„Ein Alfa muss ein Alfa bleiben. Punkt.“ So, oder so ähnlich, waren jedenfalls die Worte von Jean-Phillipe Imperato, auf die Frage ob der neue Alfa Romeo Tonale ein echter, reinrassiger Turiner sei. Aber was macht ihn denn aus, den „echten“ Alfa? Ist es das Design, der Motor oder sogar der Sound? Vielleicht ist es einfach die Reminiszenz an früher – ein Auto zum Liebhaben, mit Ecken und Kanten und fast schon menschlich wirkenden Fehlern. Ein Alfa Romeo war nie bekannt für die fantastische Zuverlässigkeit der Elektronik oder den geringen Vebrauch. All das soll sich mit dem neuen Tonale ändern, ohne aber die Tradition zu vernachlässigen – eine neue Ära für Alfa Romeo.
Made in Turin
Optisch kann der Tonale seine Familie nicht abstreiten: Muskulöse Linien, eine grimmige Front mit neuen LED-Leuchten, welche an die Brüderpaare Brera/Spider und SZ/RZ erinnern. Das typische Scudetto finalisiert den Look und lässt die Herzen der Alfisti, zumindest im Außendesign, höherschlagen. An der Schulter findet man ganz traditionell die Modellvariante. Diese hören auf Super, Sprint, Ti und Veloce und sagen in aufsteigender Reihenfolge darüber aus, wie viel Dolce Vita wirklich im jeweiligen Tonale stattfinden darf.
Ohne durchgezogenem Leuchtenband am Heck geht heute gar nix mehr, also muss es der Tonale natürlich auch haben. Steht ihm gut, lässt das Heck schön bauchig wirken und lenkt ab von der Gräueltat der angedeuteten Auspuffblenden. Entweder in Silber oder Schwarz gehalten, runden die Fünfloch-Felgen den Turiner schön ab und platzieren ihn, optisch, weit oben im Segment der Kompakt-SUVs.
Innovation ohne Digitalwüste
Die Materialauswahl im Innenraum ist ordentlich, man merkt den Premiumanspruch der Italiener. Optisch fällt ein Mix aus schon bekannten Alfas und Jeeps auf, keine Überraschung, basiert der Tonale ja auf dem Jeep Compass. Da stammt auch das 10,25-Zoll große Infotainmentsystem her. Gekoppelt mit einem Stilbruch der Puristik, einem 12,3-Zoll Digitaltacho, kann der kleine Alfa alles, was man heutzutage so draufhaben muss. Geblieben sind glücklicherweise der DNA Fahrmodischalter, der Startknopf am Lenkrad und die sowas-von-richtig dimensionierten Schaltpaddles aus Aluminium.
Also, die Optik und auch der Innenraum sind Alfa-Typisch. Was jetzt noch fehlt ist der Antriebsstrang, wo wir auch zum großen Kompromiss des Tonale kommen. In einer perfekten Welt, wo man Benzin und Diesel aus ausgespuckten Kirschkernen produzieren könnte, würde man im neuen Alfa Tonale den feurigen V6 aus Giulia und Stelvio erwarten dürfen, ganz ohne Elektro und Einsparungen. Aber nachdem das leider nur im Paralleluniversum meines letzten Traums möglich war und unsere Realität heute aus Batterien und Spannungsanzeigen besteht, werkelt im neuen Alfa Romeo Tonale ein elektrifiziertes System.
Neue Werte
Aus 1,5 Litern Hubraum holt der Italiener entweder 130- oder 160-PS. In der schwächeren Version bedient sich der Tonale ausschließlich am 48-Volt Bordstromnetz um seine Effizienz zu verbessern. Die 30 PS stärkere Version greift zusätzlich zu einem verbessertem Turbolader mit VGT-Technologie. Gekoppelt daran, ist ein 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe, womit der Alfa Romeo Tonale in 8.8 Sekunden auf Landstraßentempo sprintet.
Wie beim Plattform Bruder Compass, lässt der Tonale seine Kraft nur über die Vorderräder los. Starkes Untersteuern soll aber durch eine clevere Fahrwerksabstimmung vermieden worden sein. Er lässt sich Alfa-Typisch elegant durch die Kurven zwirbeln und bietet genug Sportlichkeit für den Alltag. Sogar die weniger starke Motorisierung macht Spaß und lässt auf eine stärkere Version mit Kleeblatt auf der Seite hoffen.
Der Tonale hat, trotz eingeschränkten Möglichkeiten, einen guten Spagat gefunden, zwischen elegantem Außenkleid, effizienten Motoren und sportlichen Fahrleistungen. Preislich startet der Tonale ab 39.000 Euro für die Speciale Edition, bestellbar ist er ab Mitte Mai.