Zur Gartenschau und wieder zurück
BMW M2 Competition: Grip, wo bleibst du?
Der BMW M2 gilt als Driftmaschine schlechthin. Das hat sich auch nicht mit dem neuen Competition nicht geändert. Im Gegenteil.
Text: Maximilian BarcelliWährend das Competition-Paket bei den anderen Produkten aus Gaching das Basismodell als potentere Version ergänzt, ersetzt es beim Baby-M gleich das ganze Fahrzeug. Macht aber nix, denn der Drang auszubrechen ist geblieben. Wobei es unser Test-M2 mit seinen Winterpatscherln zusätzlich schwer hatte, Grip zu finden.
Eine Woche lang – und ein paar zerquetschte – begleitete uns der BMW M2 Competition also durch den Alltag, der uns zufälligerweise genau in diesem Zeitraum überdurchschnittlich viele Reisen ins Wiener Hinterland bescherte. Dass dort eine Serpentine der nächsten folgt, ist ein netter Nebeneffekt, wobei wir ja eigentlich primär zur „Die Garten Tulln“ wollten. Jeden Tag nach der Arbeit. Und vor der Arbeit. Außerdem gibt es ja auch viele verschiedene Fahrmodi auszutesten. Gut, die Optionen sind nicht gar so ausgeartet, wie beim M5, was aber wirklich nicht als Kritik zu verstehen ist.
Genauer gesagt gibt es im M2 Competition eigentlich keinen zusammenfassenden Sport-, Komfort- oder Eco-Modus (haha). Servounterstützung, Motor- und Getriebemapping sowie die Länge der elektronischen Leine, an dessen Ende sich Heck und nicht Hund befindet, werden separat eingestellt. Damit man nach dem Starten aber nicht allzu viel Zeit verplempert, immerhin ruft ja die Gartenschau in Tulln, spendierte BMW dem M2 Competition nun die zwei roten M-Tasten am Lenkrad, die wir schon vom neuen M5 kennen. Auf diesen lassen sich personalisierte Abstimmungen vorprogrammieren.
Beim Erstkontakt ist auf alle Fälle aktiviertes ESP empfehlenswert, zu sehr kastriert die Elektronik die Leistung eh nicht. Apropos Leistung: 410 PS dreschen auf die Hinterreifen ein, 40 mehr als beim Normalo-M2. Die Extra-Pferdchen werden nicht über die Motorsteuerung oder mechanische Verfeinerungen rausgekitzelt, das ganze Aggregat ist neu. Gut, der aus M3 und M4 bekannte S55, so der interne Begriff des Reihensechsers, baut auf dem N55 (der im alten M2 werkelte) auf. Größter Unterschied: Zwei anstelle von nur einem Turbolader. Zwar fällt die Verbesserung der Beschleunigung nur marginal aus (plus 0,1 Sekunden), dafür verläuft diese spürbar linearer.
Aber genug der Zahlenspielerei, wir sitzen ja nicht am Stammtisch, sondern hinterm Volant von dem BMW, den manche als DEN BMW bezeichnen. Und vor uns liegt die Kim Kardashian unter den Landstraßen und trennt uns von der Gartenschau – zu der wir schon das fünfte Mal wollen. Innerhalb eines Tages. Also ESP auf semi-scharf gestellt, was, wenn man die Winterreifen nicht in Slicks verwandeln möchte, mehr als genug Freiraum gibt. Das Heck tanzt wie ein Raver kurz nachdem das Ecstasy losgeballert hat.
Kurveneingang, ein bisserl zu scharf an der Lenkung, das Heck will raus. Gegenlenken, und auf geht’s Richtung Scheitelpunkt. Beim Rausbeschleunigen muss man schon einen wahnsinnig feinen Gasfuß besitzen, dass einem die Fuhre nicht schon wieder quer geht (oder einfach nur Schiss haben, und das sogar ein bisserl berechtigt). Überspitzt gesagt: Bist du mit dem M2 Competition auf der Landstraße schnell unterwegs (Wer will das nicht, wenn die Gartenschau wartet?), dann lenkst du eigentlich fast nur gegen.
Wer sich einen M2 Competition kauft, der wird aber nicht immer nur am letzten Zacken unterwegs sein. Er wird vielleicht auch in der Innenstadt herumprotzen. Wobei das soundtechnisch mit einem AMG schon um Welten besser geht. Nicht, dass der Münchner schlecht klingt. Der Reihensechser klingt unsynthetisch (was ja auch schön ist), aber dafür nicht so arg. Neben dem Fahrer mit dem Messer zwischen den Zähnen und dem Typ, der auch bei -20 Grad mit offenem Fenster fährt, aus dem nicht nur laut Bushido tönt, sondern auch ein Oberarm mit undezenter Uhr ragt, gibt’s natürlich auch die Drift-Fraktion. Das ESP darf faullenzen und Kehren werden gemütlich angefahren. Doch dann, plötzlich, kurz nach dem Einlenken: Bumm. Vollstoff im zweiten Gang und die Kiste geht quer. Ehrlich: Jeder Affe – und wir reden hier nicht zwangsläufig von den intelligenten Schimpansen – könnte im M2 Competition einen Drift einleiten. Ihn halten, das ist aufgrund des geringen Radstandes schon wieder eine andere Frage.
Jedenfalls: Der BMW M2 Competition kostet mindestens rund 80.000 Euro. Mit Automatik, als Sechsgangschalter (ja, es gibt ihn auch mit manuellem Getriebe) spart man gut 3.000 Euro. Grundsätzlich ist das schon viel Geld, denn es gibt schon auch noch einige andere Sportwagen, die unter 100 Riesen zu finden sind. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist der Münchner aber neben seiner Funktion als legales Ecstasy auch ein akzeptabler Daily-Driver für die Ein-Personen-Familie, mit Notsitzen hinten und einem annehmbaren Kofferraumvolumen von 390 Litern. Auch das haben wir im Alltag zu schätzen gelernt.