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Renault Espace: Kein Raum für mehr

Der Renault Espace hat sich mit der sechsten Generation sehr verändert. Statt eines klassischen Vans steht da ein SUV und statt eines gemächlichen Langstreckendiesels arbeitet ein Hybridantrieb unter der Haube. Eines ist aber gleich geblieben: Im Espace gibt es keinen Raum für mehr. Denn er bietet alles, was man will.

Fotos: Eryk Kepski

Das ist auch 2023 natürlich vor allem Platz. Zwar ist der Espace mit dem Wechsel auf die SUV-Plattform um mehr als zehn Zentimeter auf 4,7 Meter geschrumpft, aber er trumpft weiterhin mit den altbekannten Tugenden auf. Sieben Sitze gibt es weiterhin als Option und im Kofferraum kann mit maximal 1.818 Litern Volumen auch eine kleine Party stattfinden. Unser siebensitziger Testwagen büßt zwar rund 100 Liter Kofferraum ein, bleibt aber üppig. Die beiden Sesselchen im Heck sind übrigens sogar für einen Erwachsenen zumutbar. Sofern man es bei einem Kurztrip belässt und gelenk genug ist, um sie überhaupt zu erreichen.

Zumindest die vorderen beiden Reihen kommen aber in den Genuss von Raum im Überfluss und bei entsprechender Ausstattung auch einer erstaunlichen Portion Luxus. Denn im Iconic-Trimm bietet unser Espace allerlei Feinheiten wie etwa extraweiche Kopfpolster in der zweiten Reihe, eine Harman Kardon-Soundanlage und ein Glasdach, das sich über die ganze Innenraumlänge erstreckt. Zugegeben, die zwei letzteren Goodies bekommt man auch in der Topversion nur gegen einen zusätzlichen Obulus. Aber selbst damit kommen auf die 49.577,38 Euro für die Iconic-Variante nur knapp 2.000 Euro drauf, es bleibt also alles im Rahmen. Für die zwei zusätzlichen Sitze verlangt Renault übrigens keinerlei Aufpreis. So viel Auto gibt es um gut 50.000 Euro nicht oft.

Die Ledersitze sind bequem, das Cockpit selbstredend modern mit Riesenscreen und die Navigation läuft über Google Maps und ist somit einfach zu bedienen, versteht alle Sprachbefehle und ist auch, was aktuelles Straßengeschehen betrifft, zuverlässig. Dass der Automatikwählhebel hinters Lenkrad direkt über den Scheibenwischhebel wandert, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Klar, wenn man seinen Espace täglich fährt, spielt sich das schnell ein. Aber ich erwische mich anfangs doch mehr als einmal dabei, wie ich beim Ausparken plötzlich die Scheibe schrubbe. Für das Interieur müsste sich auch ein dezidierter Premium-Hersteller keineswegs schämen. In einigen Fällen wäre es sogar eine Verbesserung, weil Renault auf Bleikristall und andere Notwichtigkeiten verzichtet und dafür ein Infotainmentsystem bietet, das nicht in einer Million Menüunterpunkten ersäuft, sondern klar und direkt ist.

Das primäre Ziel des Renault Espace ist natürlich, möglichst viele Insassen und möglichst viel Gepäck möglichst komfortabel an ihr Ziel zu bringen. Deshalb ist das Fahrwerk auch recht sanft abgestimmt und der französische Van auf Stelzen rollt sehr gutmütig über Unebenheiten und durch Kurven. Der 200 PS starke Hybridantrieb verzichtet auf einen Stecker und setzt sich aus einem 1,2 Liter großen Dreizylinderbenziner mit 131 Pferden im Gespann mit einem 68 Rosse starken Elektromotor zusammen. Das ist aktuell auch die einzige Motorisierung für den Espace. Wer angesichts des klein geratenen Verbrenners zurückschreckt, kann beruhigt sein. Das Zusammenspiel funktioniert so gut, dass die Kraft immer ordentlich anschlägt und der Dreitöpfer nicht allzu quengelig wird.

Die 4,7 Liter WLTP-Verbrauch kriegt man nur dann hin, wenn der Ladezustand der 1,7 kWh-Batterie und das Fahrverhalten gerade passen. Über 100 Kilometer auf einmal ist das im Alltag wie immer quasi unmöglich, jedoch kann es sich auch sehen lassen, wenn ein so geräumiges, gut ausgestattetes Fahrzeug realistisch mit rund sechs Litern (plus minus ein paar Zehntel je nach Fahrer und Verkehr) betrieben werden kann. Die smoothe Automatik macht ihre Sache jedenfalls sehr elegant und bleibt stets unmerklich im Hintergrund.

Der Renault Espace mag sich verändert haben, macht aber weiterhin als Auto für Großfamilien und Co. alles richtig. Dass er zum SUV geworden ist, macht aufgrund des Booms natürlich Sinn und wird ihm verkaufstechnisch sicher weiterhelfen. Optisch hat er die Verwandlung jedenfalls perfekt genutzt und tritt, wie alle aktuellen Renaults, sehr modern und lässig auf. Da bleibt bei allem Platz gar kein Raum mehr für offene Wünsche.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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