Sie sind sportlich, sie sind verspielt und sie sind praktisch – in kaum einem Segment gibt es so viele Charakterdarsteller wie in dem der kleinen Geländewagen. Und trotzdem gibt es offenbar noch immer ein paar unbesetzte Rollen. So eine hat jetzt der Citroen-Ableger DS für sich entdeckt und mit dem DS 3 Crossback besetzt.
Von Thomas Geiger
Der aufgebockte Kleinwagen ist nach dem DS 7 Crossback das zweite, komplett eigenständige Modell der Marke und kommt im Mai zu Preisen ab 29.580 Euro in den Handel. Als nobles Schmuckstück kontert er den kämpferischen, aggressiven und ambitionierten Auftritt vieler Konkurrenten.
Aufgebaut auf einer gründlich modernisierten Plattform und, wie alle Modelle der Marke, mit einem etwas provozierenden Pariser Chic und reichlich Glanz und Glamour, unverwechselbar gezeichnet, misst der DS 3 bescheidene 4,12 Meter und bietet dafür innen ganz ordentlich Platz: Vorne sitzt man so bequem und großzügig wie in der Klasse darüber, die Rückbank taugt für Erwachsene zumindest auf kurzen Strecken und der Kofferraum fasst durchschnittliche 350 Liter.
Weil sich DS als Premium-Marke versteht und der DS 3 Crossback nicht gegen Hyundai Kona oder VW T-Cross sondern gegen Audi Q2 und Mini Countryman fahren soll, ignorieren die Franzosen praktische Details wie eine verschiebbare Rückbank, sparen dafür aber nicht bei Ambiente und Ausstattung: Es gibt den gewohnt tollen Look mit aufwändigem Leder, verspielten Schalterleisten, wie die Reptilienschuppen aus Edelmetall, und digitalen Instrumenten.
Es gibt auch ein paar Extras, die man in dieser Klasse so nicht erwarten würde – vom intelligenten LED-Matrix-Licht über die versenkten Türgriffe, die sich den Passagieren schon beim Herantreten an den Wagen automatisch entgegen recken, bis hin zu einer App, über die man den DS 3 Crossback mit dem Smartphone starten und die Fahrberechtigung auch mit anderen teilen kann. Vom (leider noch immer auf eine ausklappbare Plastikscheibe projizierten) Head-Up-Display und einem ziemlich autonomen Autobahn-Assistenten bis Tempo 180 ganz zu schweigen.
So opulent und avantgardistisch Auftritt und Ausstattung des DS 3 Crossback auch sein mögen, so bodenständig ist der Antrieb – zumindest in der Startaufstellung. Denn da gibt es erst einmal nur einen Dreizylinder-Benziner mit einem mageren Liter Hubraum und 100, 130 oder 155 PS. Das ist zum Teil deutlich weniger, als die Konkurrenz zu bieten hat. Aber immerhin kombiniert DS den Motor in den höheren Leistungsstufen zum ersten Mal in diesem Segment mit einer Achtgang-Automatik.
Weil es dazu auch noch eine Frontscheibe mit Akustik-Folie gibt, kommt trotz des unverkennbaren Dreizylinder-Sounds selbst beim Fahren ein bisschen Noblesse auf. Allerdings wirkt der DS 3 eher vornehm als forsch und trotz einer Höchstgeschwindigkeit von 208 km/h und einer elektronischen Fahrprofilregelung ist es mit dem Sportsgeist nicht ganz so weit her. Stattdessen gondelt man komfortabel und handlich durch die Stadt und lässt es übers Land eher gelassen angehen. In der Ruhe liegt in diesem Auto die Kraft, den Kampf um die Poleposition sollen in dieser Klasse andere ausfechten.
Diese Spitzenposition will sich der DS 3 Crossback lieber in einer anderen Liga sichern und so auch beim Antrieb doch noch zur Avantgarde aufsteigen. Denn schon in ein paar Monaten wird es hinter dem eigenwilligen Grill neben einem Diesel mit 130 PS auch einen Elektromotor geben. Als Stromer mit 136 PS und über 300 Kilometern WLTP-Reichweite ist der DS 3 Crossback E-Tense dann nicht nur das erste selbst entwickelte Elektro-Auto im PSA-Konzern, sondern auch der Erstling in diesem Segment und damit buchstäblich Avantgarde – der Rest der Garde voraus.