Der frisch überarbeitete 1er BMW ist als 120d xDrive mit Automatik ein Paradebeispiel für ein Auto, das man an jedem Tag im Jahr schätzt. In das man gerne einsteigt und sich damit lustvoll fortbewegen kann. Solang nicht allzu viele andere Personen daran teilhaben wollen, zumindest.
Text: Philipp Stalzer
Mit dem recht gründlichen Facelift des aktuellen 1ers haben sich die Bayern wohl eingestanden, dass das aus der derzeitigen Designlinie ein wenig ausbrechende Nasenbärgesicht des Nun-Vorgängers ein bisschen mehr Ersthaftigkeit verdient hätte. Soll heißen: im Vergleich zu den bestenfalls homöopathischen Änderungen an den anderen Modellreihen ist die 1er-Überarbeitung recht gründlich ausgefallen – denn man merkt sie sogar während der Fahrt.
Zackiger BMW 120d xDrive
Ein noch passender abgestimmtes Fahrwerk lässt den 120d mit seinem Allradantrieb elegant über die Straßen schnüren. Der angeblichen „Golfklasse“ fühlt man sich atmosphärisch längst entwachsen. Dass das auch der Preis ist, werden wir später noch in Ziffern fassen. Wie dem auch sei, das formschöne Lenkrad – der wohl essentiellste Bestandteil des M-Sportpakets – liegt mit dem dicken Wulst feist in der Hand, alles ist ständig unter präziser Kontrolle.
Eine Bremsscheibe, bei deren Durchmesser eine durchschnittliche italienische Fladenspeise vor Neid erblasst und eine alles andere als dezent in Blau eingefärbte Festsattel-Bremszange sorgen nach der Ankreuzelung der „M-Sportbremse“ für äußerst sportliche, wie auch standfeste Verzögerungswerte.
Vierzylinder-Diesel sorgt für Punch
Nach unzähligen Updates und Neukonstruktionen ist der Ende der 90er-Jahre auf den Markt gekommene 2-Liter Diesel schon eher Premium-Motorisierung als Einstiegsdiesel. Zwar gibt er sich nach jeder Überarbeitung größere Mühe, sein Selbstzündertum so elegant wie möglich zu verstecken – die Akustik bleibt aber doch ziemlich deutlich knatternd-dieselig. An die Laufkultur der Reihensechser wird er nicht rankommen, komme was wolle.
Leckereien aus dem Motorsportabteilungsregal
Eine Bremsscheibe, bei deren Durchmesser eine durchschnittliche italienische Fladenspeise vor Neid erblasst und eine alles andere als dezent in Blau eingefärbte Festsattel-Bremszange sorgen nach der Ankreuzelung der „M-Sportbremse“ für äußerst sportliche, wie auch standfeste Verzögerungswerte. Echtes Upgrade zur Serienbremse!
Aufgebrezelt kostet
Der 1er ist sicher der fahrdynamische Star in seinem Segment, vor allem wenn man auf den Allradantrieb verzichtet und das Hinterradantrieb-Alleinstellungsmerkmal genießt. Das würde dann auch gleich mal rund 2200 Euro, bzw. 4350 Euro wenn man sich noch zum manuellen Gangwechsel entschließt, sparen. Das Problem: auch dann würden die Summe am Kaufvertrag immer noch mit einer deutlichen 4 beginnen – das Testauto schlägt mit satten 49.143 Euro zu Buche. Autsch!
Fazit: Sauteuer, aber es wirkt
Bis auf eher bescheidene Platzverhältnisse ist so ein 1er BMW schon ein wunderbares Auto. Dynamisch, mit Allrad das ganze Jahr über problemlos zu bewegen, sparsam, flott, handlich. Aber ganz ehrlich: um den Preis muss es das auch. Sicher – Navi, M-Paket und andere Goodies sind kein Muss, machen aber erst eine richtig runde Sache aus einem Auto, das seinem Nutzer Spaß machen und Emotionen hervorrufen soll. Premium schön und gut, aber die Demokratisierung eines spaßigen Vehikels wie der 1er das ist, wäre irgendwie wünschenswerter als zufriedene Aktionäre.