Nein, sie haben es noch nicht vergessen! Zwar hat BMW beim letzten Generationswechsel in der Kompaktklasse arg an den eigenen Wurzeln geschnitten, den konkurrenzlosen Heckantrieb auf dem Altar der Kostensenkung geopfert und 1er und 2er durch den Wechsel auf Frontantrieb mit gewöhnlichen Kompakten wie dem VW Golf oder der Mercedes A-Klasse gemein gemacht hat. Doch jetzt besinnen sich die Bayern auf Ikonen wie den 2002, singen noch einmal das Hohelied der Fahrfreude und bringen den Heckantrieb mit einem neuen 2er Coupé zu Preisen ab 39.700 Euro (D, Ö folgt noch) zurück in die Kompaktklasse.
Dafür bringen sie die familiäre Ordnung ein wenig durcheinander. Denn der Zweitürer, der ab Herbst in Mexiko gebaut wird, deshalb erst einmal in den USA in den Handel kommt und bei uns erst im Frühjahr 2022 vom Schiff rollt, basiert nicht auf 1er und 2er, sondern auf 3er und 4er und verspricht entsprechend viel Fahrfreude. Und stämmiger als der Vorgänger steht er obendrein da, schließlich sind nicht nur der Radstand um fünf Zentimeter und die Länge gar um zehn Zentimeter gewachsen, sondern auch die Spurweite hat zugelegt: Vorne wächst sie um fünf und hinten um drei Zentimeter. Nur eines haben die Bayern dankenswerter Weise nicht übernommen: Anders als der Vierer hat der 2er keine krankhaft überzeichnete Riesen-Niere, sondern er schaut schlank und rank in den Rückspiegel des Vordermanns.
„Wir feiern das Comeback der Fahrmaschine“, freut sich Jos van As und die erste Ausfahrt gibt dem obersten Fahrdynamikern unter den BMW-Entwicklern recht: Mit quietschenden Reifen, dem ungestümen Elan eines pubertierenden Teenagers und der Kraft seines zwei Liter großen Vierzylinders streunt er lustvoll über einsame Landstraßen, als wäre der Ernst des Lebens nur eine ferne Drohung.
Wo schon 3er und 4er der Maßstab für Fahrspaß in ihrer Klasse sind, wirkt der 2er noch eine Nummer agiler und aggressiver: Mit seinen gut 4,54 Metern rund 30 Zentimeter kürzer als ein 4er und obendrein noch ein paar Zentner leichter, ist er der Straße noch enger verbunden, lenkt vor Kurven leichter ein und beschleunigt danach noch besser wieder heraus. Präzise, aufgeweckt und agil und dabei trotzdem so gelassen, dass der Fahrer bei allem Engagement noch immer entspannt bleibt. Und dafür muss man das Coupé nicht erst in den Grenzbereich führen. Sondern selbst bei 60, 70 Sachen im dritten, vierten Gang liegt er besser in der Hand als seine Namensvetter auf der Frontantriebsplattform, reagiert feinfühliger auf Lenkung, Gas und Fahrbahn und wirkt auf den Fahrer wie ein Schluck Espresso am Morgen. Dazu ein ausgefuchstes Fahrwerk mit hubabhängigen Dämpfern, vergrößertem Sturz und eine Aerodynamik mit reichlich Abtrieb – fertig ist die ultimative Fahrmaschine.
Und dabei ist der 230i nur die milde Röstung. Denn für die zweite Runde holt von As dem M240i aus der Garage, der dem Ideal noch näherkommt. Steckt unter seiner Haube doch ein traditioneller Reihensechszylinder. Und selbst wenn der 374 PS starke Drei-Liter seine Kraft nicht allein an die Hinterräder abgibt, ist der xDrive nicht als Spaßbremse ausgelegt und nur auf Traktion bedacht. Sondern wer sich durch die verschiedenen Fahrprofile toggelt, der erlebt auch den Allradler als feurigen Tänzer mit einer äußerst agilen Kehrseite. Und dass der M240i auf der Geraden zum Schrecken der Schnellfahrer taugt, versteht sich von selbst: Wo schon der 230er den Sprint in 5,9 Sekunden schafft, braucht er nur noch 4,5 Sekunden und und wird so gar vollends zum rebellierenden Teenager, der den alten Säcken auf der linken Spur mal zeigt, wo der Hammer hängt.
Zwar ist das Coupé schon jetzt das agilste Auto der erweiterten Kompaktklasse und treibt die Mundwinkel näher an die Ohren als es selbst die getunten Modelle der Konkurrenz können. Doch wollen es die Bayern dabei nicht belassen: Denn auch bei der M GmbH wärmen sie schon die Stimmbänder vor und singen sich für das Hohelied der Fahrfreude ein: Spätestens Ende nächsten Jahres gibt es das Coupé deshalb auch wieder als M2.