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Ssangyong Korando: Raise the curve

Sie lassen nicht nach bei Ssangyong. Seit mehreren Jahren nun beißen sich die Südkoreaner die Zähne am europäischen Markt aus. Kann gut sein, dass sich die Hartnäckigkeit bald bezahlt macht. Das suggeriert zumindest der neue Ssangyong Korando.

Text: Maximilian Barcelli / Bilder: Ssangyong

226 Modelle von Ssangyong wurden 2019 neuzugelassen. Klar, von Massenware kann da noch nicht die Rede sein. Aber der Kurs stimmt, immerhin waren es 2015 nur 61. Die Verkaufskurve steigt also stetig. Und während die Regierungen dieser Welt diverse Maßnahmen setzen, um eine andere Kurve, nämlich die der Corona-Infizierten, zu senken, schicken die Südkoreaner die neue Generation des Korando ins Rennen, um ihre Kurve weiter nach oben zu treiben. Am besten exponentiell.

Die Rahmenbedingungen, damit das gelingt, sind jedenfalls gegeben. Der Korando ist ein SUV. Es ist durchaus legitim, das einmal klar zu stellen. 226 Neuzulassungen, Sie erinnern sich? Außerdem ist er mit einer Länge von 4,45 Meter nicht zu klein, aber auch kein Schlachtschiff wie etwa der Rexton. Er zielt also auf ein Segment ab, das seit Jahren boomt. Freilich ein Vorteil, der allerdings auch einen Nachteil mit sich zieht: Er muss sich mit einer Vielzahl von Konkurrenten messen. Platzhirsche wie der VW Tiguan warten hier auf ihn.

Deshalb müssen weit mehr als nur die Rahmenbedingungen stimmen. Der Korando muss überzeugen. Auf voller Linie. Sonst wird das nichts. Und er muss aus der Masse hervorstechen. Optisch tut er das schon einmal – und zwar nicht nur aufgrund seines Exotenstatus, den es ja abzulegen gilt. Hat ein bisserl was von Lamborghini Urus, oder irre ich mich da komplett? Mit diesen Fake-Lufteinlässen an den seitlichen Enden der Front, in denen die Nebelscheinwerfer eingefasst sind. Auch das grundsätzlich eher zerklüftete Design erinnert an den italienischen Q8. Vielleicht tut es das aber auch nur mich. Trotz der Unruhe im Blech wirkt der Korando aber nicht unharmonisch, wobei die Optik durchaus polarisieren dürfte. Worüber hingegen allgemeiner Konsens herrschen dürfte: Der Korando strahlt Sportlichkeit aus.

Die strahlt er aber auch wirklich nur aus. Das Fahrwerk ist kompromisslos bequem, dementsprechend fehlt es an dynamischen Fahrverhalten. Was ja voll okay ist, nur sollte klar sein, wo der Korando im Sportlich-komfortabel-Spektrum einzuordnen ist. Die Lenkung passt da gut dazu, sie ist leichtgängig und hält sich mit Rückmeldungen von der Straße zurück. Gute Zunge: Komfortorientiert. Böse Zunge: Gefühllos. Am Motor gibt’s nichts zu Nörgeln. Der 136 PS starke Diesel mit 1,6 Litern Hubraum, die sich auf vier Zylinder verteilen, schiebt solide an und klingt grundsätzlich sehr kultiviert. Die Automatik geht angenehm unmerklich zu Werke und ist, solange man das Gaspedal nicht penetriert, selten verwirrt.

Einen Trumpf holt er punkto Fahrverhalten noch aus dem Ärmel: Der Korando dürfte übermäßig geländegängig sein. „Dürfte“ deshalb, weil wir ihn dort bewegten, wo quasi alle SUV-Kunden ihre Autos bewegen: Auf asphaltierten Straßen. Aber: Permanenter Allradantrieb und die Differentialsperre deuten darauf hin, dass sich der Südkoreaner auch abseits dieser asphaltierten Straßen gut schlägt. Überraschen tut das freilich nicht, Ssangyong definiert sich selbst ein bisserl als Allradmarke. Es gibt aber noch etwas, mit dem der Korando auftrumpft – und womit wir so nicht gerechnet haben: Dem Innenraum.

Der ist nämlich wirklich fein – was keine Selbstverständlichkeit bei den Südkoreanern ist. Einverstanden, das Fake-Leder ist vielleicht nicht so hochwertig wie der Lederersatz anderer Hersteller, dafür ist das Design geglückt und an der Verarbeitung gibt’s auch nichts zu bekritteln: Die Drehregler und Tastenleiste zum Steuern der Klimaanlage sind richtig wertig! Auf der Mittelkonsole thront ein großer Touchscreen, mit dem das Infotainment bedient wird. Das könnte ein bisserl rascher reagieren und vor allem logischer aufgebaut sein. Dafür ist die Rückfahrkamera Spiegelreflex-verdächtig. Auch die Armaturen sind volldigital und wirklich schön gemacht. Genauso wie die dreidimensionale Ambientebeleuchtung – in der könnte man sich wirklich ein Zeiterl verlieren.

Weniger lang kann man sich im Konfigurator des Ssangyong Korando verlieren: Es gibt vier verschiedene Ausstattungslinien: Road, Dream, Icon und Premium. That’s it. Gut, eine Metallic-Lackierung für 700 Euro kann zusätzlich geordert werden, genauso wie ein Schiebedach für 600 Euro bei der Premium-Ausstattung. Aber sonst? Keine Extras! Alles, was man braucht, und noch mehr, ist in den Ausstattungslinien inkludiert. Bedeutet auch: Vollausgestattet – und diesmal meinen wir auch: zu 100 Prozent vollausgestattet – kostet der Korando mit Allrad, Automatik und Diesel 42.290 Euro. Teurer wird der Südkoreaner einfach nicht mehr. Gerne aber günstiger: Die eben genannte Antriebsstrangkombination ist ab 35.990 Euro zu haben (dann in der Ausstattungslinie „Dream“), starten tut der Korando mit 1,5-Liter-Benziner, Handschaltung, Frontantrieb und Road-Ausstattungslinie bei 26.190 Euro. Ein sehr faires Angebot!

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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