Audi A8 Facelift: Horcht, horcht!

Von wegen Trio im Smoking: Die Zeiten, in denen man den Audi A8 noch in einem Atemzug mit dem BMW 7er und der Mercedes S-Klasse genannt hat, sind schon seit Jahren vorbei. Denn ambitioniert gestartet und technologisch lange Zeit weit vorne, ist das Flaggschiff der Bayern spätestens mit der letzten Generation weit zurückgefallen. Und seit Mercedes mit einer neuen S-Klasse und dem EQS gleich eine Doppelspitze durchs Oberhaus treibt, überstrahlt der Stern ohnehin alle Konkurrenten. Während BMW zumindest im nächsten Jahr mit einem komplett neuen Siebener zum Gegenschlag ausholen kann, bleibt den Herren der Ringe aktuell nur ein Facelift, um den Luxusliner wieder in Erinnerung zu rufen. 

Das komm zum Jahreswechsel für Preise ab 97.800 Euro (D) in den Handel und beschränkt sich dabei vor allem auf ein Update für die Scheinwerfer: Digitales Matrixlicht mit jeweils über 1,3 Millionen Pixeln am Bug und OLED-Technik am Heck sollen den A8 bei Tag und Nacht unverwechselbar machen und die Benutzer zugleich mit spektakulären Lichtszenarien begrüßen oder verabschieden. 

Zwar möchte und Audi den A8 zur zweiten Halbzeit so buchstäblich in einem neue Licht erscheinen lassen – doch viel mehr als eben die Leuchten ändert sich auch nicht am Flaggschiff der Bayern. Ja, es gibt ein bisschen mehr Glanz und Gloria fürs Interieur und für die Hinterbänkler sogar größere Bildschirme. Und ein paar Assistenzsysteme bekommen schärfere Sinne sowie mehr Entscheidungsbefugnisse. Doch im großen und ganzen bleibt die Hardware unverändert. 

Das gilt für die beiden Karosserie-Varianten mit 3,00 Metern Radstand und 5,19 Metern Länge für die Standard-Version und den jeweils 13 Zentimetern mehr für den A8L und es gilt auch für die Motorpalette, die auch weiterhin auf einem je drei Liter großen V6 für Benzin und Diesel, zwei Versionen des 4,0 Liter großen V8-Turbo und einer Plug-In-Version des kleinen Benziners fußt. So deckt der A8 ein Leistungsspektrum von 286 PS im A8 50TDI bis zu 571 PS im S8 ab und sollte mit etwas größerem Puffer-Akku im 462 PS starken A8 60 TFSI e jetzt immerhin 50 Kilometer stromern können.

Also alles beim Alten für den großen Audi? Nicht ganz. Denn zumindest für China haben sich die Bayern eine buchstäblich große Neuerung ausgedacht – und kontern den Erfolg des Maybach mit dem Comeback der Luxusmarke Horch. Genau wie bei der S-Klasse von Mercedes wird daraus der Name des dicksten und größten Modells, das dafür mit noch mehr Chrom behangen und um weitere 13 Zentimeter gestreckt wird.

Zwar macht der Horch mächtig was her und mag in China als dem wichtigsten Markt für die deutschen Oberklasselimousinen vielleicht sogar ein bisschen was reißen. Doch für eine neue Rangordnung wird das kaum reichen. Dafür hätte es mehr Mut gebraucht. „Denn Audi war immer dann am erfolgreichsten, wenn wir am mutigsten waren“, weiß auch Designchef Marc Lichte. Dass der Stilführer trotzdem gut lachen hat, liegt deshalb allein seinem professionellen Weitblick. Schließlich hat er vor wenigen Wochen bereits den Nachfolger verabschiedet, und mit dem Grandsphere einen sehr konkreten Vorgeschmack auf das Serienmodell gegeben. Wenn das tatsächlich so kommt, wie es uns die Studie vormachen will, dann gibt’s an Mut keinen Mangel mehr und vielleicht auch nicht mehr an Erfolg.

Die mobile Version verlassen