2010 erblickte der Nissan Juke das Licht der Welt und polarisierte auf Anhieb so stark, wie es wohl kaum ein zweites Alltagsauto hingekriegt hat. Die einen taten ihn als zu durchgeknallt ab, während andere den knubbeligen Japaner gerade für seine Eigenwilligkeit liebten. Jetzt geht der Juke in seine zweite Generation und hat sich deutlich verändert. Zum Guten oder zum Schlechten, das ist hier die Frage.
Text: Jakob Stantejsky
Als das Tuch vom neuen Nissan Juke gezogen wird, staune ich ganz ordentlich. Denn ehrlicherweise habe ich entweder wieder einen verschmitzten Frechdachs oder (im schlimmsten Fall) eine viel zu fade Neuauflage erwartet. Doch dieser Juke ist richtig lässig. Cool. Die schmalen Scheinwerfer blitzen entschlossen über der markigen Front, im Profil steht er noch coupéhafter geduckt und muskulös da und das Heck wird von einem schnittigen Bürzel geschmückt, der an den Toyota Supra erinnert. Kurzum: Hier ist so gut wie kein Stein auf dem anderen geblieben, statt herzig und vorwitzig ist der Juke jetzt stylisch und obercool.
Der Charme ist also ein grundsätzlich anderer, doch Nissan hatte auch eine heikle Gratwanderung zu bewältigen. Schließlich wollte man einerseits all jene beglücken, die die Eigenständigkeit des Juke schätzten, aber andererseits sollten auch die Verkaufszahlen weiter angekurbelt werden. Das geht halt nur, indem man sich designtechnisch Richtung Mainstream bewegt. Doch die Japaner haben es tatsächlich vollbracht, ein nach heutigen Maßstäben äußerst stylisches Fahrzeug zu entwerfen, dass dennoch eindeutig aus der Masse heraussticht.
Genauso schnittig wie der Juke sich äußerlich präsentiert, geht es auch im – auf Wunsch auch orangen – Innenraum weiter. Supercoole, aus einem Stück gegossene Sitze, ein modernes Infotainmentsystem und ein hochwertiges Bose-Soundsystem dominieren das Interieur. Zusätzlich bietet der Juke über fünf Zentimeter mehr Kniefreiheit und einen Zentimeter mehr Kopffreiheit hinten und der Kofferraum wächst um rund 20 Prozent auf 422 Liter. Dazu packt Nissan alle Sicherheitssysteme und -assistenten in den Juke, die das Regal zurzeit hergibt. Nicht nur in Punkto Design ist der Juke eine gelungene Weiterentwicklung, sondern auch bei der Praxistauglichkeit geht ordentlich was voran.
Was man in der Praxis natürlich auch noch braucht, ist ein Antrieb. Hier bietet Nissan einen 117 PS starken Dreizylinderbenziner mit einem Liter Hubraum und…das war’s. Allradantrieb fällt auch flach, lediglich die Wahl zwischen Sechsganghandschaltung und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe bleibt dem Käufer. Nismo-Version wird es ebenfalls keine geben. Sehr schade, wo der Juke doch bisher auch als Spaßauto bekannt war. Mit 117 Pferden ist er sicher nicht untermotorisiert, aber zumindest einen zweiten Otto mit 150 bis 170 PS hätte man sich doch sehr gewünscht – und eigentlich auch erwartet.
So bleibt nach der anfänglichen, designbedingten Ekstase schlussendlich doch auch ein wenig Enttäuschung. Ein derart cooles und stylisches Alltagsauto hat man schon ewig nicht mehr gesehen, aber der motorische Einheitsbrei trübt die Freude doch. Aber vielleicht reagiere ich da auch nur über. Wie gut der Antrieb zum neuen Nissan Juke passt, werden wir schon bald herausfinden können. Und möglicherweise belehrt mich die erste Testfahrt dann eines Besseren. Hoffentlich!