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BMW i8 Roadster: Zwiespalt

Die Finanz

BMW i8 Roadster: Zwiespalt

Als Roadster komplementiert sich der BMW i8. Der Cabrio-Zuschlag sorgt allerdings für einen noch heftigeren Preis pro PS.

Text: Maximilian Barcelli

Geld ist relativ. So können 432 Euro recht wenig sein. Für eine Kücheneinrichtung, beispielsweise, oder das neuste iPhone. 432 Euro können aber auch verdammt viel sein. Für ein Leiberl oder das älteste iPhone. Oder aber für eine Pferdestärke. Von denen hat der BMW i8 374 weitere – und somit kommt man dann eben auf diese Summe.
Nackt kostet der i8 Roadster 161.600 Euro – inklusive sämtlicher Steuern. Das sind rund 10 große Scheine mehr als für einen entkleideten M5 fällig werden. Der wartet allerdings mit einem anständigen Kofferraum und einer noch anständigeren hinteren Sitzreihe auf. Und eben auch mit 4,4 Liter Hubraum und acht Zylindern. Daraus resultieren mächtige 600 PS. Rechnet man jetzt wieder um, erhält man bei der Power-Limousine aus München für lediglich 253 Euro also ein PS.
Was schon jetzt extrem wirkt, wird in Anbetracht der Steuersituation noch extremer. Weil für ein Anti-Öko-Fahrzeug à la BMW M5 ist der Nova-Satz belastend. Konkret werden 31 Prozent Normverbrauchsabgabe beim Kauf eins M5 fällig, lediglich ein Prozent ist man also von der Höchststrafe entfernt. In Zahlen: Exklusive Steuern muss der M5-Käufer „nur“ rund 100.000 Euro aus dem Portemonnaie zaubern. Und der i8 Roadster-Interessent? Bei dem verabschieden sich fast 135.000 Euro vom Konto. Was den Preis pro PS fast schon ins lächerliche zieht: 166 Euro kostet eine steuerbefreite Pferdestärke beim M5. Beim i8 Roadster blättert man 360 Eier hin.
Wir wollen uns von der Finanz allerdings nicht die Freude am Automobil nehmen lassen und beenden die Rechnerei schleunigst. Denn, ehrlich gesagt und ganz unter uns, haben wir während den Testfahrten auch nur selten gerechnet und mehr so genossen. Und wir haben den i8 Roadster dank des traumhaften Spätsommers sogar recht oft offen genossen.

Da macht der Hybrid-Sportler schon wahre Freude. Dem Surren des Elektromotors bei geöffnetem Verdeck zu lauschen macht jeden Wellness-Urlaub überflüssig. Und der Dreizylinder? Der hört sich nicht nur für das gut an, was er eben ist. Die Soundkulisse braucht sich nicht zu verstecken. Zumindest so lange nicht, bis man einen Blick auf den Preis wirft.
Mist, schon wieder. Wir wollten ja damit aufhören. Also widmen wir uns nun einmal dem, was den BMW i8 ausmacht: Optik. Als Roadster – und ganz besonders in dieser herrlichen Farbe – liefert der Hybrid schon eine ganz große Show. Selbst nach fünf Jahren Bauzeit gibt es wohl kein anderes Automobil, das mit einem derart futuristischen Design so aus dem Straßenbild sticht. Die Flügeltüren mögen unpraktisch sein, Praktikabilität steht bei einem Sportwagen jedoch sowieso nicht an erster Stelle. Gott sei Dank, denn die imposante Flügelshow würde uns fehlen.
Wir steigen ein. Und wir tun dies die ersten Male unelegant, Rückenschmerzen sollte man keine haben. Doch man wird mit jedem Ein- und Aussteigen dezent besser, bis es nach dem 30sten Mal quasi nicht mehr peinlich aussieht. Innen erwartet uns ein bestens verarbeitetes und mit hochwertigen Materialen versehenes Interieur. Für ein Auto, das für sich beansprucht der Sportwagen der Zukunft zu sein, fällt die Digitalisierung recht harmlos aus. Was wirklich kein Schaden ist, denn er spielt schon alle Infotainment- und Connectivity-Stücke, ist dann aber schlussendlich ein Fahrerauto.
Wobei der i8 ja eher mehr der Gleiter denn der Hetzer ist. Ein Auto zum chilligen Cruisen – als Roadster perfektioniert er dies. Natürlich ist dem Münchner Sport kein Fremdwort. Ist es ja fast keinem Automobil aus dem Hause BMW, mal abgesehen von den Vans und SUVs. Wobei auch die meist dynamischer bewegt werden können als ihre Klassenkameraden.
Jedenfalls, auch wenn der wahre Genuss beim i8 Roadster fahren im sportlich angehauchten Gleiten liegt, lässt sich der Hybrid schon wirklich ungehobelt durch die Kurven jagen. Er bleibt völlig unaufgeregt und neutral, die Bremsen beißen angemessen zu. Die Lenkung ist präzise, gibt Feedback und das Volant selbst liegt toll in der Hand. Beim Beschleunigen zeigen die 374 PS, was sie in petto haben. Nach 4,6 Sekunden Vollgas sollte man sich lieber nicht im Stadtgebiet aufhalten. Der Elektromotor sorgt für eine schnelle Gasannahme und viel Kraft bei niedriger Drehzahl. Unterm Strich ist der i8 Roadster schon richtig sportlich unterwegs, aber weit vom Supersport entfernt. Und das gibt er mit der spektakulären Optik ja schon ein bisserl vor.
Er lässt uns zwiegespalten zurück, der BMW i8 Roadster. Auf der einen Seite ist das grundsätzliche Konzept schon richtig cool und optisch brillant umgesetzt. Dass man trotz 374 Pferdchen beim Verbrauch eine sieben an erster Stelle stehen hat – und das bei nicht gerade moderater Fahrt – darf als beeindruckend bezeichnet werden. Als Cabrio macht die ganze Fuhre dann noch einmal mehr Sinn und ist das Sahnehäubchen. Eigentlich ist der Roadster der einzig logische i8. Leider gibt es auch die andere Seite: Das Auto ist zu teuer. Punkt.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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