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BMW 8er Gran Coupé: Der bessere 7er?

Der 5er nicht repräsentativ genug und der 7er zu förmlich, das 8er Cabrio aber zu lässig und das Coupé zu eng? Nicht, dass BMW nicht schon genug Auswahl bieten würde in der Oberklasse. Doch weil die Plattformstrategie die Ableitung von Modellvarianten billiger und billiger macht, legen die Bayern jetzt noch einmal nach und bieten den Achter nun auch als Gran Coupé an.

Von Thomas Geiger

Zwar schließen sie damit eine Lücke, die man in der Theorie mit der Lupe suchen muss, doch in der Praxis erweist sich der Grand mit Vieren als die vielleicht Beste alternative im bayerischen Oberhaus. Und zwar nicht nur, weil er mit einem Grundpreis von 102.750 Euro mehr Geltung fürs Geld bietet als alle anderen Mitglieder der weit verzweigten Modellfamilie. Das Coupé zum Beispiel kostet rund 3.000 Euro mehr, der 7er sogar fast 8.000 Euro und der etwa 30.000 Euro günstigere 5er spielt einfach in einer anderen Liga.

Dafür hat BMW aber noch einmal tief ins Blech gegriffen. Denn die Bayern haben nicht nur zwei weitere Türen in die Flanke geschnitten, sondern sie haben den Radstand um 20 und die Länge um 23 Zentimeter gestreckt, die Spur um vier Zentimeter verbreitert und das Dach um sechs Zentimeter angehoben.

Das neue Format mit einer Länge von 5,09 Metern und einem Radstand von 3,02 Metern tut nicht nur den Proportionen gut und lässt den 8er stimmiger auf der Straße stehen. Es bringt natürlich vor allem bessere Platzverhältnisse. Wo die Rückbank in Coupé und Cabrio nur als vornehme Gepäckablage oder Garderobe taugt, kann man dort im Gran Coupé tatsächlich sitzen. Nicht wirklich bequem und nicht auf Dauer und schon gar nicht in der Mitte, dafür muss man dann doch in den 7er wechseln. Aber besser als laufen ist es allemal. Und als Kompensation dafür, dass hinten dann vielleicht kein Platz mehr für Jacken und Taschen bleibt, hat BMW den Kofferraum ein wenig erweitert: Statt 420 fasst er jetzt 440 Liter.

Während BMW am Blech jede Menge getan hat, ändert sich bei der Ausstattung genauso wenig wie beim Antrieb. Es gibt deshalb in eher klassischem Layout eine digitale Bedienlandschaft, die alle Spieltriebe der Generation iPhone befriedigen kann, ein Heer von Assistenzsystemen, mit denen man sich selbst in einem derart auf Fahrfreude programmierten Auto von der Elektronik fast autonom chauffieren lassen kann und es gibt die bekannten vier Motorvarianten. Zum Start sind je ein drei Liter großer Reihensechser für den Betrieb mit Benzin (840i, 340 PS) oder Diesel (840d, 320 PS) und der 4,4 Liter große V8, der im M850i auf 530 PS kommt, vorgesehen. Später wird es auch das Gran Coupé als M8 mit einem auf bis zu 625 PS getunten Achtzylinder geben.

Doch so hoch muss man gar nicht einsteigen. Die erste Fahrt im, nun ja, Einstiegsmodell, beweist eindrucksvoll, dass weniger manchmal auch mehr sein kann. Schließlich kann man bei 340 PS und 500 Nm nun wirklich nicht von Verzicht sprechen und mit einem Sprintwert von 5,2 Sekunden fährt das Gran Coupé noch immer so manchem Sportwagen davon. Dazu eine seidenweiche Automatik, der traditionelle Heckantrieb ohne Sperenzchen und vor allem ein anregender, aber keineswegs aufdringlicher Klang – so wird der 840i zum perfekten Gran Turismo, mit dem man leidenschaftlich durch die Landschaft gleitet. Dass der M850i schneller ist und der M8 noch eine Schippe drauflegen wird? Geschenkt! Wer langsamer fährt, ist länger unterwegs – und hat mehr Zeit zum Genießen.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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