Audi zieht den Sommer vor, wenn der neue
TT Roadster ab Ende März die Cabrio-Saison einläutet!
Text: Gregor Josel
Winter schön und gut, doch langsam sehnt man sich wieder nach ein paar Sonnenstunden, nach etwas Farbe im Gesicht und warmem Wind auf der Haut. Bei Audi zieht man den Sommer heuer vor, wenn der neuen TT Roadster dem Coupé folgt, und ab Marktstart Ende März zu mehr Sonnenstunden einlädt. Zunächst gleich große Erleichterung! Denn auch künftig wird es den TT ausschließlich mit Softtop, also quasi gutem alten Fetzendachl, geben! Das war laut Produktentwicklern von vorn herein klar. Kein Cabrio-Coupé, kein Blechdach! So gefällt uns das! Keine Kompromisse! Danke!
Keine halben Sachen
Kompromisslos ist auch das Design des neuen TT Roadster. Gleich wie die Coupè-Version wurde der offene TT wesentlich schärfer als zuletzt. Und wenn man das neue Modell direkt neben die erste Generation des TT stellt wird klar, wie groß moderne Autos geworden sind. Im direkten Vergleich würde der neue TT zu damaliger Zeit fast als Gran Turismo durchgehen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Was Autos heute können (müssen) und wie einfach sie noch vor 15, 20 Jahren gestrickt sein durften, macht freilich auch einen heftigen Unterschied im Packaging. Hunderte Sensoren, Steuergeräte und Assistenten müssen heute verbaut werden und natürlich darf auch der Komfort nicht zu kurz kommen. Und all das braucht natürlich Platz und macht moderne Sportwagen auch nicht grade leichter!
Die Geschichte des Audi TT in bewegtem Bild!
Scharf und offen
Die Proportionen des neuen TT Roadster sind jedoch durchaus stimmig! Er geizt nicht mit scharfen Linien, knackigen Falzen und dynamischen Details. Er ist außerdem eines der wenigen Cabriolets mit Stoffdach, die auch in geschlossenem Zustand durchaus gut aussehen! By the way Stoffdach: Beeindruckend ist nicht nur die Geschwindigkeit, mit der sich das Verdeck in nur zehn Sekunden und immerhin bis zu Tempo 50 öffnen lässt. Im Fahrbetrieb bietet die Konstruktion nämlich auch eine wirklich ausgezeichnete Schalldämmung. Und noch einen Vorteil hat die Philosophie des reinen Stoffverdecks: Es gibt immer ausreichend Kofferraum. Keine Fitzeleien im Kofferaum mit irgendwelchen Klappen und Ösen die zuerst arretieren werden müssen, damit sich das Verdeck dann öffnen lässt. Nein! Klappe auf, Zeug (bis zu 280 Liter) rein, einsteigen, Dach öffnen! Einfacher und schneller geht’s nicht! Keep it simple, I like!
Back to business
Doch zurück zum eigentlichen Thema, dem Fahren! Wir kennen ja unsere Audianer! Nichts verlässt die heiligen Ingolstädter Hallen, was nicht absolut perfektioniert wurde. Und so ist es dann auch beim ersten Date mit dem neuen TT Roadster unter der Sonne Mallorcas! Gelb, um genau zu sein natürlich „Vegas Gelb“, ist bei einem Auto ja nicht unbedingt so mein Ding! Aber die höchste Ausbaustufe des TT Roadster, den TTS Roadster, haben die Bayern ausschließlich in dieser Farbe mitgebracht! Mir egal, drin sitzend sieht man’s ohnehin nicht! Der Mallorquiner sieht das jedoch völlig anders. Denn schon auf den ersten Metern heißt es aus so manchem vorbeiziehenden Auto (rechts natürlich) Daumen hoch für den offenen, ziemlich gelben TT Roadster!
Superlativen
TTS steht in diesem Fall natürlich für Superlativen! 320 PS, Quattro-Allrad-Antrieb, S tronic-Getriebe, 4,9 Sekunden auf 100 (das ist immerhin fast 911er-Niveau!!) und jedes nur erdenkliche Technik und Komfort-Feature, das man für mehr oder weniger Geld ordern kann. Und was soll man sagen? Auch in offenem Zustand gibt sich dieser TT keine Blöße. Er ist schlich und ergreifend ein perfektes Auto. In jeder Hinsicht! Nebst vollendetem Cabriofeeling, mit elektrischem Windschott und Nackenheizung, ist auch die Fahrerei souverän! Selbst die künstlichen Fehlzündungen im Dynamic-Modus sind nicht zu bekritteln! Motor, Getriebe, Lenkung und Bremsen sind harmonischer als die innigste Liebesbeziehung in einer katholischen US-Familien-Soap. Den Rest zur Perfektion trägt der Quattro-Allrad bei, mit dem der TT Roadster sprichwörtlich wie auf Schienen ums Eck sticht. Da gibt es kein Zerren, kein Schlenkern, weder Über- noch Untersteuern, es ist beeindruckend.
