Wir bauen mit Lego… in der Arbeit. Also das ist die Arbeit. Kennen Sie die neuen Teile, die es da jetzt gibt? Da sitzt ein erwachsener, mitten im Leben stehender Mann drei Tage dran, das muss man sich mal vorstellen.
Text: Rainer Behounek / Fotos: Wolf Dieter Grabner
Wer kennt sie nicht, die bunten Kunststoff-Steine, Lego zieht sich durch die Kindheit, wie Sommerferien und Fernsehverbot. Das dänische Unternehmen Lego ist zugleich auch der größte Spielzeughersteller der Welt. Dass Spielzeug keine Altersbeschränkung hat, zeigen sie mit vielen neuen Kreationen. Eine davon haben wir uns reingezogen, eines sage ich Ihnen: Nach dem Lego-Lkw kann ich auch einen richtigen zusammenbauen. Alles der Reihe nach.
482. So viele Seiten hat die Anleitung des Original Lego Mercedes Arocs. 482 Seiten hat auch die Anleitung zum Bau der Sagrada Familia und die bauen seit 1882 daran, nur so nebenbei bemerkt. Mit dem Baubuch fallen mehrere Säcke (ja genau, Säcke. Keine Säckchen) mit Buchstaben drauf. Es geht um Details, Konzentration und genaue Proportionen – alles unter dem nostalgischen Schleier: Meine siebenjährigen Hände haben die Teile bereits gehalten und getüftelt, wie sie denn nun auf den anderen Teil gehören.
Immer mit dem Ziel vor Augen, dem großen Lkw zu zeigen, wo der Hammer hängt, arbeiten wir im Dauerakkord, reißen Säcke auf, blättern durch die Anleitung, bauen. Keiner von uns weiß mehr, wie spät es ist, oder welcher Tag. Wir halten uns nicht mit lächerlichen Grundbedürfnissen wie Nahrungsaufnahme oder Klo-Pausen, wir arbeiten unermüdlich und mit voller Konzentration. Der Raum ist aufgeladen, die Spannung fast fühlbar, Schweißperlen laufen von der Stirn runter, Kuchen gibt’s auch.
Dann ist es soweit: Der letzte Stein verschmilzt mit dem Gesamtprodukt. Was? Sind wir etwa fertig? Eine Leere macht sich breit. Wir sind zusammen gewachsen als Team, kleine Rückschläge haben uns stärker gemacht. Er steht vor uns, der Lego-Mercedes Arocs mit steuerbarer Ladefläche und beweglichem Greifarm. Drei bis vier erwachsene Kinder haben für den erstaunlich großen Arocs insgesamt drei Nachmittage gearbeitet, einer allein braucht locker zwei volle Tage dafür. Man glaubt es kaum, aber es sind so unglaublich viel Teile, dass man – wenn der Zeitenrekord nicht im Vordergrund steht – lange sitzt. Ziel erreicht würde ich sagen: Lego schlägt mit anspruchsvollem, detailgenauem Lego für 14 Jahre plus die Brücke zwischen der nostalgischen Haus- und Straßenbauerei und dem konzentrierten Modellbau.
Der Chef persönlich springt in den großen Bruder. Rainer Behaunski am Steuer des Lego Arocs und Gregor Josel am Steuer des weit unkomplizierteren Mercedes Arocs – enjoy the video!