und einen aalglatten Look. Doch deutlich flacher als Sir Range und mit stärker geneigten Scheiben, sieht er sehr viel flotter aus. Wo der Range Rover so wuchtig auf der Straße steht wie der Buckingham Pallace und seine Position nicht durch fahren zu verändern scheint, sondern sich einfach am Ziel wieder materialisiert, nimmt man dem Range Rover Sport die eilige Fortbewegung auf den ersten Blick ab.
So unterschiedlich Auftritt und Anspruch auch sein mögen, nutzen beide Modelle die gleiche Plattform und mit ihr die gleichen Motoren: An der Spitze steht hier wie dort der 4,4 Liter große V8-Turbo und 530 PS, den die Briten bei einkaufen und der den Sprint von 0 auf Tempo 100 in 4,5 Sekunden schafft. Als ersten Schritt auf der Electric Avenue stehen zum Marktstart gleich zwei Sechszylinder-Plug-In-Hybriden mit Systemleistungen von 440 und 510 PS, einem fast 40 kWh großen Akku und konkurrenzlosen Reichweiten von über 110 Kilometern zur Verfügung, bevor dann ab 2024 erstmals ein voll elektrischer Range Rover Sport kommt. Und neben den Motoren für Sprinter und Sparer hat Land Rover auch noch ein paar weniger spitz positionierte Triebwerke im Angebot: So fährt der Range Rover Sport mit drei Dieseln aus der Ingenium-Familie vor, die aus ihren sechs in Reihe montierten Zylindern mit zusammen drei Litern Hubraum 250, 300 oder 350 PS schöpfen, und für die Otto-Fraktion ohne Allüren gibts im Basismodell einen ebenfalls drei Liter großen Sechsender mit 400 PS.
Zielt der feine Vetter eher auf Luxusmodelle wie den Mercedes GLS, den BMW X7 und natürlich auf den Bentley Bentayga, haben die Briten beim Range Rover Sport eher auf BMW X6 oder Porsche Cayenne geschaut und den Fokus dafür etwas mehr auf den Fahrer gelegt. Ja, es gibt mehr Beinfreiheit für die Hinterbänkler und natürlich ein vornehmeres Ambiente. Aber wo man beim Range Rover über den Dingen thront, sitzt man beim Sport wieder mitten im Geschehen, wird vom Auto enger umschlossen und soll so stärker in eine Kommando-Position rutschen, verspricht Chef-Ingenieur Nick Collins. Und die wird der Fahrer auch brauchen: Denn auch wenn die technische Ausstattung mit variabler Luftfeder, 48-Volt-Wanksteuerung und der Hinterradlenkung identisch ist, hat der Range Rover Sport die deutlich strammere Abstimmung, die dem Fahrer ein wenig mehr Engagement verspricht, stellt Collins in Aussicht.
Zwar hat der Range Rover Sport mit seinem Grundpreis von 93.000 Euro (D) eine durchaus sportliche Positionierung. Doch anders als sonst üblich, erhebt Land Rover für das Plus an Dynamik keinen Aufpreis. Im Gegenteil: Weil der Range Rover Sport etwas kompakter ist und lange nicht so gut ausgestattet, kostet er verglichen mit dem herkömmlichen Range Rover rund ein Viertel weniger. Und da soll noch einer sagen, Sport würde sich nicht lohnen.