Die edlen Seiten des Lebens lassen sich in der Automobilwelt in vielen Formen genießen. Die traditionellste Form des Luxus ist in der Branche die Limousine. Gemütliches Gleiten umhüllt von samtiger Stille ist dabei der Grundgedanke. Den denkt DS nun mit dem neuen DS 9 zu Ende, den es hierzulande nur als Plug-in-Hybrid geben wird.
Fotos: Christian Houdek für DS Automobiles Austria
Und damit sind wir auch schon bei der Krux angelangt. Denn, ohne jetzt viel vorweg nehmen zu wollen, der DS 9 ist eine vielversprechende Limousine. Doch in Österreich sind Kunden bei der Antriebsauswahl vorerst einmal auf eine einzige Motorisierung beschränkt: Den E-Tense mit 225 PS, der an der Vorderachse sowohl einen Verbrenner als auch einen Elektromotor sitzen hat. Und bei ersterem handelt es sich nicht um einen gediegenen Sechszylinder, sondern um einen 1,6 Liter kleinen Turbo-Vierender mit 180 Pferden. Da schluckt der typische Käufer in der fünf-Meter-Limousinen-Klasse erstmal. Immerhin, das E-Aggregat trägt mit seinen 110 Rossen zu einer Systemleistung von 225 PS bei und dank der insgesamt 360 Nm Drehmoment fährt sich der DS 9 keinesfalls untermotorisiert. Egal ob aus dem Stand oder beim Überholen, es geht schon ordentlich was weiter. Und solange man das Gaspedal auch nicht komplett durchtritt, hält sich die Soundkulisse auch in sehr engen und noblen Grenzen. Falls doch, kommt allerdings eher Kompaktwagen-Feeling auf, wenn der Benziner in höhere Drehzahlbereiche gequält wird und das mit einem quengeligen Dröhnen quittiert. Dafür kann man bis zu 135 km/h und rund 50 Kilometer lang auch rein elektrisch dahinsausen und hört dabei gar nichts.
Und der Allradantrieb fällt weg. Zumindest bis Anfang 2022, wenn dann die zweite Motorisierung aufschlägt. Die heißt E-Tense 4×4 und sorgt mit einem zweiten E-Motor an der Heckachse für vierfachen Vortrieb. 360 PS Systemleistung und 520 Nm Drehmoment lesen sich dann schon ziemlich stattlich, ein Sprintwert von 5,6 Sekunden (im Vergleich zu 8,7 im E-Tense) unterstreicht das. Wir konnten diese Motorisierung bereits in einem Prototypen antesten und auch wenn der DS 9 damit nochmals souveräner wirkt, ganz kann er den Vierzylinder unter der Haube auch wieder nicht ausmerzen. Wieder: Das betrifft weder die Beschleunigung noch den Topspeed, der mit 250 km/h (240 im E-Tense) auch einem M nicht hinterherhinkt, sondern „nur“ die Klangkulisse bei Vollast und das Gefühl des Fahrers. Wobei doch, ein weiterer Punkt wäre da noch: Da das Hybridsystem Platz braucht, ist der Tank mit 42 Litern für eine Reiselimousine doch arg klein geraten. Wer also länger über die Autobahn wetzt, wird deutlich öfter tanken müssen als etwa in einem Mercedes E 300, der 24 Liter mehr mitführt.
Warum gerade der Vergleich mit Mercedes? Weil der DS 9 ganz deutlich diesen Anspruch hat. Denn so elegant wie die Außenhaut gestaltet ist und so edel wie das Interieur sich gibt, möchte man durchaus im Luxus-Olymp ein Plätzchen finden. Die Silhouette des DS 9 ist klassisch gezeichnet, kleine DS-typische Spielereien wie die Metallleiste auf der Motorhaube oder die von den Heckleuchten ins Blech verlaufenden Chromleisten setzen spannende Akzente. Leuchten sind ja generell das Ding von DS. So einen glasklaren Blick wie jenen aus den Scheinwerfern des DS 9 sieht man selten, und die kunstvollen Gebilde in den Heckleuchten machen Lust aufs Hinterherfahren.
Im Innenraum meldet DS dann endgültig obersten Premiumanspruch an. Ab 53.450 Euro kann man in den DS 9 einsteigen, der 4×4 wird 63.950 kosten. Mit an Bord ist Leder in rauhen Mengen. In der getesteten 54.700 Euro teuren Rivoli + sind die Sitze sowieso komplett damit bezogen und DS-typisch extrem komfortabel, doch auch das Armaturenbrett wird in Leder gehüllt. Wer sich die unten zu sehende Opera-Ausstattung gönnt, kann die ganze Geschichte neben Schwarz auch in edlem Dunkelrot bestellen und findet dann erst recht kaum noch einen Fleck im Auto, der nicht mit Nappaleder oder Alcantara bezogen ist. Schalter und Knöpfe können die Franzosen sowieso wie kein zweiter, das Bedienen der Lenkradtasten ist eine wahre Freude. Nur die Heckkamera kann man heutzutage nicht anders als als Peinlichkeit bezeichnen. Die liefert nämlich ein Bild, das an Youtube-Videos aus den frühen 2000ern erinnert – das kann mittlerweile jeder Kleinwagen viel, viel besser. Schon klar, es handelt sich hierbei um ein Konzernteil. Aber wenn der DS 9 nicht die perfekte Gelegenheit war, dieses Stück Technologie zu erneuern, wann dann?
Bei DS betont man, dass der DS 9 auch eine echte Chauffeurslimousine sein kann. Wir haben es ausprobiert und uns in einem Opera-9er ein bisschen fahren lassen, während wir vom Rücksitz aus alles argwöhnisch inspiziert haben. Die hinteren Sitze werden auf Wunsch durch eine massive Konsole getrennt, in der man das heutzutage essentielle Bedienungs-Tablet findet. Alle vier Insassen können sich von ihren Sitzen beheizen, belüften und massieren lassen – das ist schon große Klasse. Fast schon S-Klasse, sozusagen. Ach ja, der Aufpreis für das Pomp-Paket beträgt 3.800 Euro. Womit wir beim Clou angekommen wären. Für unter 60.000 Euro bekommt man bei DS eine Limousine, die in puncto Design und Eleganz so gut wie keine Wünsche offen lässt. Bestellt man Vergleichbares aus Deutschland, blecht man locker ein paar zehntausend Euro mehr. Konkret: Einen E 300 bekommt man hierzulande ab 63.360 Euro. Da hat man dann zwar 33 PS mehr, aber keinen Plug-in-Hybriden, Stoff- statt Ledersitze, 17- statt 19-Zöller, bla bla bla. Auch wenn der DS 9 natürlich nicht billig ist, ein Schnäppchen ist er im Konkurrenzvergleich doch.
Egal ob hinter dem Steuer oder schräg hinter dem Fahrer, im DS 9 wird man sehr gediegen bewegt. Sport kann er auch im Sportmodus nicht wirklich, das sollte einen in diesem Auto aber nicht stören. Er ist sanft, aber nicht wacklig abgestimmt und nimmt Bodenwellen gelassen hin. Flotte Kurvenfahrt auf der Landstraße stellt ihn jedenfalls auch nicht vor Probleme, auch wenn er besonders auf der Autobahn und dank des Hybridantriebs eben auch in der Stadt glänzt. Komplimente für den Auftritt haben wir bei unserer Testfahrt reichlich geerntet. Wer Luxus ohne Protz sucht, wird beim DS 9 fündig. Er knallt zwar vielleicht nicht so laut wie andere Fahrzeuge in diesem Segment, doch der Champagner schmeckt dennoch genauso gut.