Stalzamt: Autoneid
von Philipp Stalzer
Autoneid herrscht allenthalben. Und ist immer deutlicher zu spüren. Wie konnte es eigentlich so weit kommen? Ist es der versteckte Neid, den man unter dem Deckmäntelchen der Schadstoffminimierung nun endlich voll ausleben kann? Geht es uns wirklich so schlecht, dass man mit dem Finger auf die zeigen muss, denen es (vermeintlich) noch ein bisschen besser geht? Warum ist das Konzept Automobil in wenigen Jahren so in Ungnade gefallen, wo es doch Jahrzehntelang DAS Symbol für Aufschwung, Freiheit und Lebensqualität war?
Die CO2-Debatte
Eine große Verschwörung hinter der negativen Stimmung gegen das Auto zu sehen maße ich mir nicht an, aber es tauchen immer und immer öfter recht kritische Artikel in Qualitätsmedien auf, die das den Regierungen unterstellen. Sicher ist es ein verlockender Weg, die Luft die wir zum atmen und u.a. auch zum fahren brauchen zu besteuern und die Menschen mit schlechtem Gewissen klein und niedrig zu halten hat auch über lange Zeit für die Kirche gut funktioniert. Aber ist es angebracht, sich mittlerweile in Grund und Boden schämen zu müssen, weil man sich ein Auto geleistet hat das entweder teurer oder schneller als ein VW Golf mit 105 PS ist? Wenn man das Thema nüchtern und ohne Emotionen betrachtet so sind gerade Sportwagen für Energiebilanzen ziemlich letztrangig – wieviele davon gibt es, wie oft werden sie gefahren? Hat man wirklich mit Egoproblemen zu kämpfen, weil man von technischer Perfektion und dem Ausloten von Grenzen begeistert ist? Wohl kaum. Fragen Sie die Eltern von „Carguys“, alle werden Ihnen dieselbe Geschichte erzählen: drittes Wort von Kind nach „Mama“ und „Papa“ war „Auto“. Kind konnte mit 2 Jahren schon Autos mit Marke auf der Straße benennen. Kind spielt stundenlang mit Modellautos. Das wird vielen Menschen einfach in die Wiege gelegt, ohne es ihnen vorleben zu müssen. Diese Faszination ist einfach da und als „Carguy“ ist man es leid, das dauernd rechtfertigen zu müssen.
Sportwagen mit weniger (Image-)Ballast
Der neue Porsche Cayman GT4 (bzw. dessen Werbespot) hat mich zum Verfassen dieser Zeilen inspiriert, denn selten habe ich in letzter Zeit ein Auto als so passend für mich und meine Grundwerte empfunden, als das scharfgemachte Porsche-Krokodackel. Endlich darf der von der Grundkonstruktion und auch vom Image her gegen den Elfer viel attraktivere Mittelmotorsportler so wie er könnte. Kein Firlefanz wie im jetzigen GT3, einfach nur eine Handschaltung, ein Schalensitz, ein Saugmotor und vermutlich messerscharfes Handling. Die wohlverdiente Verfeinerung von der Motorsport-Abteilung beinhaltet hoffentlich auch noch alle Dauerläufer-Gene um die Nordschleife Runde für Runde ohne merklichen Verschleiß oder Ermüdungserscheinungen zu bezwingen, so wie man das schon gewohnt ist. Raus aus dem Geschäft, ab auf die Rennstrecke, ohne einen Handgriff zu tun. Etwas, das beinahe nur Porsche-Fahrzeuge mit einem GT-Kürzel schaffen. Das ist, was mich fasziniert – nicht die Blicke, wenn das Auto am Weg dorthin durch die Stadt rollen muss.
Appell für friedliches Miteinander
Aber die Missgunst die einem als „Spinner“ und „Komplexler“ mit so einer „Angeberkarre“ entgegenschlägt, muss am Gemüt und auch am gelben Lack des Cayman GT4 einfach abperlen. Solang sich die Allgemeinheit nur bedroht und gestört fühlt und nicht kapiert, dass man einem Extrasteuerzahler der Sonderklasse (Nova, Mehrwertsteuer, Mineralölsteuer) eigentlich mit ausgewählter Freundlichkeit begegnen sollte. Mit genüsslich inszenierter Selbstironie passt auch noch der Werbespot des Cayman GT4 wie ein Puzzleteil in die Atmosphäre der ganzen Angelegenheit. Irgendwer muss die Errichtung von hippen, innerstädtischen Begegnungszonen ja auch bezahlen. Unsere Reviere werden sich daraufhin auch nicht kreuzen, versprochen! Leben und leben lassen, so sollte das Motto von jedem friedlichen Menschen lauten.
Aber ist es angebracht, sich mittlerweile in Grund und Boden schämen zu müssen, weil man sich ein Auto geleistet hat das entweder teurer oder schneller als ein VW Golf mit 105 PS ist?