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DS 7 Crossback: Nicht alles, was Deutsch ist, glänzt.

La vie est belle

DS 7 Crossback: Nicht alles, was Deutsch ist, glänzt.

Noch vor kurzem veredelte die PSA-Tochter DS Automobiles Fahrzeuge von Citroen, nun wollen sich die Franzosen mit dem DS 7 Crossback als eigenständiger Hersteller etablieren. Ein umgekehrtes Maybach-Schicksal quasi.

Text: Maximilian Barcelli

Und natürlich muss das erste, nicht adoptierte Kind von DS ein SUV sein. Weil das Segment halt boomt, Crossover weggehen wie warme Semmerln und überhaupt und sowieso. Da diese Dinger aber eben unaufhörlich aus der Erde sprießen, ist es auch kein leichtes Unterfangen, aus der Sport Utility Vehicle-Masse hervor zu stechen. Der DS 7 Crossback hebt sich allerdings, wie das goldene Schaf in der grauen Herde, ab.
Dann nämlich – also im goldenen Metallic-Mantel gehüllt – wird der DS 7 Crossback zum Kopfverdreher schlechthin, was die wenigsten SUVs von sich behaupten können. Außerdem fängt er eben nicht nur die Blicke derer ein, denen das Automobil so sehr am Herzen liegt, wie dem Inder die Kuh. Auch KFZ-Banausen zeigen sich nicht unbeeindruckt. Wenig verwunderlich: Die Front gibt sich elegant und bullig zu gleich, während sich durch die Seite perfekt platzierte Sicken ziehen. Der Popsch liegt voll im Trend: Mehr Kardashian als Hilton!
Allerdings ist es vor allem diese imposante Lichtshow, die den DS 7 Crossback so edel erscheinen lässt. Wird der Franzose gestartet, so drehen sich die Frontleuchten elegant in Richtung Straße. In den hinteren Leuchten ist ein kristallines Muster zu finden, das eigentlich keines ist, sondern eine Hommage an das Markenlogo.


Eben diese Hommage an das Markenlogo ist auch an den verschiedensten Stellen im Innenraum zu finden. Ob die Schalter am Mitteltunnel, den Drehregler für die Lautstärke oder die Fensterheber auf den billigen Plätzen, die eigentlich alles andere als billig sind: Das charakterstarke Muster ziert sich durchs gesamte Interieur.
So ganz grundsätzlich spielt der DS 7 Crossback seine Qualitäten im Inneren aus. Die Detailverliebtheit ist unfassbar, die Verarbeitung auf höchstem Niveau. Der Materialmix brilliert – je nach Ausstattungslinie – mit unterschiedlichen Formen von Leder. Hartplastik findet man selbst an jenen Stellen nicht, wo in weit teureren Konkurrenten nicht gespart wird. DS definiert in gewisser Weise Luxus neu und setzt dem Ganzen einen französischen Stempel auf. Zusammengefasst: Ganz großes Kino.
Stichwort Kino: Digital lässt sich der PSA-Konzern ebenfalls nicht bitten. Tat er aber auch noch nie. Via 12-Zoll-Touch-Display wird das Infotainment gesteuert, das digitale Armaturenbrett zeigt von Navigation bis hin zum Verbrauch alles und noch mehr an. Auch da sticht die Detailverliebtheit im Design wieder hervor: Kein kühle, meist sehr deutsche Präzision, sondern französischer Charme vom allerfeinsten.
Übrigens, wir waren ja eigentlich in Frankreich, um den neuen Vierzylinder-Ottomotor, der aus seinen zwei Litern Brennraum 225 PS schöpft, zu testen. Wenn man dann allerdings den DS 7 Crossback das erste Mal bewegt, ist es kein leichtes, seine Gedanken auf das antreibende Aggregat zu richten. Weil sich eben die große Show im Innenraum abspielt. Dennoch: Er ist souverän, der Motor. Treibt freudig, aber nicht beängstigend an. Klingt vielleicht auf der Drehzahldachterrasse ein wenig zu sportlich. Der Verbrauch pendelt sich bei forcierter Fahrweise etwas unter 10 Liter ein. Alles schwer in Ordnung, ein Selbstzünder – man traut sich’s ja gar nicht mehr sagen – passt zu so einem Reisegefährt natürlich besser.
Denn das ist der DS 7 Crossback ja: Ein Weggefährte, mit dem man gut und gerne auch die ganz langen Strecken in Angriff nimmt. Wir reden hier nicht von Istrien, eher: Transsibirische Eisenbahnroute. Die ganze Fuhre bewegt sich einfach komfortabel, bügelt an beiden Achsen Bodenwellen und Unebenheiten feinst weg. Fahrspaß ist dem SUV – vor allem mit 225 Benzin-PS – zwar kein Fremdwort, fließend spricht er’s aber nicht. Der Kurvenräuber unter seiner Gattung ist er also nicht, das können andere – Stichwort Stilfser Joch – besser. Doch wen interessiert das eigentlich bei so einem Wagen?
Was allerdings jeden immer und überall interessiert, das ist die Finanz. Mit 43.190 Euro ist man beim DS 7 Crossback mit dem 225 PS-Ottomotor und der fein werkelnden 8-Gang-Wandlerautomatik dabei. Dafür kriegt man bei BMW einen etwas größeren X3 als Handschalter und mit 150 PS starkem Diesel-Aggregat. Die Ingolstädter lassen für das Geld einen kleineren und in die Jahre gekommenen Q3 springen: 180 Benzin-PS, nicht die schlechteste Ausstattungslinie und 7 Gang S tronic. Feuchter Händedruck kostet aber extra.

Maximilian Barcelli

Bei 7.000 Touren beginnt der Spaß für den mehr begeisterten denn begnadeten Autofahrer.

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