Es geht steil bergauf
Der Stelvio will hoch hinaus
Alfa Romeo macht sich langsam, aber stetig, daran, den Vorsprung zur Konkurrenz wieder ganz zu schließen. Und weil die hoch gelobte Giulia den Karren alleine nicht aus dem Dreck ziehen kann, stellen die Italiener der Limousine jetzt ein zweites neues Modell zur Seite, das wie gemacht ist für den Aufstieg auf grobem Terrain: Mitte März geht zu Preisen ab 47.500 Euro als erstes SUV der schönen Fiat-Tochter der neue Stelvio in den Handel.Von Thomas Geiger
In Fahrt bringen den Stelvio dabei zunächst zwei Motoren, die man schon von der Giulia kennt: Im Basismodell knurrt ein 2,2 Liter großer Diesel mit 210 PS und 470 Nm, der in 6,6 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigt, 215 km/h erreicht und mit einem Normverbrauch von 4,8 Litern im Datenblatt steht. Und für 49 000 Euro aufwärts gibt es einen quicklebendigen 2,0 Liter Turbo, der mit 280 PS und 400 Nmzu Werke geht. Wunderbar sonor und ziemlich spurtstark beschleunigt er den Testwagen in 5,7 Sekunden auf Tempo 100 und schafft 230 km/h, gönnt sich aber schon auf dem Prüfstand 7,0 Liter. In der Praxis kommen da schnell zwei, drei Liter mehr drauf. Erst recht in den Berge, die dem Stelvio seinen Namen gegeben haben. Bei den beiden Triebwerken wird es allerdings nicht bleiben. Sondern schon bald kommen der Diesel auch mit 180 und der Benziner mit 200 PS und natürlich scharrt auch schon der Quadrifoglio ungeduldig mit den Hufen. Der leistet mit seinem aufgeladenen V6-Motor wie in der Giulia 510 PS, dürfte locker die 250er-Marke knacken und zu einem wütenden Herausforderer für AMG & Co werden.
So verführerisch der Stelvio auch aussieht und so leidenschaftlich er abgestimmt ist, will er trotz allem ein vernünftiges Auto sein. Das gilt für die Motorauswahl und den Preis, weil mit dem zum Sommer geplanten 180 PS-Diesel mit Heck- statt Allradantrieb der Verbrauch auf kaum mehr als 4,0 Liter und der Preis unter 45 000 Euro sinken dürfte. Und es gilt insbesondere für das Platzangebot – schließlich muss das SUV den Giulia Sportwagon ersetzen, den die Italiener mittlerweile wieder aus der Produktplanung gestrichen haben. Deshalb ist der Stelvio eben nicht nur ein Fahrerauto, sondern auch eine Familienkutsche für Kind und Kegel – mit reichlich Platz auf der Rückbank und einem Kofferraum, der immerhin 525 Liter fasst. Allerdings will der vergleichsweise simple Mechanismus zum Umlegen der Rückbank nicht so recht zur elektrischen Heckklappe passen.
Und das ist nicht der einzige Haken, der den Gipfelsturm des Stelvio ein wenig bremsen könnte. Sondern je genauer man hinschaut und vor allem hinfasst, desto weniger wertig wirkt das eigentlich sehr hübsche, weil wunderbar aufgeräumte und entsprechend schlichte Cockpit. Und je tiefer man in die Ausstattungslisten eintaucht, desto mehr vermisst man Extras wie den Touchscreen, ein bisschen Online-Infotainment oder ein paar Assistenzsysteme. Aber vielleicht ist das gar kein Schaden. Denn erstens sind das Extras, die wahrscheinlich eher für das Marketing entwickelt werden, als für den Markt. Und zweitens ist doch ein schöner Zug der Italiener, dass sie uns noch ein paar Vorurteile bestätigen, wenn sie schon ein SUV bauen, das nicht nur besser aussieht als Q5 & Co, sondern aus dem Stand heraus auch mindestens genau so viel Spaß beim Fahren macht.