BMW 750i – was wir gelernt haben
Den BMW 750i einfach erklären ist schwierig. Natürlich können wir so Dinge sagen, wie „fünf Meter purer Luxus“ oder „bestes Auto der Welt“ aber dann sind Sie auch nicht gescheiter.
BMW 750i – Behaunski fährt
Es fängt ja schon mit dem Schlüssel an. Ein Touchdisplay-Teil, so groß wie eine Kreditkarte. Ob ich dann auch mal fahren möchte, fragt mich meine bessere Hälfte, während ich mit dem Schlüssel die Klimaanlage vorprogrammiere und mir gleich die Restreichweite reinziehe. Der Schlüssel lässt sich im Auto laden, natürlich behält er auch im leeren Zustand seine Basisfunktionen bei. Warum ich jetzt auf einmal hinten einsteige, fragt sie mich.
Der Fond, das wahre Reich eines 7ers. Vorne wird man in die Pflicht genommen, als Fahrer muss man das Lenkrad angreifen (wobei, so stimmt das auch nicht, aber dazu später), auf den Beifahrer kommen Song-Wechsel, Klimaeinstellungen und Handauflagen-Aufheizungen zu. Hinten geht’s um nichts. Kennen Sie noch die Puppen, die ihre Augen schlossen, wenn man sie auf den Rücken legte? Das machen die Loungesitze, wenn man sie zurückklappt. Da kann man gar nicht aus, das passiert automatisch. Zack sind die Äuglein zu. Drei Tablets mit bestechender Grafik lockern die Gemütlichkeit mit Entertainment auf und plötzlich liegt der Fehler bei mir, weil ich nur zwei Hände habe und sie nicht gleichzeitig bedienen kann.
Ich denke an den V8 mit 449 PS, der die Nobelvilla in 4,4 Sekunden auf 100 beschleunigt. An den autonomen Fahrassistenten, der einen sanft und selbstständig durchs Land bewegt. Er meint zwar nach einer Weile, man solle wieder selber fahren, wenn man das aber nicht tut, dann schaltet sich zwar der Assistent aus, ein anderer Helfer, der Spurhalteassistent, ist aber weiterhin aktiv. So fährt der BMW 7er noch immer von alleine, diesmal eiert er aber von Spur zur Spur – erklären Sie das mal dem Inspektor: „Ich habe wirklich nichts getrunken, mein Auto eiert von alleine so rum.“
Als ich die Augen wieder aufmache, ist die Dame weg. Wo sie ist, frage ich über die Freisprecheinrichtung. Sie ist mit dem Bus gefahren, hat schon alles erledigt und kommt jetzt wieder zurück, ob ich wirklich drei Stunden im Auto gesessen bin, fragt sie mich. I wo! lache ich, lege auf und lasse mir mein schlechtes Gewissen mit den wahnsinnig entspannenden Massagesitzen wegpolieren.
10 Thesen zum BMW 750 i x-Drive
von Bernhard Katzinger
1. Der 7er ist das Produkt eines Spiels mit dem Möglichen, so wie die Chinesische Mauer oder das Burj-al-Arab. Der ursprüngliche Zweck verschwindet hinter dem Monumentalen der Erscheinung. Ecce Auto!
2. Der 7er-Schlüssel ist ein Produkt des verständlichen Übermuts, etwas derart Monolithisches geschaffen zu haben. Wieso nicht gleich einen Schritt weiter gehen und den Schlüssel durch eine App fürs Smartphone ersetzen?
3. Es tut weh, wenn nach einer Transaktion von 170.000 Euro die Sitzbelüftung plötzlich Geräusche macht wie ein niedertouriger Zahnarztbohrer. Aber: Gute Massagesitze lindern jeden Schmerz.
4. Wer jetzt sagt, das sei ein first-world problem, dem sei erwidert: Auch die Probleme der Reichen sind Probleme!
5. Das Auto kann in manchen Situationen verdammt gut von alleine fahren. Lassen wir es das auch tun, ohne dass wir alibihalber die Hände aufs Lenkrad legen müssen!
6. Drei Tablets plus eine Fernbedienung pro Auto sind zuviel.
7. Andererseits: What the hell, why not?
8. Der Hedonismus lebt, gut. Aber weißes Leder?
9. 450 PS aus acht Zylindern können für anständigen Vortrieb sorgen, ohne pubertär herumzubrüllen. Würde ist eben immer möglich – wenn auch niemals einfach.
10. Gestensteuerung ist für Dirigenten und sollte Dirigenten vorbehalten bleiben. Wenn der Radioknopf im nächsten 7er eingespart wird, wechsle ich zurück zur S-Klasse.