Der Quattro Antrieb des TT im Detail:
Tacho und Drehzahlmesser waren gestern, ihrer statt gibt’s heute Mäusekino deluxe
Opulente Ausstattung
Und dann gibt’s ja noch eine mehr als opulente Ausstattung für den neuen TT Roadster, zu deren Highlights jedenfalls das digitale Kombiinstrument mit seinem 12,3 Zoll großen TFT-Monitor gehört, der alle Informationen in gestochen scharfen und kontrastreichen 3D-Grafiken darstellt und sich zwischen verschiedenen Ebenen umschalten lässt. Auch das MMI-Terminal auf der Konsole des Mitteltunnels folgt der neuen Bedienlogik. Flache Hierarchien ersetzen verzweigte Menübäume, fast alle Eingaben sind in wenigen Schritten erledigt, oft durch eine freie Textsuche und sprachliche Bedienung. Der Dreh-/Drück-Steller trägt in Kombination mit dem optionalen Connectivity-Paket oder der MMI Navigation plus auf seiner Oberfläche ein Touchpad, das MMI touch. Mit ihm kann der Fahrer Zeichen eingeben, scrollen und zoomen. Klar, hätte ich jetzt auch nicht anders erwartet, ist ja ein Audi!
Doch ein Ass hab ich noch im Ärmel wenns ums Motzen geht! Denn bisher war es Audi-Fahrern ja verweigert sich auf normale USB-Slots verlassen zu können! Zur Anbindung des Smartphones musste es ein eigener Adapter für das MMI-Infotainmentsystem sein. Doch selbst diese kleine, aber nervenzehrende Mühsamkeit gibt es im neuen TT (Roadster) nicht mehr, USB-Anschlüsse sind nun Standard.
12,3 Zoll Screen statt analogen Instrumenten und ein Touchpad zur Bedienung der Infotainment-EinheitDen Wimpernschlag einer Libelle zu perfekt
Fast schon zu perfekt?
Verstehen Sie mich nicht falsch, all das ist gar wunderbarst und mehr als beeindruckend! Dieser neue TT, egal ob Roadster oder Coupé, hat das Zeug zur echten Fahrmaschine! Aber manchem könnte er tatsächlich mit all diesen Assets eine Spur zu glatt sein. Einen Deut zu wenig räudig, einen Hauch zu wenig brachial und den Wimpernschlag einer Libelle zu perfekt!
Dabei hat der Zweisitzer ja alles, was es zum Pulsbeschleuniger braucht. Und die Motoren haben jede Menge Mumm. Nicht umsonst fährt schon das vorläufige Basismodell mit einem 230 PS starken 2,0-Liter-TFSI-Motor und geht entsprechend beherzt zur Sache: Von 0 auf 100 km/h in 6,2 Sekunden und 250 Sachen Spitze – da muss die Frisur schon halbwegs sitzen.
Diesel-Option
Doch hierzulande wird man wohl auch sehr gerne zur Dieselvariante des TT Roadster greifen! Der 183 PS starke TDI will mit einem Normverbrauch von 4,3 Litern der sparsamste Roadster sein und gibt sich auch in Sachen Fahrbarkeit durchaus angenehm und nicht unsportlich! Und obwohl die Audi-Techniker dank Soundgenerator sichtlich viel für die Soundkulisse der Dieselversion getan haben, ist für mich persönlich die Kombination aus sportlichem Roadster und Dieselantrieb immer die zweite Wahl.
Steuern mit viel Phantasie
Am meisten ärgert mich allerdings wieder mal der Blick auf die Preisliste! Und zwar auf die deutsche! Denn gibt es den neuen TT Roadster bei unseren deutschen Nachbarn bereits ab 37.900 Euro (die Topversion mit 320 PS um 52.300 Euro), so dürfen wir in der Alpenrepublik doch tatsächlich, dank unserer Phantasie-Steuern à la NoVa und Co., mehr als einen fetten Siebener auf den Einstiegspreis drauflegen um den Standard TT Roadster somit um wohlfeile 45.320 Euro fahren zu können! Beim Topmodell wird sowieso alles lächerlich, denn hier macht der Preisunterschied für ein und das selbe Fahrzeug gleich mal knapp 10.000 Euro aus, denn den TT Roadster 2,0 TFSI quattro mit 6-Gang S tronic, gibts bei uns, dank umsichtigen Regierungsprogrammen, um beschauliche 64.350 Euro! Audi-Fahren ist halt nun mal eine teure Angelegenheit! Zumindest in good old Austria! Denn lebte man in Germanien, kriegte man ums selbe Geld noch einen gut VW up! als Alltagswagen dazu.
Und sind einem NoVA und Co. zu teuer, kann man sich den neuen TT Roadster ja auch malen! Idealerweise so perfekt wie sich Audi-Designer vorstellen …