Haus bauen? Oder gleich Schloss? Nein: Penthouse, Wien und Salzburg. Oder London? Wenigstens die Autowahl fällt leicht: Porsche und Bentley, was Sportliches und was zum Protzen, der Noélle wegen. Und zum Anschaun. Weil mit Schnee konnte ja keiner rechnen.
von Franz J. Sauer (Text) und Eryk Kepski (Fotos)
Gut, das ist natürlich alles so nicht wahr. Das sind ja alte Klischées, dass man mit Supersportwagen heutzutage nur mehr des Sommers weiterkommt. Abgesehen von physischen Sperren, der Bodenfreiheit etwa, kann man mit diesen Dingern ja schon nahezu alles anstellen, worauf man Lust hat, falls man es ihnen denn zumuten will. Gatschpartien? Kein Problem. Mit dem Allradantrieb des Bentley Continental GTC Cabriolet kommt man easy auf Schnee voran, solange die Wächte nicht zu hoch baut. Und ein Porsche Carrera S kommt nunmehr ausschließlich mit Turboantrieb, allerdings keinem rabaukigen, sondern einem von der smoothen Art. Was das mit Schneefahrbahn zu tun hat? Sehr viel!
Nanny Neunhundertelf
Soll heißen: gefühlvoll, mit Augenzwinkern. „Da waren die Augen wieder größer als der Magen, gelt?“ Oder auch: „Bis sie ana wehtuat …“, und dazu ein lieb gemeinter Knuff in die Rippen. Apropos Rippen: Noch nie saß man so bequem in einem Elfer. Und zwar auf der langen Strecke. Dazu gibt es Seitenhalt beim Deppertsein und eine Top- Lordosenstütze für die In-die-Jahre-Gekommenen. Sound? So wie immer, dem Prozessor sei Dank. Und das Feeling? Auch so wie immer.
Alles bleibt besser. Auch der Preis übrigens.
Der Bentley Continental GTC ergraut langsam in Ehren. Und sein wichtigstes Feature lässt sich im Winter schwer ausspielen, merkt man bald. Zwar kann man dank der formidablen Volkswagenheizung auch mit offenem Dach und heraufgelassenen Fenstern rundum ein ziemlich wohliges Raumklima herstellen.
Vom Bentley ins Erkältungsbad
Der guten Stirnhöhle ist das allerdings wurscht. Nach etwa 25 Kilometern lässt einen ihr fröhliches Knacken zuerst ein lockeres Handschuhfach vermuten, weils dann aber eh auch bald wehtut, verbringt man die nächsten Abende in einem vom Industrial Design her durchaus ähnlichen Gebinde wie dem offenen Bentley: dem gesunden, weil heißen Erkältungsbad.
Wie der noble Brite tut und macht, haben wir in dieser Publikation ja schon einmal breitest ausgerollt, man erlaube uns daher, an dieser Stelle uns selbst zu zitieren: „Es ist gut zu wissen, dass all die Pferde da sind. Sie aber auf jedweder Art von Piste zu halten, kann sich schwer gestalten, da ihr Stall doch an die zweieinhalb Tonnen wiegt und sie einen das auch in jeder Lebenslage wissen lassen. Zudem ist der offene Continental GT ein ziemlich langes Auto, was den Begriff Verwindungssteifheit in den Fokus sogenannter Sportfahrer rückt. Die Härte eines schnellen Roadsters kann und will hier nicht bereitgestellt werden. So tritt man also ein, zwei Mal das Gaspedal voll durch, bei zuvor gewählter Sportstellung des Getriebes, damit das alles auch schön kräftig röhrt. Spätestens beim dritten Mal wird derlei fad. Ab dann lässt man gleiten. Das Schiff pflügt sich sowieso einen Weg durch die Wogen.“
Schwere Fuhre
No also. Auf Schnee gibt man dann halt die ein, zwei Mal ein bisserl weniger Gas, weil die schwere Fuhre sich bekanntlich noch schwerer anfühlt, wenn sie richtig quer daherkommt.
Scheinbar steht sie mehr auf schnell als auf edel.
Ansonsten wirkt so ein Auto vor allem. Egal ob im Winter oder Sommer. Und während sich die Spießer am Straßenrand fassungslos ans Hirn fassen, wenn man den Conti offen durch die kalte Stadt wuchtet, bekommen die richtigen Mädels angesichts dieser britischen Machtdemonstration im rechten Moment glasige Augen.Fräulein Noélle
Miss Noélle hier kannte ich beispielsweise bislang nur aus dem WIENER, oder auch von dessen Cover. Ich tät sie auch vom Facebook kennen, wo ich sie abonniert habe. Aber der Herr Zuckerberg hat keinen Sinn fürs Schöne und lässt sie dauernd sperren. Nun ja, wie soll ich sagen: Seit den Bentley-Tagen kenne ich die junge Dame nun auch persönlich. Und ich kann Ihnen sagen – die Bilder hier sind nichts gegen die Wucht dieser Engelin in natura. Ihre herrliche Arroganz, wenn sie die Bentleyfahrt im Schminkspiegel verbringt. Der frivole Exhibitionismus, wenn sie die eh schon üppigen Seitenmaße der Karre um ihren Selfiestick verbreitert. Und das genervte G’schau, wenn ich ihr zum dritten Mal auf die Nylons asche, weil ich nun mal gerne gestikuliere und so eine Zigarre im offenen Auto viel schneller abbrennt als im Club.
Dick im Pelz
Gut, vielleicht waren der Pelzmantel und die Bärenfu … Pelzhaube zu dick aufgetragen. Um es kurz zu machen: Sie ist mit diesem Josel im Porsche heimgefahren. Oder wo auch immer hin. Scheinbar steht sie mehr auf schnell denn auf edel. Oder sie hat einfach, ja man muss es so hart sagen, einen schlechten Geschmack. Wie lang sie wohl braucht, um herauszufinden, dass der Porsche gar nicht ihm gehört … ?