Das teuerste Auto der Welt
Bugatti La Voiture Noire
Text: Jakob Stantejsky
Unter all dem handgestreichelten tiefschwarzen Karbon steckt allerdings kein neues Auto, sondern natürlich der Chiron. Der ist mit seinem Motörchen allerdings wahrlich nicht auf der Nudelsuppe dahergeschwommen: Die acht Liter Hubraum müssen sich auch auf dem Oktoberfest nicht verstecken, mit 1.500 Pferden kann auch ein ganzes Regiment in die Schlacht ziehen und 16 Zylinder sind genug, um eine ganze Zaubererkompanie auszustatten. Der anonyme Autosammler, der La Voiture Noire bereits um schlappe elf Mille netto erstanden hat, muss sich also nicht kränken. Vor allem, wo doch das „Blech“-kleid völlig eigenständig und zu hundert Prozent einzigartig ist. Und, wenn ich mal so offen sein darf, das Gefährt schaut schon verdammt knackig aus. Edles Pechschwarz plus elegante, aber auch verdammt aggressive Hypercarformen ergeben zusammen ein höllisches Gerät, bei dessen Anblick jeder Automobilenthusiast liebevoll einspeichelt.
Der Name der Kreation hat übrigens eine besondere Geschichte. Jean Bugatti, Sohn von Markengründer Ettore, entwickelte in den 30ern den Bugatti Type 57, von dem es auch ein Sondermodell namens Type 57 SC Atlantic gab. Ganze vier Exemplare dieses Vehikels wurden damals gebaut und eines davon hat sich Jean Bugatti selbst behalten und eben La Voiture Noire getauft. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg verschwand das Auto jedoch und wurde bis heute nicht mehr wiedergefunden – eines der größten Mysterien der gesamten Automobilbranche. Man kann sich sicher sein, dass der Atlantic einen noch deutlich höheren Preis als das neue La Voiture Noire erzielen würde, wenn er denn jemals wieder auftaucht. Unterm Strich ist der Jubiläumsbugatti also nur ein billiger Abklatsch – eh klar, oder? Da tut mir der arme Käufer jetzt doch wieder schrecklich leid.