Renault ist in den letzten Jahren ohnehin auf dem absoluten Gegenteil vom Holzweg. Das Design ist knackig, Komfort und Technologie werden groß geschrieben und der Fahrspaß kommt ebenfalls nicht zu kurz. Auch der klassische französische Kleinwagen hat als Clio E-Tech 145 Hybrid echte Größe.
Fotos: Eryk Kepski
Der Clio E-Tech 145 kommt dankenswerterweise nicht mit Stecker daher, sondern ist ein Vollhybrid nach (mehr oder weniger) alter Väter Sitte. Auf nur 4,05 Metern Länge hat Renault dabei nicht nur einen, sondern gleich zwei Elektromotoren untergebracht, die den 1,6 Liter großen, 94 PS starken Vier(!)zylinderbenziner mit 49 beziehungsweise 20 Pferden zusätzlich unterstützen. In der Hybrid-Arithmetik ergibt das eine Systemleistung von 143 Rossen und 205 Nm Drehmoment. Solide Zahlen, vor allem, da der Clio E-Tech als klassischer Vollhybrid nur eine kleine 1,3 kWh-Batterie mitschleppen muss und so insgesamt auf schlanke 1.313 Kilogramm kommt. Als Plug-in wäre er locker jenseits der 1.500 unterwegs. Und das kann bei einem wendigen Flitzer wie diesem wirklich niemand gebrauchen.
Wenngleich der Clio E-Tech schon eher dem Komfort als dem Krawall verpflichtet ist, vermag er doch mit einem enthusiastischen Antritt und quirliger Kurvenlage zu gefallen. Dank der gediegenen Automatik und der gelungenen Verteilung der Aufgaben zwischen Verbrenner und Stromer legt er es allerdings auch gerne souverän an. Auch rein elektrisch geht es je nach Ladestand und Gasfuß-Vehemenz durchaus mal flotter. Der Motor hält sich meistens vornehm zurück, hin und wieder brummelt er aber doch deutlich hörbar vor sich hin. Aber immer noch tausend mal angenehmer als jeder Dreizylinder-Organist.
Das Interieur ist aus diversen Renault-Modellen hinlänglich bekannt. Der vertikale Touchscreen verzichtet auf das ganz große Infotainment-Tamtam und begnügt sich mit übersichtlichen Kacheln, über die man schnell und einfach durch die Menüs navigiert. Apropos navigiert: Das Google-Navi funktioniert top und macht das Misstrauen gegenüber der Echtzeitverlässlichkeit diverser verbauter Navigationssysteme obsolet. Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass der Sprachassistent mit Sonderzielen wie etwa „Gasthaus XY“ überhaupt nicht zurecht kommt. Da muss schon immer brav die Adresse heruntergebetet werden. Tippt man Sonderziele wie diese aber händisch ein, findet das Auto sie problemlos.
Der Reisekomfort ist dank gemütlicher Sessel ebenfalls gegeben und auch Rückbank und Kofferraum machen für gerade einmal vier Meter Länge eine gute Figur. Das gilt im Übrigen auch für den Preis: Der Clio E-Tech 145 Hybrid startet bei 23.190 Euro, was einen Aufschlag von gut 5.000 Euro gegenüber dem Super-Basis-Benziner mit 67 PS darstellt. Bei mehr als doppelt so viel Power und einem deutlich komplexeren Antriebssystem samt Automatik wirkt das mehr als angemessen. In puncto Austattung gibt sich Renault erfreulich einfach. Mit der diesjährigen Überarbeitung des Clio beschränkt man sich nämlich auf drei Ausstattungs-Level, die nur noch mit wenigen Zusatzoptionen bedacht werden können. In der Top-Version Esprit Alpine samt Bose-Anlage und Kameras in alle Himmelsrichtungen schafft man maximal 29.030 Euro.
Unser Testwagen in der mittleren Variante „Techno“ startet bei 25.190 Euro und kann punktuell mit dem einen oder anderen Zusatzpaket schnell auf Topniveau gehoben werden. Während des Tests fehlt es uns jedenfalls an nichts. Ganz im Gegenteil, selten hat ein anderer Kleinwagen so erwachsen gewirkt. Da kompakt der Renault Clio E-Tech 145 auch bleibt, so groß ist das Kino, das er bietet.