Mit dem aktuellen C4 hat Citroën zweifellos einen drastischen Imagewandel beschworen. Ob sich die Schnittigwerdung nur auf die Optik beschränkt oder die Franzosen tatsächlich plötzlich auf Sprengstoff setzen, haben wir anhand des Citroën ë-C4 und des benzinbetriebenen C4 herausgefunden.
Auch wenn das dem Hollywood-like-Spannungsbogen eher abträglich ist, sei an dieser Stelle vorweggenommen, dass Citroën in der Tat nicht über Nacht zur Rabaukenbande mutiert ist. Ja, der C4 fährt deutlich kantiger und grimmiger vor als alle anderen Citroëns der letzten Zeit, aber unter seiner rauhen Schale ruht immer noch ein auf Samtkissen gebetteter butterweicher Kern. Das wird besonders beim rein elektrischen ë-C4 deutlich, der natürlich auch noch lautlos unterwegs ist. So stellt man sich komfortable Mobilität vor – und das die jetzt doch etwas weniger knuddelig und dafür deutlich ernstzunehmender aussieht, soll dabei kein Schaden sein.
Auf den Zahn, beziehungsweise die Zähne haben wir einerseits dem schon angesprochenen ë-C4 und andererseits dem Benziner PureTech 130 gefühlt. Beide mit Automatik ausgestattet (no na ned beim Elektriker) und beide ähnlich leistungsstark: 131 Otto-PS und 230 Otto-Nm Drehmoment treffen auf 136 E-PS und 260 Nm Drehmoment. Angetrieben werden beide C4 über die Vorderachse. So weit, so ähnlich. Aber während der Benziner 200 km/h schafft, ist beim Stromer schon bei 150 Sachen das Ende der Fahnenstange erreicht. Von null auf 100 schenken sich die beiden allerdings wieder kaum etwas, die 9,7 Sekunden des ë-C4 schlagen den Wert des 1,2 Liter-Verbrenners um zwei Zehntel. Wobei das Gefühl aus dem Stand weg natürlich beim elektrischen Franzosen ein viel beflügelteres ist. Sagen wir es so: Solange man nur den C4 kennt, empfindet man seinen Antrieb als ausgewogen, komfortabel und völlig ausreichend. Doch sobald der ë-C4 auf die Bildfläche tritt, schadet das dem Ansehen des Verbrenners. Denn der elektrische Antrieb will einfach besser zu diesem Auto passen. Die absolute Laufruhe ergänzt den Citroën-Komfort besser und der E-Antrieb scheint wie gemacht für das extravagante Erscheinungsbild.
Also bitte nicht falsch verstehen. Der C4 ist so oder so ein ansprechendes bequemes Automobil. Aber in einem Vakuum betrachtet, fühlt sich der ë-C4 einfach smoother an. Dieses Vakuum platzt halt recht schnell. Genau gesagt nach 350 Kilometern, nach denen laut WLTP mit dem Elektriker erst einmal eine Pause angesagt ist. So weit schafft es die 50 kWh-Batterie in der Praxis zwar kaum, aber an die 300 kommt man schon ran, wenn man möchte. Unterm Strich ist es also eine Geschmacksfrage und eine Frage nach den Bedürfnissen des Fahrers. Und nach seinem Börserl. Denn wo unser Benzin-Testwagen in der Ausstattung Shine 27.450 Euro kostet, verlangt Citroën für die zwei Punkte auf dem e knapp 10.000 Euro Aufpreis. 37.150 Mäuse sind im Vergleich kein Scherz, auch wenn einem 5.000 Euro dank der E-Auto Subvention abgenommen werden.
Doch so ist es nun mal mit den E-Autos. Und so wird es vorerst auch noch bleiben. Was aber bitte nicht so bleiben sollte, vor allem bei einer Marke, die Komfort als höchste Tugend abfeiert, ist die grauenhafte Sitzposition im Citroën C4, ë hin oder her. Denn als Fahrer braucht man entweder Affenarme, wenn man die Haxen nicht anziehen will, oder Stummelbeinchen, wenn man sich nicht nach dem Lenkrad strecken müssen will. Wieso man nicht einfach das Lenkrad noch weiter herausziehen kann, ist ein Rätsel, damit wäre die leidige Sache nämlich sofort erledigt. Und nur fürs Protokoll: Mehr als ein Redakteur hatte damit zu kämpfen, es liegt also nicht an einem eventuellen Gollum-artigen Körperbau des Autors.
Davon abgesehen ist der Citroën C4 aber sowohl mit als auch ohne Punkte ein fesches, gemütliches Auto, das mit einem hübschen Infotainment und zahlreichen Assistenten beeindruckt. Dass der ehemalige PSA-Teil von Stellantis seine Rückfahrkamera erst noch ins 21. Jahrhundert holen muss, ist eh altbekannt. Doch ein derart komfortables Auto findet man in dieser Preisklasse bei der Konkurrenz garantiert nicht. Also egal wie wild der (ë-)C4 neuerdings aussieht, er ist kuschelig geblieben. Und das ist auch brav so, denn das kann er ziemlich gut.