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BMW X4 20d: Immer schön geschmeidig bleiben

Immer schön geschmeidig bleiben

Der BMW X4 20d im Test

Entgegen mancher Unkenrufe haben SUV-Coupés zweifellos eine Daseinsberechtigung, schließlich verkaufen sie sich ganz gut und haben sich mittlerweile eine solide Fanbasis erarbeitet. Der neue BMW X4 will nun aber auch alle Skeptiker endgültig überzeugen.

Text: Jakob Stantejsky
Bisher war das mit dem Design der schnittigen Kraxler so eine Sache – sie haben schon dynamischer und aggressiver aus der Wäsche geschaut als die doch sehr braven SUVs, aber oft hat es bei den Proportionen noch etwas gehapert. Vor allem das Heck gab bei Modellen wie dem Mercedes GLE oder dem BMW X6 oft Anlass zu Spott. Coupéhafte Kurven und kantige Konturen sind eben nicht ganz so einfach schlüssig zu vereinen. Beim X4 machen die Bayern jetzt jedoch alles besser, denn das Heck wirkt nicht mehr wie ein Fremdkörper, sondern versprüht Charme, Sexappeal und Fahrfreude. Auch wenn die superschmalen Heckleuchten fast schon an die Kollegen aus Stuttgart erinnern, holt dieser BMW zumindest in Punkto Design mühelos ehemalige SUV-Coupé-Ächter ins Boot. Der Autor dieser Zeilen spricht da aus Erfahrung.

Natürlich kann man immer noch motzen, wenn man unbedingt will. Schließlich bringt einem die abfallende Dachlinie in praktischer Hinsicht nichts – außer schlechter Sicht nach hinten und weniger Platz. Doch BMW hat es beim X4 geschafft, dass dieser Kompromiss nicht mehr negativ auffällt. Denn trotz Einbußen im Vernunftssegment lebt es sich in der zweiten Reihe sehr komfortabel in alle Richtungen und der Kofferraum inklusive Klappe bietet genug Freiraum für alle Transporte. Ja, ein klassisches SUV lockt da mit noch mehr praktischen Vorzügen, doch dafür steht der X4 knackig und sportlich da – für viele Autoliebhaber ein entscheidendes Detail, auch wenn sie mittlerweile eine Familienkarosse statt eines Soloflitzers lenken.
Und da solche Familienmobilisierer oft auch mit Spargedanken im Hinterkopf erstanden werden, haben wir uns den 190 PS-Diesel in unserem Testwagen gegönnt. Klingt nach mäßig viel Freude am Fahren bei immerhin 1.720 Kilogramm Leergewicht, doch der erste Eindruck täuscht. Der viertöpfige Selbstzünder zieht ordentlich durch, egal ob aus dem Stand oder beim Überholen auf der Landstraße. Unsere Skepsis von der Fahrpäsentation vor zwei Wochen wird da doch etwas widerlegt. Anders gesagt: Die 190 Dieselpferde des 20d erscheinen uns glatt eine Spur spaßiger als die 252 Benzinrosse der 30i.

Im Übrigen trumpft BMW mit altbekannten Tugenden auf: Lenkung und Automatik laden zur flotten Fahrt ein und verleugnen die Segmentszugehörigkeit des 4,75 Meter langen SUV-Coupés zwar nicht, ermöglichen aber dennoch beschwingte, wenn auch nicht übermütige, Landpartien.
Im Innenraum ist beim Testauto alles an Bord, was Rang und Namen hat und dementsprechend gleitet man in völliger Entspannung gekühlt, beheizt, entertained und informiert geschmeidig ans Ziel. Mit dem Wellnessprogramm ist jedoch jäh Schluss, sobald man einen Blick auf die Preisliste wirft. Denn unser BMW X4, der zwar mit allem Außen- und Innenschnickschnack daherkommt, aber eben doch nur den schwächsten Diesel unter der Haube hat, schlägt mit monströsen 83.958 Euro zu Buche. Da schluckt man dann schon ein paar Mal, bevor das Scheckbuch gezückt wird. Aber auch das gehört eben zu den deutschen Premiummarken – wie höchste Ansprüche in allen anderen Bereichen.

Wer ein familientaugliches, vielseitiges Auto sucht, das dennoch nicht den nötigen Schalk vermissen lässt, wird beim neuen BMW X4 definitiv fündig. Nicht zuletzt die Quantensprünge beim Design verleihen ihm eine Geschmeidigkeit, wie sie bisher wohl noch kein einziges SUV-Coupé hatte.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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