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DS 7 BlueHDI 130: Wolke sieben

Die Weihnachtszeit ist nur selten besinnlich, aber bietet gute Herausforderungen für Testwagen. Vor allem, wenn man innerhalb von einer Woche bei drei verschiedenen Familienteilen vorstellig wird und dementsprechend viel Logistik zu bewältigen hat. Mit dem DS 7 BlueHDI 130 schwebt man so zumindest auf der Fahrt von Stress zu Stress auf Wolke sieben.

Fotos: Eryk Kepski

Denn mit dem Franzosen ersparen wir uns zumindest eine Sorge ziemlich langfristig: Als klassischer Diesel kommt man auch schwer beladen und bei zackigst-möglichem Autobahntempo (nicht vergessen, höchst besinnlich) an die 800 Kilometer weit, bevor man an Profanitäten wie eine Tankstelle denken muss. Hinzu kommt eine ordentliche Dämmung und trotz der nur 1,5 Liter Hubraum ein angemessen sonorer Selbstzünder-Sound aus dem Vierzylinder. 130 PS sind heutzutage bei gut viereinhalb Metern Länge wahrlich nicht mehr die Welt, aufgrund des Verzichts auf Hybrid-Technologie bringt der DS 7 allerdings nur rund 1.600 Kilogramm auf die Waage. So tun sich die 300 Nm Drehmoment, die an der Vorderachse ansetzen, relativ leicht.

Kernkompetenz ist beim DS 7 aber natürlich, wie schon einst bei den DS-Modellen, der Komfort. Das Auto bietet von ganz vorne bis ganz hinten reichlich Platz, so dass die diversen Geschenke, Gepäck, gelegentliche Mitfahrer und zwischenzeitlich sogar ein Christbaum easy Platz finden. Hinzu kommen in der Topausstattung Opera noch jede Menge Bequemlichkeiten. So viel Leder wie im DS 7 gibt es bei anderen Premiummarken natürlich auch, aber auch nicht ohne Weiteres und garantiert nicht ohne empfindliche Preisaufschläge. Unsere Motorisierung samt Opera-Paket kommt hingegen „nur“ auf 56.190 Euro. Das ist für ein so gediegenes Ambiente heutzutage doch ein Schnäppchen.

Schließlich geht es nicht nur um Haptik und einen modernen, eleganten Look im Cockpit. Die Ledersitze kühlen auf Wunsch (heizen sowieso) oder massieren auch mit diversen Programmen. Da möchte man kaum noch aussteigen, auch nach mehreren Stunden Fahrt. Die imposanten Fensterheber rund um den Automatikhebel wären zwar in dieser Größe nicht unbedingt notwendig gewesen, aber irgendwie will so ein Mitteltunnel ja gefüllt werden. Und nachdem alle wichtigen Funktionen auf dem Infotainment-Touchscreen und der löblichen Schnellzugriffleiste darunter eh zackig und simpel zu verwalten sind, kann DS sich diese Spielerei erlauben. Eine nette Hommage an diverse Luxus-Fahrzeuge ist natürlich die nostalgische Uhr, die sich beim Start aus der Armatur hervordreht … Bentley und Co. lassen grüßen.

Apropos grüßen. Viel zu oft und teilweise aus nicht ganz ersichtlichen Gründen melden sich im DS 7 diverse Assistenzsysteme zu Wort. Gerade auf der Autobahn bimmelt es immer wieder und auf den digitalen Instrumenten leuchtet eine Warnung und Bitte um Vorsicht auf. Aber warum genau, weiß man oft nicht so recht. Weder hat man die Fahrspurmarkierung überfahren, noch den Blick von der Straße abgewendet. Der Abstandstempomat quittiert im Test – zugegebenermaßen bei heftigem Regen und äußerst schlechter Sicht – mehrere Mal unvermittelt den Dienst, weil er die Verhältnisse als ungeeignet erachtet. Eigentlich ja sinnvoll, wenn die Technik ihre Grenzen kennt. Aber hier gibt es keinen Warnton, was schon eher sinnvoll wäre. Zu guter Letzt die Nachtsichtkamera: Ein cooles Feature, das bei Dunkelheit den Straßenrand nach etwaigen Gefahrenquellen absucht und diese dann in Ton und Bild dem Fahrer mitteilt. Mehr als einmal zwitschert uns der Kollege aber penetrant ins Ohr, weil am Gehsteig Fußgänger ganz normal spazieren gehen – ohne Anstalten zu machen, die Straße zu betreten. Da wäre noch etwas Feintuning angebracht.

Abgesehen von diesen kleinen Nickligkeiten gibt der DS 7 BlueHDI 130 aber ein rundum gelungenes Gesamtbild ab. Er sieht schon äußerlich sehr stylisch aus – die Verwandtschaft erkundigt sich des Öfteren nach dem Auto. Im Interieur überzeugt er mit Raum, Komfort und hochwertigen Features. Der Dieselmotor ist auch 2024 noch ein souveräner Antrieb für ein souveränes Auto, das lieber gleitet, statt zu hetzen. Der Bordcomputer meldet über 6.800 Kilometer einen Durchschnittsverbrauch von sieben Litern. Grundsolide. Herauszuheben ist hierbei, dass auch auf der Autobahn bei gesetzlich konformem Vollgas der Verbrauch sich bei rund siebeneinhalb Litern einpendelt. Ein Plug-in legt da gerne mal rund zwei Liter drauf.

Der DS 7 mag kein vollwertiger Ersatz für einen bis zum Rand ausgestatteten Luxusliner aus München oder Stuttgart sein. Aber vergleicht man ihn mit ähnlich großen Modellen aus diesem Dunstkreis, die in der gleichen Preisklasse spielen, fährt er ihnen in puncto Ausstattung deutlich davon. Wolke sieben für Einsteiger, wenn man so möchte. Und auch für Fortgeschrittene, wenn man auf die ganz dekadenten Extras, die man nicht braucht, sondern einfach nur will, verzichten kann.

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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