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E-Klasse Coupé: Die Unvernunft lockt

Vernünftig sein oder doch…

…im E-Klasse Coupé sitzen?

Wenn das E-Klasse Coupé Mitte März die Modellfamilie ergänzt, will es die Business-Elite mit dem süßen Duft der Unvernunft zumindest für ein paar Kilometer vom geschäftigen Treiben in den Führungsetagen ablenken. Wer für das anfängliche Einstiegsmodell E 200 mindestens 49.052 Euro überweist, zahlt zwar 6.000 Euro mehr als für die Grundversion der vergleichbaren Limousine, wird dafür aber auch mit einer besonders luxuriösen Leichtigkeit des Seins entschädigt.

Von Thomas Geiger

Das beginnt beim Design, das die Sindelfinger Schönfärber noch weiter reduziert und damit noch weiter raffiniert haben. Weniger Kanten, dafür mehr Konturen, keine Linien und Sicken sondern nur Licht und Schatten formen die Flächen und lassen das Coupé wie eine Skulptur auf Rädern wirken – nur dass sie bereits im Stand nach Speed aussieht.

Und das ist im Innenraum noch lange nicht zu Ende. Nachdem die E-Klasse mit ihrem Cinemascope-Cockpit ohnehin schon – je nach persönlichem Geschmack – etwas verführerischer oder verspielter – als die Konkurrenz aus München oder Ingolstadt auftritt, unterstreichen nun funkelnde Lüfterdüsen im Stil von Luxus-Lunetten den Abstand zum Alltag zwischen den Aktendeckeln, es gibt sehr auffällige Zierkonsolen und so progressive Farbwelten, dass die Designer lange mit dem Vorstand darum ringen mussten. Selbst der sonst so schnöde Zündschlüssel wirkt plötzlich wie ein Schmuckstück und erinnert an eine Riva-Yacht.

Auch beim Fahren fühlt man einen Unterschied: Objektiv, weil das Coupé zwei Zentimeter tiefer liegt als die Limousine und ein wenig verbindlicher abgestimmt ist. Und subjektiv, weil man nicht teilnahmslos hinten im Sessel hängt und im Kopf seine Termine sortiert, sondern weil man engagiert ins Lenkrad greift, den Blick über die Powerdomes auf der Haube an die Fahrbahn heftet und so jeden Kilometer genießt. Wo es sonst um ein möglichst entspanntes Ankommen geht, kann die Fahrt im Coupé gar nicht lange genug dauern und wie es sich für einen Gran Turismo gehört, wird plötzlich der Weg wieder zum Ziel.

Natürlich verstärkt sich dieser Effekt mit der Motorleistung und man kann sich schon jetzt auf die AMG-Modelle freuen. Doch wer nicht auf E 43 oder E 63 warten will, der ist auch mit dem E 400 gut bedient. 333 PS und bis zu 480 Nm, eine schnelle Neungang-Automatik und zumindest im Dynamic-Modus ein gieriges Knurren – das reicht für einen Sprint von 0 auf 100 in 5,3 Sekunden und mühelose 250 km/h bei Vollgas. Vor allem aber reicht das für den kleinen Endorphinschub zwischendurch und der serienmäßige Allradantrieb sorgt dafür, dass sich unter das Glückshormon nicht allzu viel Adrenalin mischt.

Neben dem mindestens 64.807 Euro teuren Top-Modell haben die Schwaben zum Start als weitere Benziner den E200 mit 184 und den E 300 mit 245 PS sowie für die die Ölbrenner einen 194 PS starken E220d im Angebot. Damit sinkt der Preis auf bis zu 49.051 Euro und der Normverbrauch von 8,1 auf 4,0 Liter – ein bisschen Vernunft muss bei all dem Vergnügen wohl trotzdem sein.

Von Farben und Formen einmal abgesehen, sind die Unterschiede zu Limousine und Kombi gering – das gilt für den Antrieb genau wie für die Ausstattung. Aber dafür sind die Unterschiede zum Vorgänger umso größer. Zuletzt eher in der C-Klasse zu Hause, nutzt das neue Coupé nicht nur den Namen der E-Klasse, sondern auch deren Plattform und wird entsprechend größer: Die Länge wächst um zwölf und der Radstand um elf Zentimeter und auch in der Breite legt das Coupé um sieben Zentimeter zu.

Das Ergebnis: Wer sich erst einmal an den rahmenlosen Türen vorbei nach hinten geschält hat, kann auch im Fond des jetzt 4,83 Meter langen Schaustücks ganz vernünftig sitzen. Und vorne fährt man natürlich ganz genauso gut wie in Limousine und Kombi – nur dass die Sitze einen Hauch tiefer montiert sind, die Polster etwas verspielter wirken und man sich nicht einmal um den Gurt kümmern muss. Denn der wird den gut situierten Genießern in den Zweitürern von Mercedes traditionell von einem elektrischen Butler gereicht. Auch das verstehen die Schwaben unter luxuriöser Leichtigkeit.

Zwar verschieben sich die Prioritäten bei der E-Klasse schon mit dem Coupé vom Geschäft zum Genuss. Doch ist der Gipfel der Genüsse damit noch nicht erreicht. Den erklimmt der Benz fürs Business erst im Spätsommer, wenn er als Cabrio die Hüllen fallen lässt und zum vornehmen Sonnenfänger wird

Jakob Stantejsky

Freut sich immer, wenn ein Auto ein bisserl anders ist. Lieber zu viel Pfeffer als geschmacklos.

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