Opel hofft auf den Mokka. Denn der coole Ableger des Corsa soll der Marke mit seiner neuen Designsprache vom nächsten Frühjahr an nicht nur ein wenig Sexappeal und Selbstbewusstsein zurück geben. Sondern als heißer Kandidat im Boomsegment der kleinen Crossover soll er vor allem die Zulassungszahlen nach oben bringen und endlich mal wieder ein wenig vom Kuchen der Konkurrenz naschen; VW T-Cross und Ford Puma dürften deshalb zu seinen wichtigsten Wettbewerbern zählen. Dass sich Opel dafür ein vergleichsweise mutiges Auto leisten und durchaus ein paar Kompromisse in Sachen Alltagstauglichkeit und Variabilität machen kann, hat einen einfachen Grund: Der Mokka ist nicht alleine. Sondern die Hessen halten das Segment für groß genug, um dort mit zwei Autos anzutreten und flankieren den neuen Hoffnungsträger deshalb mit einem alten Bekannten, den sie dafür noch einmal kräftig auffrischen. Dem Crossland. Wo der Neuzugang den Hipster gibt und junge Pärchen anspricht, will er der Praktiker sein und Familien ködern. Nicht umsonst gibt’s ihn auf Wunsch mit orthopädisch korrekten AGR-Sitzen und der verschiebbaren Rückbank – Melitta statt Mokka, so zu sagen.
Mit einem unveränderten Grundpreis von 18.995 Euro (D) immerhin rund 500 Euro günstiger als sein fescher Vetter steht er im Januar mit dem gleichen neuen Familiengesicht beim Händler: Auch er trägt deshalb den Vizor, der mit einer transparenten Blende über dem Kühlergrill nicht nur die Bühne für das Opel-Logo bildet und die Scheinwerfer verbindet, sondern vor allem die Brücke ins Elektro-Zeitalter schlägt – selbst wenn dahinter die bekannten Verbrenner schnurren. Denn weder am 1,5-Liter-Diesel mit 110 PS für den Handschalter und 120 PS für die Automatik, noch am Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Litern Hubraum und 83, 110 oder 130 PS hat sich bei der Modellpflege etwas geändert.
Dass sich die erste Fahrt nach der Halbzeitpause trotzdem ein wenig anders anfühlt, liegt am neuen Set-Up von Fahrwerk und Lenkung. Denn nachdem die Hessen zum Start des Crossland die Abstimmung der französischen Originale vom damals noch als Kooperationspartner und nicht als Eigentürmer geführten PSA-Konzern offenbar zu wenig modifiziert und dafür viel Kritik kassiert haben, wirkt der Crossover jetzt ziemlich bestimmt und präzise – nicht mehr Laissez-faire, sondern typisch deutsch stapft er trotzig über alle Bodenwellen und hält sich in Kurven so stur an der Ideallinie, dass man bereitwillig etwas flotter fährt und sich auf der Autobahn bedenkenlos an die 201 km/h herantraut, die mit dem stärksten Benziner möglich sind. Auch Filterkaffee, so die Botschaft, kann durchaus eine belebende Wirkung haben.
Zur neuen Abstimmung gibt es auch ein Update für die Ausstattung: Das Infotainment ist jetzt Online und kennt deshalb auch die aktuellen Staus und Verkehrsbehinderungen, und der Spurassistent, die Verkehrsschild-Erkennung sowie der intelligente Geschwindigkeitsregler sind nun immer serienmäßig an Bord.
Was es allerdings nach wie vor nicht gibt, das ist ein Allradantrieb. Deshalb hat Opel konsequenterweise das X aus dem Namen gestrichen und in prominenten Lettern nur noch Crossland mittig auf die Heckklappe gepappt. Deshalb wollen die Hessen allerdings trotzdem nicht ganz aufs Abenteuer verzichten. Davon zeugt neben neuen Unterfahrplanken an Front und Heck auch eine intelligente Traktionskontrolle, die sich auf Knopfdruck für Matsch, Sand oder Schnee programmieren lässt und dem Crossland so auch ohne X das Fortkommen sichern will. Nicht dass unterwegs der Kaffee kalt wird.